Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/5

5. Jahrhunderts vor Christus wohl noch nie dargeboten wurde. Der außerordent- liche und hohe Besuch dieses Eröffnungs- aktes aus vielen europäischen Ländern und auch aus Österreich ist hiefür zusätz- licher Beweis. Schon vor etwa zwölf Jah- ren war es mir gegönnt, die aus Österreich stammenden Exponate, angereichert durch einige Ausstellungsstücke aus Mäh- ren, in Brünn, Preßburg und Prag in meiner damaligen Funktion als österrei- chischer Gesandter in der tschechoslowa- kischen sozialistischen Republik als HaU- stat tausstellung zu eröffnen. Mit Freude erinnere ich mich daran, daß damals diese Ausstellung in den drei großen Städten der CSSR einen begeisternden und sehr großen Widerhall gefunden hat. Um wie- viel aussagekräftiger aber ist nunmehr die- se Ausstellung, zeigt sie doch tatsächlich die kulturelle Einheit eines Raumes, der vom heutigen Ostfrankreich bis zur Bal- kanhalbinsel reichte. Wenn ich dabei das Wort ,kulturelle Einheit' verwende, dann verstehe ich darunter nicht eine kulturelle Gleichhaftigkeit - die Ausstellung zeigt dies sehr deutLich -, sondern eine gemein- same Kulturstufe, die in verschiedenen Regionen ihre Untergliederung und auch ihre besondere Blütezeit gefunden hat. Die Liste der Leihgeber, deren Exponate unter der klugen wissenschaftlichen Leitung des Herrn Hofrates Dr. Angeli vom Naturhi- storischen Muse um in Wien mit einem sehr erfahrenen Stab wissenschaftlicher Mitarbeiter hier anschaulich gemacht wer- den, ist eine tatsächlich gesamteuropäische Zusammenstellung großer Museen unse- res Kontinents. So verwirklichen sich zweieinhalb Jahrtausende nach dem Be- stehen dieser Kultur auf einem einge- schränkten Sachgebiet wieder zur europä- ischen Einheit, die zur Zeit der Hallsta tt- kultur wohl kaum mit politischer Struktur, wohl aber in der Form eines gemeinsamen Lebenskonzepts bestanden haben mag. Daß diese Kultur und die Menschen, die sie trugen, auch schon damals den Aus- tausch mit anderen Kulturen , vor allem aus dem Süden pflegten, mag uns ein Nachweis dafür sein, daß über Wirtschaft- liche und kulturelle Zusammenarbeit zwar kaum jemals so viel gesprochen wurde wie 12/156 Stierfigur, Bronze, 7. J h. v. Chr. Die Salinenkapelle Hallstall empfing Bundespräsident Dr. Kirchschläger im Hof des Schlos- ses Lamberg mit zündender Musik. Fotos: Hartlauer in unseren Tagen, daß aber eine solche Zusammenarbeit schon in prähistorischer Zeit bestanden hat und daher offenbar zu einem Wesensmerkmal des Menschen ebenso gehört wie etwa der Glaube an ein überirdisches Sein. Wir haben, zumindest soweit ich das beurteilen kann, keine Anhaltspunkte da- für, daß Hallstatt der politische oder auch nur ökonomische Mittelpunkt jenes Euro- pa des 8. bis 5. vorchristlichen Jahrhun- derts gewesen ist, welchem der schwedi - sche Archäologe Hildebrandt den Namen Hallstattzeit und Hallstattkultur gegeben hat. Es war vielmehr der Bergmeister Jo- hann Georg Ramsauer aus Hallstatt, der durch seine Grabungen und seine exakten Aufzeichnungen dieses Zeitalter in einer so eindrucksvollen Weise offenlegte und beurkundete, daß er schließlich die Grundlage dafür legte, daß sein Geburts- ort Hallstatt zum Namensträger einer gan- zen Epoche dieser Erde wurde. Mir erscheint dies deswegen erwähnens- wert, weil es ein Beispiel dafür ist, welche Bedeutung eine private Initiative für eine Region haben kann und auch heute noch hat. Der Staat oder die öffentliche Hand werden in der Regel erst dann tätig wer- den, wenn durch eine private Initiative durch ein Erkennen gegebener Möglich- keiten der Boden auch für ein öffentliches Handeln bereitet ist. Dann aber allerdings wird es Pflicht der öffentlichen Hand sein, helfend und unterstützend einzugreifen . Daß durch das Nichtverstehen der wissen- schaftlichen Bedeutung der Mann im Salz aus dem 18. Jahrhundert ve~lorengegan- gen ist, wurde durch Johann Georg Kams- auer in weitem Maß wieder gutgemacht. Wünsche für diese Ausstellung gibt es viele, sie möge vor allem einer der ganz großen Höhepunkte für das 1000-Jahr-Ju- biläum der Stadt Steyr sein, der ich mich nicht nur als Bundespräsident, sondern auch persönlich aufrichtig verbunden füh- le. Die Ausstellung möge aber auch für den Wissenschaftler und für den Laien wertvolle Einblicke gewähren und einla- den, sich mit einer Zeit zu befassen, die in unserem Gebiet einen kulturellen Höhe- punkt darstellt, den zu bewundern uns ansteht. Sie möge aber auch Zeugnis ge- ben von der großen Bereitschaft unserer Zeit, sehr viele Mittel aufzuwenden, um das Verständnis für kulturelle Werte in unserem Volk zu verstärken und die in einem reichen Maß vorhandenen Kultur- güter allen unseren interessierten Mitbür- gern, darüber hinaus allen interessierten Menschen zugänglich zu machen. Mit meinem aufrichtigen Dank an das Land Oberösterreich, an Sie, sehr geehrter Herr Landeshauptmann, auch in Ihrer Eigenschaft als Kulturreferent dieses Landes, und damit an das Land Ober- ös terreich als Veranstalter dieser Ausstel- lung, und ebenso mit meinem aufrichtigen Dank an die wissenschaftliche Leitung, die Organisatoren und die Gestalter dieser Ausstellung sowie an alle jene, die zum Gelingen der Ausstellung beigetragen ha- ben und die im Katalog verzeichnet sind, eröffne ich hiermit die internationale Aus- stellung des Landes Oberösterreich ,Die Hallstattkultur - Frühform europäischer Einheit' im Schloß Lamberg zu Steyr." sieyr

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