Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/3

D ie Fassade des 368 Jahre alten Heimathauses (lnnerberger Sta- del) am Grünmarkt präsentiert sich zur 1000-Jahr-Feier in neuem Glanz: Mit einem Kostenaufwand von mehr als einer halben Million Schilling wurden Sgraffitos erneuert, Steingewände restau- riert, das Dach saniert und neue Kupfer- abdeckungen abgebracht. Anstelle des Brückengeländers wurde zur Sicherung der Fußgänger ein neues Geländer gesetzt, das der künstlerischen Qualität des Re- naissancebaues angemessen ist. -- 6178 Der lnnerberger Stadel zählt zu den bedeutendsten ~irtschaftsgebäuden der Renaissance in Osterreich. Seine Entste- hung reicht in die zweite Hälfte des 16. Jahrhunderts zurück. Die „Stadtobrigkeit" wollte im unteren Teil des Pfarrhofgartens ein Gebäude errichten, das ebenerdig für die Fleischbänke und in den oberen Stockwerken für Getreideschüttböden ein- gerichtet werden sollte. Türkenkriege, Bauernaufstand und Gegenreformation verzögerten die Ausführung des Bauvor- habens. Erst 1611 wurde dann mit dem Kunstvoll gearbeitete Wasserspeier schmücken die reich gegliederte Fassade des Stey rer Heimathauses. Bau des Speichers begonnen. Aufgrund eines Protestes des Abtes von Garsten verpflichtete sich die Stadt, anstelle der Fleischbänke eine Salzkammer einzurich- ten. Als 1613 das Haus fertig war, merkte man, daß sich das feuchte Erdgeschoß nicht zur Salzlagerung eignet, es wurde dann als Wagenremise benutzt. Das Haus wurde 1628 von der Innerberger Hauptge- werkschaft erworben, der im nördlichen Bereich des Steirischen Erzberges das Ei- senwesen unterstand. In den Jahren 1883 bis 1887 besaß den Innerberger Stadel die Österreichische ~pine Montangesellschaft und ab 1887 die Osterreichische Waffenfa- briksgesellschaft, seit 1909 ge~!Jrt er wie- der der Stadt Steyr. Vor der Ubernahme durch die Stadt war der Bestand des Bauwerkes gefährdet. Michael Blümelhu- ber, Steyrs berühmter Stahlschnittmeister, verhinderte aber den Plan, anstelle des Innerberger Stadels ein Postamt zu bauen. 1912 wurden in den lnnerberger Stadel die heimatgeschichtlichen Sammlungen . der Stadt eingebracht, um 1920 das „Stey- rer Kripperl". Das Heimathaus birgt wertvolle kunst- und kulturgeschichtliche Exponate. Es ist vor allem ein Eisenmuseum, das mit viel- fältigen Zeugnissen die jahrhundertealte Verbindung der Stadt mit dem schwarzen Metall und seiner Verarbeitung demon- striert. Der breit gelagerte dreigeschossige Unterbau des ehemaligen Getreidespeichers wird von einem zweigeschossigen Giebelpaar mit Krüppelwalm bekrönt. - Im Bild unten ein Detail der reiz vollen Kratzputzverzierungen an der Südseite des Hauses. Fotos: Hartlauer steyr

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