Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/6

~ ,;q- -~ l ~-1... i ~ ; • 'l I sieyr Kultur der Kimmerier bei der Hallstatt- Ausstellung Zu der vom Land Oberösterreich veran- stalteten internationalen Ausstellung „Die Hallstattkultur - Frühform europäischer Einheit", die im Schloß Lamberg zu Steyr zu sehen ist und bereits über 100.000 Besucher aus allen Erdteilen angelockt hat, kamen wertvolle Exponate aus der Sowjetunion. Unter ihnen befinden sich 95 Objekte, die dem Betrachter die Bekannt- schaft mit einem fast vergessenen Volk der Hallstattkultur vermitteln: den Kimme- riern. Erstmals werden die Kimmerier in der Odyssee als ein Volk genannt, das an den äußersten Grenzen der bewohnten Welt lebte. Die Suche nach kimmerischen Spu- ren in den ·Steppen des Schwarzmeerge- bietes ist schon lange ein besonderes An- liegen der Wissenschaft. Mit Ausgang der Bronzezeit wohnten in den südlichen Ge- bieten des europäischen Teils der Sowjet- union halbseßhafte Stämme von Vieh- züchtern und Ackerbauern, deren Kultur den Namen Balkengräberkultur bekam. In das Territorium, das von diesen Stämmen besetzt war, drangen im 10. Jahrhundert vor Christus aus den östlichen Gebieten der eurasischen Steppe Nomaden ein, die eine Reihe eigentümlicher kultureller Ele- mente, insbesondere Waffen und Zaum- zeugbeschläge von neuem Typus einführ- ten. Durch Verschmelzung von lokalen und zugewanderten ethnischen Elementen formierte sich die kimmerische Kultur. Sie zeichnet sich durch einen allmählichen Übergang von der Bronze zum Eisen aus , ferner durch die nomadisierende Lebens- weise, aber auch durch die Entstehung einer Spezialbewaffnung für berittene Bo- genschützen. Als Leihgaben der archäologischen Mu- seen in Kiew und Odessa kamen Funde aus den Dörfern Subbotowo und Gerbino nach Steyr, darunter befinden sich die ältesten kimmerischen Dolche und Schwerter aus dem 10. und 9. Jahrhundert vor Christus. Kiew schickte auch den vollständigsten Fundkomplex aus der Endphase der kimmerischen Kultur (8. und 7. Jahrhundert v. Chr.). Besonders bemerkenswert sind die durchbrochenen Riemenbeschläge, die man früher nur durch Abbildungen auf assyrischen Pala- streliefs kannte. 171201

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