Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/4

Neue Büche Städte im Brennpunkt In der Reihe „Neue Schriften des Deutschen Städtetages" erschien im Ver- lag W. Kohlhammer die Broschüre „Kul- tur in den Städten - eine Bestandsaufnah- me". Die Bestandsaufnahme bestätigt, daß die kulturelle Daseinsvorsorge zwei Schwerpunkte besitzt. Auf der deinen Sei- te sind die vorhandenen kulturellen Ein- richtungen und Vereine in ihrem institu- tionellen Gefüge auszubauen. Auf der an- deren Seite müssen die Städte flexibel und phantasievoll genug bleiben, um neue Formen der Kulturarbeit zu entwickeln. Die Menschen erwarten, daß der von ihnen geschaffene Wohlstand auch dazu diene, durch breite kulturelle Angebote die Qualität des Lebens zu vergrößern. Sie verlangen dies, um im Arbeitsprozeß und im Alltag auf sich ändernde Lebensbedin- gungen auch schöpferisch und geistig in geeigneter Form reagieren zu können. Diese Broschüre trifft in ihren Darstel- lungen vielfach auch die Situation in Österreich und bringt eine Fülle wertvoller Anregungen. Ebenfalls im Kohlhammer Verlag ist das Buch „Starke Städte - Lebendige Demokratie" erschienen, das sich beson- ders mit der Sicherung des Freiheitsrau- mes der kommunalen Selbstverwaltung beschäftigt. Kommunale Selbstverwaltung ist die Grundlage des Zusammenlebens im demokratischen Staat. Die Leistungsfähig- keit der öffentlichen Verwaltung erlebt der Bürger nah und unmittelbar in Stadt und Gemeinde, seinen engsten Lebensbe- reichen. Für die kommunalen Verwal- tungen ergibt sieb daraus die Aufgabe, Anwalt des Bürgers zu sein. Dies bedeutet, neben den materiellen Aufgaben der Da- seinsvorsorge den Bürger an den Staat heranzuführen und ihm Möglichkeiten der Mitarbeit einzuräumen. Hierzu ist erfor- derlich, Bewegungsfreiheit und Selbstent- scheidungsbefugnisse auf der kommuna- len Ebene zu erhalten. Städte und Ge- meinden müssen die Möglichkeit haben, im Interesse des Bürgers ihre Vorstel- lungen in den Prozeß der staatlichen Wil- lensbildung einzubringen. Erinnerung an eine Hochkultur Madeleine Giteau; ,,Angkor" . 287 Sei- ten mit 30 Farbtafeln und 120 Schwarz- weißabbildungen. Format 25,3 X 28,5 cm, Leinen mit Schuber, Sonderausgabe DM 59.80, Kohlhammer Verlag. ,,Da wir uns nunmehr in diesem Gebiet befinden und 201 128 vom Königreich Kambodscha gesprochen wurde, erscheint es uns angebracht, hier von einer wunderschönen Stadt zu berich- ten, die in seinen Wäldern entdeckt wurde ... und die zu den Weltwundern gezählt werden kann" , berichtet der Entdecker Diego do Couto in seinem Reisetagebuch . Madeleine Giteau läßt diese wunderbare Welt noch einmal für uns auferstehen: Angkor zu Beginn des 13 . Jahrhunderts unter der Regierung König Jayavarmans VII . Die großartigen Reliefs der wiede- rentdeckten Tempel, zahlreiche Inschrif- ten und ein chinesischer Reisebericht aus dem 13. Jahrhundert machen es möglich , ein lebendiges Bild dieser Kultur in ihrem ganzen Umfang zu zeichnen. Die Verfasserin geht von den politi- schen, religiösen und wirtschaftlichen Ge- gebenheiten aus, macht uns mit dem Le- ben in den Städten, Dörfern und Märkten ebenso wie mit dem Leben im Palast und in den Tempeln bekannt. Sie zeigt uns das erstaunliche Wassersystem, seine religiöse Bedeutung und damit seine Bedeutung für das ganze Leben ; Architektur, bildende Kunst und Kunsthandwerk werden eben- so wie Feldbau, Markt, Pilgerfahrten und Feste geschildert, so daß der Leser die Kultur von Angkor in ihrem ganzen Um- fang wiedererstehen sieht. Der brillant geschriebene Text wird ergänzt durch her- vorragende Fotos. Mensch und Umwelt Martin Hautzinger / Nicolas Hoffmann (Hrsg.): ,,Depression und Umwelt." Neue Beiträge zur Analyse depressionsfördern- der Umweltbedingungen. 315 Seiten, brosch. , Otto Müller Verlag. Die Autorengruppe setzt sich in diesem Buch vorrangig mit einer besonderen Er- scheinungsform der Depression auseinan- der: der sogenannten „depressiven Reak- tion", bei der gerade Umweltereignisse und -bedingungen eine entscheidende Rolle im Hinblick auf depressionsauslö- sende Momente spielen. Weiters erfolgt neben einer Diskussion neuerer Versuche der differential-diagnostischen Klassifika- tion der depressiven Reaktion auch die kritische Analyse jener Untersuchungen , die sich systematisch mit den der Depres- sion vorangegangenen biografischen Ereignissen befassen. Mitberücksichtigt und referiert werden schließlich ebenso die neueren theoretischen und empiri- schen Ergebnisse der klinischen For- schung, die kognitive Prozesse in den Mitte lpunkt ihrer Erklärung der depressi - ven Reaktion stellen. Dieses Buch ist durch seine klare Sprache auch für den interessierten Laien eine wertvolle Infor- mation und eröffnet viele neue Aspekte des Verhältnisses des Menschen zu seiner Umwelt. Gedanken über Musik „Menschen und Musik." Festschrift für Herbert von Karajan, herausgegeben von Walter C. Simon . - Otto Müller Verlag, Salzburg. 108 Seiten, Leinen. Anläßlich der Verleihung der Ehren- doktorwürde der Universität Salzburg an Herbert von Karajan wurde eine Fest- schrift herausgegeben, in der kompetente Autoren unter dem Leitthema „Mensch und Musik" hochinteressante Beiträge aus den verschiedensten Gebieten der Natur- und Geisteswissenschaften publizieren . Werner Heisenberg nennt in seinem Vor- trag „Das Schöne in der Natur" Herbert von Karajan „ein Ereignis der Musik, da in seinen Interpretationen die gleiche zen- trale Ordnung wie in der Begegnung mit der Natur oder dem wahren Du erlebt wird". Wilhelm Josef Revers schließt sei - nen Aufsatz „Mensch und Musik" mit der Feststellung und Frage: ,,Es ist gewiß kein Zufall, daß unsere - von Spengler als ,faustisch' bezeichnete - Kultur eines ausgreifenden Aktivismus in einer polaren Entfaltung gegen die Zeitflucht der Be- triebsamkeit, des Konkretismus, und der Sensationssucht - alles Kaschierungen der dauernden Langeweile - die kontem- plativste Kunst, die Musik zu einer Kulturinstitution aufgipfelte, zu einer in- stitutionellen Repräsentanz der Selbstent- hebung aus dem tödlichen Realismus des Betriebes und der aktivistischen Manipu- lation: die Musik, eine Kulturinstitution der Selbstfindung und Selbstidentifizie- rung mit der geistig-personalen Natur des Menschen?" Begegnung durch die Kunst „KUNST IN DIESER ZEIT." Aspekte in Reden und Aufsätzen. Herausgegeben von Alfred Hagenlocher. 184 Seiten mit 16 Abbildungen. Verlag Karl Thiemig. Der Einblick, den wir aus den seit über einem Menschenalter sich vollziehenden Umbrüchen und Wandlungsprozessen ge- winnen, läßt uns die Bedeutung der Viel- schichtigkeit künstlerischer Gestalt und ihrer Ursachen für unsere Gegenwart er- kennen. Die Gleichzeitigkeit der verschie- densten, ja der gegensätzlichsten Erschei- nungen des Gestaltschaffens kennzeichnet die geistige Situation und das Welterleben unserer Tage. Das Geheimnis „Kunst" ist hier mehr, als Wissenschaft zu ergründen vermag. Wir sind gefordert zur vorurteils - freien Begegnung und Auseinanderset- zung mit den Werken der Kunst. Dieser Forderung haben sich aus ver- schiedenen Anlässen im Wirkungsbereich der Hans-Thoma-Gesellschaft bekannte Autoren aus Kunst und Wissenschaft ge- stellt: ihre Reden und Aufsätze wurden in diesem Buch zusammengetragen. Auf ei- nen der wichtigen Aspekte in der Begeg- nung mit der Kunst unserer Zeit verweist z. B. Adolf Portmann, wenn er sagt: ,,Ei- nes freilich haben Forschung und Kunst gemeinsam: Sie dürfen beide die Abwen- dung vom Alltag und von den vertrauten Gegenständen unseres Lebens nicht als eine an sich schon höhere Leistung be- trachten und zum höheren Prinzip erhe- ben vom einzig richtigen Weg einer ver- muteten oder errechneten Entwicklung! Forschung und Kunst müssen wissen, daß eine solche Abwendung nur im Dienst am ganzen Menschen sinnvoll ist, daß sie letztlich also wieder in unser Erleben des Alltags zurückwirken muß, weil diese Welt die Heimat des Menschen ist, in der er wirkt und träumt und erfindet." st.eyr

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