Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/4

Geiger für Barockmusik. Die Continuo- Besetzung fügte sich homogen ein. Die Kantate in B, BWV 134, 1731 entstanden und für den 3. Osterfesttag komponiert, beschloß das Konzert. Alle Mitwirkenden konnten nochmals ihr Lei- stungsvermögen bestätigen. Von den sechs Nummern ragte das herrliche Duett Alt- Tenor in Es-Dur besonders hervor. Der Chor setzte einen grandiosen Schluß- punkt. Die zahlreichen und aufmerk- samen Zuhörer dankten mit viel Beifall. J. F. Streichquartettabend mit gutem Niveau Der geplante Kammermusikabend für Streicher und Bläser im Dominikanersaal am Samstag, dem 22. März 1980, reduzier- te sich durch unvorhergesehene Hinder- nisse zu einem reinen Streichquartett- abend, der aber trotzdem für Musiker und Zuhörer erfolgreich wurde. Hans Fröhlich, erst kürzlich durch die Verleihung des Professorentitels für seine langjährige, er- folgreiche Lehrtätigkeit geehrt, führte diesmal das Quartett als erster Geiger vorbildlich und sicher. Ludwig Mich!, zweite Geige, und Karl-Heinz Rag!, Brat- sche, meisterten ihre Füllstimmen in ge- wohnter Weise genau und rhythmisch prä- zise. Ernst Czerweny war auf dem Cell o das stets verläßliche Klangfundament. Der Gesamtklang lebte von guter Intonation, die Interpretation selbst bevorzugte die kraftvolleren Effekte. Mit dem Streichquartett G-Dur, KV 156 des 16jährigen W. A. Mozart wurde der Abend eröffnet, einem kleineren, dreisät- zigen Werk also, das so recht geeignet war zur akustischen Anpassung an den schö- nen, trefflich geeigneten Raum. Das Streichquartett c-Moll von A. Bruckner, 1861, also am Ende seiner Studienzeit bei Simon Sechter in Wien entstanden, läßt den späteren Meister da und dort ahnen, kann aber doch nur, wenn auch wichtig, als satztechnisches Übungswerk angespro- chen werden. Die vier Musiker erreichten trotzdem eine geschlossene, eindrucksvolle Wiedergabe. Ungefähr dieselbe Position kommt dem Streichquartett d-Moll op. 34, im Schaffen des Antonin Dvorak zu. 1877 komponiert, reigt es ebenfalls nicht über- hörbare Ansätze des späteren großen böh- mischen Meisters. Gekonnte Technik, volkstümliche Melodik und kontrastreiche Dynamik zeichnen das Werk aus . Dies alles kam im Spiel des Quartetts klang- schön zum Ausdruck. Mit einer kleinen netten Zugabe dank- ten die vier Streicher für den wohlverdien- ten Beifall des zufriedenen Publikums. J. F. Dora Dunkl zum Tag der Lyrik Wenn Dora Dunkl liest, ist es mehr als das gekonnte Votragen von Versen, sie bringt ihre ganze Persönlichkeit ein, sie vermittelt Lyrik als Grundhaltung des dichtenden Menschen. ,,Das Musische ist 10/ 11 8 ein Rettungsversuch für den Menschen im Atomzeitalter." So will sie das Gedicht als gewichtige Stimme, nicht als wohlige Be- rieselung verstanden wissen . Nach diesem Kriterium traf sie auch die Auswahl ihrer Lesung. Proben österreichischer Lyrik nach 1945 (Christine Busta, Erich Fried , Paul Celan, H. C. Artmann, Ingeborg Bachmann, Gertrud Fussenegger, Christi- ne Lavant u. a.), die unmittelbar berühr- ten, im Innersten trafen. Dora Dunkl las auch Eigenes. Kleines , Unbedeutendes wird groß durch seine zeitlose Schönheit, durch seine Existenz an sich: ,,Zwischen den Geleisen wächst kei- ne seltsame Blume, nur ein Löwenzahn, gelb wie die Sonne. " Oder: ,,Ein Haus aus Stein, darin ich wohne, in dem das Abend- land auf und unter geht ... jeden Morgen erbau ich es neu." Zwischendurch hörte man zwei Gedichte der beiden Steyrer Dichter Veronika Handlgruber und Oth- mar Capellmann. Der bekannte Gitarrist Wolfgang Jungwirth schloß die Glieder zur Kette, er gebrauchte sein Instrument als Lyra, zur Untermalung und Verdich- tung poetischer Sprache. Das heimelige Gewölbe der Sandbök' - schen Buchhandlung eignete sich bestens als Raum für diesen besonderen Abend , an dem sich Menschen trafen, die hören wollten. M. Kr. Karl Mostböcks Weg zu den Zeichen" " Man kann diesen Weg verfolgen an einer kleinen Schau seiner Bilder im Cafe Muigg, in der Nähe des Hauses, in dem der Künstler wohnt. Das Haus 1st ern Hochhaus, eines der nicht ausgestellten Aquarelle vergangener Jahre zeigt es in durchsichtigen fließenden Farben, ohne Konturen, zur Seite geneigt. Ein im Cafe hängendes Aquarell von Steyr zeigt eben- falls dies Fließende, Zarte, dem Zugnff und der Beschreibung Entrückte, wie die Blumenaquarelle, die wohl in den Rah- men eines Cafes passen, aber sie bleiben dennoch mit ihren delikaten Farben ein- sam im Raum. Und hier gelangt man schon zu den Zen-Bildern, die für Karl Mostböck seit Jahren das Wichtigste sind . . . Bilder - Farbflecke - in den leeren Raum gesetzt, lassen den Betrachter allein, sofern er sich eine bestimmte Vorstellung wünscht. Man müßte eintreten können in den Meditationsraum fernöst licher Völker, und abrücken vom Perfektionswahn unse- rer Zeit und ihrem Erfolgsdenken, und ruhen im eigenen Innern. Karl Mostböcks Bilder entstehen, seinen eigenene Worten nach „spontan", nicht zielgerichtet auf Ruhm und Nachfrage. Er malt aus Zwang, er malt seit dem 13 . Lebensjahr, nicht mit der Besessenheit eines Fanatikers, sondern mit der Demut eines Menschen, der einen weiten Weg gegangen ist, nicht auf den Straßen der Welt, sondern auf den aben- teuerlichsten , die es gibt. in sich selbst. Der Bericht über die Ausste llung kann kein großer Bericht sein, dafür hängen zu wemg fülder, es wird eher ein Porträt von Karl Mostböck. Und hier muß gesagt werden , daß er (... ein Prophet gilt nirgend weniger, denn in seinem Vaterlande ...) im Ausland we- sentlich größere Beachtung gefunden hat, als im Inland. Einige Beispiele: Im Jahre 1979 interna- tionale Kunstausstellung Köln, mternatio- nale Kunstausstellung Basel, Staatliches Museum Luxemburg, Kunstbasar Mün- chen, Ausstellungen Berlin, Dubrovnik. Die Albertina hat Bilder von ihm ge- kauft, er hat auch in Österreich ausgestellt. Aber von den „Steyrer Aquarellen", die innerhalb von 30 Jahren entstanden sind , wurde in Steyr nur ein einziges Bild ge- kauft. Die Besitzer des Cafe Muigg seien be- dankt für ihre Initiative. Mit Karl Most- böck ist es die dritte Ausstellung im Cafe. Ausstellungsdauer von März bis Juni. D.D. Erinnerung an bedeutende Steyrer Carl Hans Watzinger: ,, IHRE HEI- MAT IST STEYR." 31 Biographien von Erfindern Dichtern, Künstlern, Histori- kern und ~nderen großen Persönlichkeiten der Stadt Steyr. 160 Seiten, in Leinen gebunden, S 198.-. Verlag Wilhelm Ennsthaler, Steyr. Die einzelnen Persönlichkeiten sind in ihrem Lebenslauf und ihrem Werk sach- lich dargestellt und der Autor war be- strebt, so manchen der Ausgewählten und der Miterwähnten vor der Vergessenheit zu bewahren. Die im Buch skizzierten Persönlich- keiten: Valentin Preuenhueber, Ge- schichtsschreiber ; Johannes Stabius, Dich- ter Historiker und Astronom ; Gotthard H;yberger, Baumeister; Aloys Blumauer, Literat der josephinischen Aufklärung; Jo- hann Mayrhofer, Lyriker; Johann Michael Yogi , Hofopernsänger; Jose_f Werndl, Großindustrieller; Jakob Ferdmand Red- tenbacher, Begründer des wissenschaft- lichen Maschinenbaues ; Franz Wickhoff, Kunsthistoriker ; Franz Xaver Pritz, Histo- riker ; Augustin Reslhuber, Astronom; En - rica von Handel-Mazzetti , Dichterin; Ma- rianne Kautsch , Kustodin; Anton Rolle- der Chronist und Heimatforscher ; Mi- cha,el Blümelhuber, Stahlbildhauer; Hans Gerstmayr, Stahlschnittkünstler und Leh- rer; Franz Xaver Bayer, Schü ler und Freund Anton Bruckners; Gregor Gold- bacher, Mundartdichter; Anton Schosser, Mundartdichter und Sänger; Ignaz Troll- mann, General; Trude Payer, Malerin und Erzählerin; Hermann Schmid , der Steffl- maler ; Otto Jungmair, Mundartdichter, Mundartforscher und Essayist ; Jörg Re1t- ter, Maler, Graphiker und Holzschnitt- künstler ; Moriz Enzinger, Literaturfor- scher; Alois Lebeda, Aquarellist ; Anton Forcher, Arbeiterdichter und Weltfahrer ; Rudolf Feichtmayr, Opernsänger; Marlen Haushofer, Dichterin; Hermann Schmid der Jüngere, Chemiker; Josef Moser. Mundartdichter und Bader. steyr

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