Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/4

Steyr vor 100 Jahren Der Renovierungsplan für unser Theater (,,Der Alpenbote" vom 4. Apri l 1880): „Bei dem a llgemeinen Interesse, welches die Renovierung unseres Theaters in An- spruch nimmt, welche nun baldigst ihrer Realisierung zugeführt werden soll , gla u- ben wir, einem Wunsche entgegenzukom- men, wenn wir Ihnen die Mo tive, welche das Bau-Comite des großen Theater-Co- mites bei Entwurf des Renovierungsplanes ge leitet haben und eine möglichst an- schauliche Beschreibung desselben im nachstehenden mitzutheilen. Bei dem Neuba u des Inneren unseres Schauspielhauses werden vor allem fol- gende Grundsätze als die leitenden beach- tet: Ausnützung des gege benen Raumes, den die schmale (ehemalige) Kirche bot, Einhaltung der durch den Chor gegebenen Höhe. Eine Vergrößerung des di e Zuseher fassenden Raumes mußte schon von dem Gesichtspunkte aus als unrichtig erschei- nen, daß unsere Stadt ein verhältnismäßig kleines Theaterpublicum hat, also im ver- größerten Haus natürlich ein schwach be- suchtes Haus viel häufiger mit sich ge- bracht hätte, und daß ein schwach besuch- tes oder ga r leeres Haus sowohl auf den Zuseher, wie auch den Schauspieler einen wenig ermunternden Eindruck erzeugt. Außerd em sind Fälle, in welchen bei aus- verkauften Häusern Besucher zurückge- wiesen werden müssen, äußerst seltene, also gewiß keine ausschlaggebenden. Trotzdem wurde unter Beibehaltung der jetzigen Raumverteilung in ihren Haupt- zügen durch bessere Ausnützung viel ge- wonnen. Vor a ll em mußte dara uf Gewicht gelegt werden, die heute vollkommen unzugäng- lichen Treppen zu erweitern und dense l- ben ein günstigeres Gefälle zu geben. Die Sperrsitze, nunmehr nicht geteilt, gehen ununterbrochen von einer zu anderen Sei- te, sind ungleich bequemer wie bisher, die vorde rste Reihe bilden feste Armsessel, die rückwär tigen Parterresitze werden eben- falls mit Lehnen versehen. An den Seiten und hinter den letzteren zieht sich das Steh parterre . - Der Platz für das Orchester ist in einem fest abgegrenzten gegen den Zuschauerraum tiefliegenden Raume un te rgebracht und bleibt nur der Dirigent oberhalb dem Zuseherraume sichtbar. - Die Treppe ins zweite Stockwerk wird ebenfa lls erweitert und bequemer herge- stellt wie bisher und die Einteilung der Sitze auch derart getroffen, daß man be- quem sitzend di e Bühne und das Haus übersieht. - An beiden Seiten laufen zwe i Reihen Sitze stufenförmig angeordnet, vorne Sperrsitze, rückwärts freie Galerie- si tze, hinter diesen Stehraum bis vorne, aber durch fes te Wände von den vorne Sitzenden getrennt. - Was die Ausschmük- kung des Zuschauerraumes anl angt, so ist dieselbe für di e Brüstung in Naturholz und a la Intarsia-Füllungen, das Proscenium und die Vorbühne in farbiger Behandlung, das ganze im Style der Rena issance vera n- schlagt, zum Vorwurfe sind auch das Schauspiel und die Musik im Bezug ha- bende Sinnbilder gewählt. Die Decke ist einfach und in Felder geteilt behandelt. steyr Dieser Ausschnitt eines Ölgemäldes des Heimathauses Steyr zeigt die Ansicht der Steyrer A ltstadt im Westen im Jahre 1688. Im Bild (v. l. n. r.) : Die noch mittelalterliche Sty raburg, das Zölestinerinnenk /oster (heute Altes Stadttheater), das Gilgentor und die S tadtpfarrkirche. Endlich wurde Bedacht genommen, die Feuerausgänge leicht zugänglich und im Augenblicke der Gefahr verwendbar zu machen, ohne Ursache zu einer neuen Gefahr zu bilden . Was die Änderung und Herstellung auf und hinter der Bühne betrifft, so handelt es sich noch um die Beschaffung der Mittel, welche hier die weitere oder engere Grenze ziehen werden. Es ist aber in Aussicht genommen, eine günstigere An- ordnung der Garderobe für die Schau- spieler, eines Prosceniums, in der Anbrin- gung der Kulissen, des Magazins und wenn möglich die Herstellung einer Sofit- tenbeleuchtung." Saisonende: ,,Den Schluß der Saison machte ,Der Feind im Hause' , ein Lebens- bild von Anton Langer. - Die Theater- freunde wa ren voll zählig erschienen, denn es wa r ja ein doppeltes Abschiedsfest zu feiern - freudvoll und leidvoll! F reudvoll , weil es galt, von dem alten Hause zu scheiden, desse n langersehnte Renovie- rung nun in Angriff genommen wird - leidvoll, weil die Direktion Zwerenz, wel - che diese Saison durch die lang entbehrte Einführung glänzend inszenierter Operet- ten zu einer der Brillantesten unserer The- aterchronik gemacht und Valet sagt." Theatervergabe: In der Gemeinderats- sitzung vom 2. April 1880 wurde das Städ- tische Theater für die Saison 1880/8 1 Herrn Schiller verliehen. ,,Derselbe erfreut sich durch seine gediegenen künstleri- schen Leistungen und seinen ehrenfesten Erinnerung an die Vergangenheit Charak ter hier all er Sympathien und er- scheint sein Name den Theaterfreunden als Bürge dafür, daß er alles aufbieten werde, gerechten Anforderungen Genüge zu leisten. Der neu e Direktor hat außer- dem den Vorteil für sich, daß er seine Gesellschaft in das renovierte Schauspiel- haus einführen kann, welches nach den vorliegenden Plänen zu schließen ein sehr gefälliges Aussehen bei praktischer Raum- a usnützung bekommen wird ." Steyr vor 25 Jahren Die Schrifts tellerin Enrica von Handel- Mazzetti stirbt am 8. April. Die Dichterin wohnte von 1905 bis 191 1 in Steyr. Hier schuf sie zwei Romane, deren Stoff ihr das reiche Archiv der Stadt Steyr vorgab: ,,D ie arme Margaret" und „Stephana Schwert- ner". Am 22 . April begann en die Bauarbeiten zu vier neuen Reihenhäusern der Gemein- nützigen Wohnungsgesellschaft der Stadt Steyr auf der Ennsleite. 21/129

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