Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/6

Berichte D as Konzert des Kammerorchesters der städtischen Musikschule am Samstag, dem 17. Mai im Domini- kanersaal , veranstaltet vom Kulturamt der Stadt Steyr, stand ganz im Zeichen von zwei Nachwuchsmusikern, welche ihre Grundausbildung an der hiesigen Musik- schule erhielten und zur Zeit ihre weitere Vervollkommnung an der Musikakademie Wien erwerben. Orchesterkonzert im Zeichen begabter Solisten Johann Hausreither, welcher bereits das Lehramt für Musik erworben hat und sich für die Konzertlaufbahn weiterbildet, hat auf der Klarinette einen heute schon kon- zertreifen Standard erreicht. Sein Ton ist wohltönend, die Technik beachtlich, seine Tonskala hat bereits einen bemerkenswer- ten Umfang erreicht, der besonders in den hohen Lagen eine staunenswerte Präzision und Klangreinheit aufweist. Das gewählte Stück, Introduktion und Thema mit Varia- tionen für Soloklarinette und Orchester (2 Flöten, Fagott, 2 Hörner und Streicher) von Gioacchino Rossini, bot ihm reichlich Gelegenheit, seine hohe Musikalität wie die differenzierte Wiedergabe des tech- nisch überaus anspruchsvollen Werkes unter Beweis zu stellen . Das Orchester begleitete unter der Führung von Prof. R. Nones zurückhaltend und ermöglichte so dem Solisten die volle Entfaltung seines Könnens. Michael Radanovics, welcher die Orche- stermusikerlaufbahn anstrebt, stellte sich mit dem Violinkonzert in a-Moll, BWV 1041 , von Joh. Seb. Bach 1720 in Köthen geschrieben , überzeugend vor. Vorzüg- liche Intonationsreinheit, gediegene Tech- nik und ein überaus warmer, klangvoller Ton zeichnen sein Spiel aus. Gutes Ein- fühlungsvermögen in die barocke Klang- welt wurde in allen drei Sätzen des Kon- zerts hörbar, wobei der Geiger die Kanti- lene des Andante besonders klangschön vortrug. Das Begleitorchester, diesmal nur Streicher„ musizierte wiederum exakt, war aber vor allem in den ersten beiden Sätzen öfters nahe daran, den Solisten zu über- spielen . Diesen beiden Werken war ein Diverti- mento von Harald Genzmer vorangestellt, einem beachtenswerten Vertreter der mo- dernen Richtung. In diesem viersätzigen Werk hat die Bitonalität, das Nebeneinan- der von Dur und Moll, das bewußte Setzen von Dissonanzen Vorrang, wenn auch immer wieder tonale Wendungen an die Tradition erinnern. Hier hat sich das Eindrucksvolles Chorkonzert Das Chorkonzert des ASB „Stahlklang" am 4. Juni im Casinosaal war ein würdiger künstlerischer Beitrag zu den vielen Ver- anstaltungen im Rahmen der Jubiläums- feierlichkeiten der Stadt Steyr. Die relativ kleine Chorgemeinschaft, 19 Frauen und 14 Männer, bot eine beachtenswerte Lei- stung. Chorleiter Prof. Alfred Bischof, Lehrer an der Musikschule Garsten, hat alle stimmlichen Kräfte mobilisiert, die einem Laienchor zur Verfügung stehen. Er ist ein Meister des Details und versteht es, feinste Nuancen vortrefflich herauszuar- beiten. Abgesehen von der fast idealen Kongruenz zwischen den vier Stimmen, der wunderschönen Dynamik und Phra- sierung im Vortrag besticht der Chor durch eine staunenswert klare Aussprache. Dies kam besonders im ersten Teil des vielgestaltigen Programmes zum Aus- druck. Bekannte Wanderlieder, zweimal vom Chorleiter auf dem Klavier selbst begleitet, wechselten mit reizenden Volks- weisen und alpenländischen Gesängen ab. Disziplin und präzise Wiedergabe mach- ten das Anhören genußvoll und fanden entsprechendes Echo bei den begeisterten steyr Michael Radano- vics war der Solist des Violinkonzertes. Foto: Kranzmayr Zuhörern, welche den Saal fast gänzlich füllten. Im zweiten Teil gab es Werke verschiedenster Gattung zu hören. Künst- lerischen Ansprüchen genügte vor allem die Wiedergabe eines großartig vorgetra- genen Variationswerkes über „Die Forel- le" von Franz Schubert mit bekannten Themen anderer Meister. Den vielen Feiern zur Wiederkehr des 100. Geburtstages von Robert Stolz wurde ebenfalls Rechnung getragen. Drei be- kannte Melodien, am Klavier vom Chor- leiter temperamentvoll begleitet, erhielten besonders reichen Beifall. Mit verschiede- nen Liedsätzen aus anderen Ländern, in denen sich Fritz Reisner als Solist bei „La Orchester tadellos bewährt. Der Dirigent konnte seine Dynamik und Vitalität er- folgreich den Musikern, zwei Flötisten und Streicher, vermitteln und damit eine vorzügliche Wiedergabe erzielen. Der Abschluß des Konzertes war Mo- zart vorbehalten. Das Divertimento Nr. 11 in D, KV 251 , 1776 entstanden, wurde für eine Oboe, zwei Hörner und Streicher geschrieben. In der heutigen Aufführung wurde der Oboenpart von der Flöte und sporadisch von der Klarinette übernom- men. Obwohl recht sauber und beschwingt musiziert wurde, kam der Mozartsche Geist, jene unergründliche Mischung ah- nungsvoller Dämonie und Schwermut ei- nerseits sowie seraphischer Helle und lieb- licher Heiterkeit andererseits, kaum zum Durchbruch, was vor allem im wunder- schönen Andantino hätte deutlich werden können. Doch davon abgesehen war es ein beachtliches Konzert und die Zuhörer, welche den Saal bis zum letzten Platz füllten, spendeten reichen, herzlichen Bei- fall , welcher diesmal vor allem den beiden jungen Solisten galt. J. F . Montanara" trefflich bewährte, schloß sich der Reigen des geschmackvollen Program- mes . Zum Todestag des großen Operetten- schöpfers Jacques Offenbach vor 100 Jah- ren erklang noch der berühmte Can-Can aus „Orpheus in der Unterwelt". Zwei kleine Zugaben waren dank des Chores für den begeisterten, reichen Beifall der Zuhörer. Dank gebührt aber auch dem Sprecher, OAR Walter Radmoser, welcher in überaus netter Weise durch das ab- wechslungsreiche Programm führte. Der Abend, mit Unterstützung des Kul- turamtes durchgeführt, war eine erfolg- reiche Werbung für die 100-Jahr-Feier des Vereines im kommenden Jahr. J. F. 15 / 199

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