Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/5

Beachtliches Niveau des Steyrer Sinfonieorchesters Das Konzert der Gesellschaft der Mu- sikfreunde Steyr im Stadttheater am Frei- tag, 25. April, zur Eröffnung der Landes- ausstellung „Die Hallstattkultur", wurde vor zahlreichen Zuhörern ein schöner Er- folg. Das Bemühen, der Eifer, die vorbild- liche Konzentration und Disziplin dieser begeisterten Musikeramateure trägt be- reits Früchte. Der Fortschritt zum ersten öffentlichen Auftreten war unüberhörbar. Das Einverständnis mit den Intentionen des Dirigenten, Prof. Rudolf Nones, war stets gegenwärtig, seine sichere, zielstrebi- ge Führung holte aus dem Orchester das Bestmögliche heraus. Schon in der Sinfonia D-Dur von J. Chr. Bach (1735 bis 1782), einem dreisätzigen, anmutigen Werk, erfreute der volle Strei- cherklang, wirksam unterstützt vom da- mals üblichen Bläsersatz ohne Klarinet- ten . Kernstück des Abends wurde die Wiedergabe des 1. Klavierkonzertes in C-Dur, op. 15 von L. v. Beethoven aus dem Jahre 1798. Der Solist Hans Peter- mandl, seit Jahren arrivierter Pianist und häufiger Gast in unserer Stadt, ließ in seiner Interpretation des jugendfrischen Werkes keine Wünsche offen. Fundierte Technik, tief empfundene Melodik sowie die typisch Beethovensche Rhythmik ka- men ausgewogen zur Geltung. Das beglei- tende Orchester paßte sich dem Solisten mustergültig an, vom Dirigenten einfühl- sam geführt. Prof Rudolf Nones dirigiert e das Konzert des Stey rer Sinfonieorchesters. persönlichen Entwicklung steht , zeichnet sich neben der bereits typischen Melodik und Harmonik vor allem durch den lied- haften Grundcharakter aus. Beschwingte Kantilene findet sich in jedem Satz.--Oa dieses Werk dem Orchester besonders gut Li egt, konnten sich die Zuhörer an einer geschlossenen Darbietung erfreuen. Es gab reichen , herzlichen und verdienten Beifall für alle. J. F. Die Sinfonie Nr. 5 in B-Dur, DV 485 von Franz Schubert , 1816 für ein Liebha- berorchester komponiert, erfuhr eine be- achtliche Gestaltung. Dieses Werk, mit dem Schubert am Beginn seiner großen Fortsetzung von Seite 1 i Bezirks-Bläsertag in Gleink mit 627 Musikern einiges zu sagen hat und ihn schließlich anschreit: ,,Mir is wurscht, i geh ham, i fahr nach Alaska und friß den Eisberg auf!" Man läßt sich eben lieber über das Poetische zum Nachdenken verlocken als durch Weltverbesserungssongs. Man muß der Gruppe zugute halten, daß sie nie penetrant den moralischen Zeigefinger er- hebt, nie tierisch-ernst argumentiert, Texte und Musik sind satirisch entschärft, kabe- rettistisch aufgelockert, pantomimisch unterstützt, selbstironisch bespiegelt. Mu~ikalisch haben die politischen Bar- den Uberdurchschnittliches zu bieten. Sie spannen den Bogen von eigenständigen Rock- und Folk-Rhythmen bis zum ein- fallsreich-arrangierten Wienerlied. Immer ist der hämmernde Rhythmus in seiner Aussagekraft dem Text gleichgestellt. Alles in allem: ein hervorragend gelungener „Auflauf", der es nicht nötig hätte, auf den Ausläufern der Dialektwelle mitzu- schwimmen. Das vorwiegend junge Publi- kum ging auf Anhieb mit, steigerte sich zu echter Begeisterung, erklatschte und er- trampelte sich mehrere Zugaben. M. K. 18/162 Der Bezirksb läsertag 1980 am 26. und 27. April wurde auch heuer wieder unter der Patronanz des Kulturamtes Steyr im akustisch sehr gut geeigneten Turnsaal des Caritas-Jugendheimes Steyr / Gleink abge- halten. Bezirksobmann OSR Dir. A. For- ster begrüßte an beiden Tagen die recht zahlreich vorhandenen Zuhörer, die bei- den Juroren Kaindl und Schiller, vor al- lem aber Dr. K. Aigner aus Amstetten, der wiederum in eindrucksvoller Art die ein- zelnen Musikkapellen vorstell te und über die Werke, deren Komponisten bzw. Bear- beiter viel Interessantes zu berichten wuß- te. Zum Wertungsspiel fanden sich 18 Ver- eine mit 627 Musikern ein, von denen - besonders erfreulich - 255 unter 20 Jahre alt waren. Daß auch 60 Mädchen mitspiel- ten, verdient besonders vermerkt zu wer- den . Alle vier Leistungsgruppen waren vertreten. Bei der neuen Wertung erreich- ten acht Kapellen einen ausgezeichneten, sie ben den sehr gu ten und nur drei einen guten Gesamterfolg. Dami t konnte das Leistungsniveau im Vergleich zum Vor- jahr ungefähr gleich gehalten werden. Obwohl die Stadtkapelle Steyr im Rah- men der 1000-Jahr-Feiern und zum eige- nen 300jährigen Bestehen vie len Ver- pflichtungen nachkommen muß, war auch sie mit 51 Musikern unter der bewährten Stabführung von MD Prof. Rudolf Nones vertreten. Mit dem Pflichtstück „Altunga- rische Tänze" von Jenö Takacs in der Bearbeitung von Prof. Mesner, einer fünf- sätzigen Suite, bewies die Stadtkapelle erneut ihr hohes künstlerisches Format. Der großartige Gesamteindruck wurde in der Wiedergabe der „Oberon"-Ouvertü re von C. M. v. Weber, arrangiert von F. J. Bräuer, noch vers tärkt. Grandios war die berauschende Klangfülle, bewunderns- wert das intonationsreine und präzise Zu- sammenspiel der einzelnen Instrumenten- gruppen . Höchste Bewertung und rei- cher Beifall belohnten das Dargebotene. Anschließend wirkte die Stadtkapelle bei der Radiosendung „Autofahrer unter- wegs" mit, welche vom Stadtsaal Steyr übertragen wurde. J. F. Steyr

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