Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/2

Berichte D er 17. Jänner 1979 wird den Steyrer Konzertbesuchern noch lange in schönster Erinnerung bleiben. Vom Umfang des Programms und seiner etwas ungewohnten Zusammenstellung her war man eher versucht, Ohrenzeuge eines musikalischen Wagnisses zu werden. Nun, die Persönlichkeit des Dirigenten Dr. Roman Zeilinger und seine profunde Werkkenntnis , verbunden mit einer gera- dezu vorbildlichen Orchesterleitung, er- zielte eine Gesamtleistung, die durch star- ken Beifall der begeisterten Zuhörer be- dankt wurde. Eröffnet wurde mit dem genial-prächtigen Orchester-Virtuosen- stück „Till Eulenspiegel" op. 28 von Ri- chard Strauss. Dieses Werk, das immer wieder in den Konzertprogrammen zu finden ist und von dem es die vielfältigsten Schallplattenaufnahmen gibt, ist frisch wie am Tag der Uraufführung 1895 in Köln. Kenner der Partitur verstehen, daß man dieses energiegeladene, sprühende Stück auswendig dirigieren muß, will man das überreich besetzte Orchester im Griff be- halten. Dem Dirigenten gelang dies effekt- voll , wobei die dynamischen Kontraste besonders wirkungsvoll herausgearbeitet wurden. Mit Roland Greutter lernte das Publikum einen Geiger der jüngsten Ge- neration kennen, dem alle technischen und agogischen Mittel zur Verfügung ste- hen, auch große Werke der Violinliteratur meisterhaft zu interpretieren. Das Konzert für Violine und Orchester in e-Moll op. 64 von Mendelssohn-Bartholdy erklang in wunderschöner Kantilene, brillanter Tech- nik und, vor allem im letzten Satz, mit Spitzenleistung des Bruckner-Orchesters zündendem Tempo. War der Solist stets Herr jeder Situation, so gebührt dem Diri- genten für seine überaus einfühlsame Füh- rung des mächtigen Begleitorchesters voll- stes Lob. Erst dadurch wurde das Wech- selspiel zwischen Solisten und Orchester zur reinsten Freude. P. I. Tscha1kowski schrieb seine fünfte Sinfonie in e-Moll op. 64 im Jahr 1888, in dem sie unter seiner Leitung mit Erfolg uraufgeführt wurde. Sie zählt zu den bekanntesten und auch beliebtesten Werken dieses Meisters und Engagierte Schauspieler Die herrliche Aufführung von Bruckners d-Moll-Messe in der Stadtpfarrkirche war ein würdiger Auftakt des Jubiläumsjahres. „DIE RATTEN", Berliner Tragikomödie von Gerhart Hauptmann; Gastspiel des Lan- destheaters Linz am 10. Jänner im Stadttheater Steyr. Im naturalistischen Theater ist es nicht nur den höheren Ständen vorbehalten, Gegenstand tragischer Han.dlung zu sein, auch die Elenden, Ermedngten mit aller Häßlichkeit ihres Milieus werden würdiges Thema einer Tragödie. In den „Ratten" ergibt der Kontrast zwischen der ·. nur äußerlich intakten Welt des Theaterdirek- tors und den tristen Verhältnissen der Fonsetzung auf Seite 28 Stt')T Weihbischof Wagner feierte in Kozelebration mit den Pfarrern aus Steyr das heilige Meßopfer. Die Aufführung der Gesellschaft der Musikfreunde und des Steyrer Jubiläumschores leitete P. Balduin Sulzer. Foto: Kranzmayr kann fast als musikalisches Bekenntnis des Komponisten angesprochen werden. Die schwermütige Stimmung des durch alle Sätze wandernden Hauptthemas verrät den damaligen Seelenzustand des Mei- sters. Ekstatische Ausbrüche von erregen- der Klangwirkung als Zeichen inneren Aufbäumens sinken immer wieder zurück in die melancholische Ergebenheit. Es war ein musikalisches Erlebnis höchster Quali - tät was die Linzer Musiker unter ihrem Chef geboten haben. J . Fr. 21/57

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