Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/6

Kultur- Die kleinen Galerien - offeneTüren von Mensch zu Mensch art & work fräsentiert Aquarelle von Edith Kerb , Fritz Retzl und Rudolf Gabat S ie nennen sich „Autodidakten", Kunst- snobs geben diesem Wort einen abwer- tenden Ton. Was soll's? Ein Autodidakt ist „ein sich selbst Belehrender", ein Grübler über dem, was er schaffen möchte, und wenn er nach Vorbildern greift, so ist ihm das nicht zu verübeln. ,, Sieh das Gewohnte stets zum erstenmal, So hat sich alles Schauen dir gelohnt. Bleibt nur, was ruhen will, von deinem Drang verschont, So wird dir das Entlegene banal Und neu das Nahe und wie ungewohnt." Karl Kraus Zu den Aquarellen Edith Kerbls: Kraft hinter zartem Vorhang - die Sonnenblu- men, noch zurückgehalten vom lodernden Ausdruck, sanftem Grün untergeordnet - eine feine Winterlandschaft, Jugoslawien - Bilder in fließenden Farben, DER OLIVENBAUM, Porträt eines Knaben, Gesicht vor dem Erwachen, und das Por- trät eines Mannes, der in zehn Jahren vielleicht so aussehen wird , aber alles ist schon vorbereitet, im Skeptischen, Prüfen- den, in sich Bohrenden .. . Dann sieht man eindrucksvolle Bilder von Rudolf Gabat (geb. 1932 in Wels), düstere, südliche Landschaften mit Grab- steinen und Zypressen, dunkle Gärten mit Industrielandschaften im Hintergrund, und, wenn man bis zu den Mappen vor- dringt, ,,Hexenträume", Frauen werden zu Bäumen - oder umgekehrt -? (Mappe mit fünf Drucken, signiert, S 600.-). Der Steyrer Fritz Retz! bringt schöne Aquarelle mit blassem Himmel, grün und hellbraunen Farben, ein Bauernhaus in Wolfern, eine Ruine, ein Dorf, alles hier angesiedelt. Retz! ist Elektroschweißer in den Steyr-Werken. Und nun sollte man noch Roswitha Jurkowsky nennen, sie steht nicht auf der Einladung, aber ihre Blätter mit den wei- Ein musikalischer Höhepunkt im Jubiläumsjahr Aufführung der „Schöpfung" in der Michaelerkirche Haydns Oratorien „Die Schöpfung" und ,,Die Jahreszeiten" gehören zu den lieb- lichsten, heitersten und bekanntesten Werken dieser Gattung. Sie begeisterten immer wieder und schenkten Zuhörern und Ausführenden gleichermaßen erhe- bende Freude. Im Rahmen der Festlich- keiten zur 1000-Jahr-Feier der Stadt Steyr wurde am 31. Mai „Die Schöpfung" vom Madrigalchor Steyr zum zweiten Mal (nach sechs Jahren) aufgeführt. Die vor- wiegend jugendlichen Sängerinnen und Sänger, gegen 140 an der Zahl, boten wiederum mustergültigen Gesang mit Klangschönheit, reinster Intonation und beachtlicher Dynamik bei klarer Ausspra- che. Prof. Otto Sulzer hat erneut muster- gültige Vorbereitungsarbeit geleistet und im Konzert den Chor souverän geführt. Dagegen fielen die Instrumentalisten, Mit- glieder des Brucknerorchesters Linz, im Gesamteindruck hörbar ab. Schienen die Blechbläser stellenweise zu laut zu sein, vermißte man bei den Streichern die ge- 14/198 wohnte Homogenität und Exaktheit; die Holzbläser konnten sich gut in Szene set- zen. Zeitbedingter Probenmangel dürfte hier die Ursache gewesen sein. Das Solistenterzett war wie beim ersten Mal besetzt. Die Erwartungen wurden glänzend erfüllt: Frau Gundi Klebei hat nichts von ihrem schlanken, ausgefeilten Sopran eingebüßt, ihre Phrasierung und Rezitativkunst sind nach wie vor ausge- _zeichnet. Herr Kurt Equiluz bestätigte sich erneut als hervorragender Oratoriensän- ger, durch seine Kleidung fiel er allerdings unangenehm aus dem überaus festlichen Rahmen. Herr Friedrich Ofner überzeugte durch seine mächtige Tonfülle und den beacht- lichen Tonumf~!lg. Beglückend hörte man die klangliche Ubereinstimmung des Soli- stenterzetts. Prof. Johann Wilfried Hübl am Cembalo führte das Continuo bei den Rezitativen exakt und sicher. Das Publi- kum, welches die Kirche bis zum letzten Platz füllte , spendete viel Beifall. J. F. ßen ungarischen Rindern und den hellen Wolken, oder die Donaulandschaft bei Krems sind beachtenswert. Den Galeriebesitzer(innen) Monika Schimek und Gabriele Hunger mit ihren Künstlermännern möchte man weiterhin viel Erfolg wünschen, nur wäre der Ein- druck nachhaltiger, wenn man nicht zu viele Künstler auf kleinstem Raum prä- sentierte. D. D. „Da blinzelte der Drache ... Schüler lasen ihre selbstgedichteten Sagen vor Die tausendjährige Stadt gibt Anlaß zu vielen Aktionen, jeder will zu diesem be- sonderen Geburtstag einen Beitrag leisten ; so auch die Lehrer und Schüler des BG Steyr. Ein Einfall war es, Kinder der Unterstufe anzuregen, sich auf persönliche Weise mit der Geschichte der Stadt Steyr auseinanderzusetzen. Sie sollten Sagen über ihre Heimatstadt erfinden, und dies taten sie mit Feuereifer. Es war sozusagen ein Schuß ins Schwarze, denn in diesem Alter ist es noch möglich, Phantasie und Wirklichkeit miteinander zu verschmel- zen, erfundene Gestalten zum Leben zu erwecken. So gesehen sind Gott und Teu- fel , Zwerg und Drache echt, die Sagen werden zu Erlebnisaufsätzen. Die behan- delten Themen reichen von bekannten Bauwerken der Altstadt bis zu sagenum- wobenen Gegenden der Umgebung. Fra- gen über Entstehung und Bezeichnang erfahren oft eine verblüffend einfache Lö- sung: So kam z. B. das Schloß Lamberg zu seinem Namen, weil der Schloßherr so sanft wie ein Lamm war. Erfreulich ist jedesmal die Ursprünglichkeit, die herzer- frischende Art, mit den Ungeheuern um- zugehen, das Böse zu ~esiegen . ,, . .. Er ging in die Höhle und stach ihm sein Schwert tief in die Brust; da blinzelte der Drache und wachte auf. Mich! riß ihm das Schwert wieder heraus und stach noch einige Male zu, bis der Drache tot war!" Es ist der Literaturgruppe Steyr im OÖ. Volksbildungswerk, namentlich Frau Dora Dunkl, zu verdanken, daß sie diese Lesung im Hotel Minichmayr ermöglichte. Es war für alle jungen Autoren der erste öffenfliche Auftritt, und sie nahmen die Sache sehr ernst. Herr Dir. Dr. Karl Mayer dankte den Schülern und Veranstaltern, er war er- staunt über die schöpferischen Kräfte die- ser jungen Menschen , und er meinte es auch ernst, wenn er sagte, er habe an diesem Nachmittag viel dazugelernt. M. Kr. steyr

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