Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/2

W enn Amateurmusiker und Chor- sänger aus Begeisterung zur Mu~ sik das Wagnis riskieren, eines der bedeutendsten Werke der Musiklitera- tur einzustudieren und aufzuführen, dann verdient dieser Umstand allein schon An- erkennung. Wenn dieses Vorhaben aber mit einer imposanten, geschlossenen Lei- stung gekrönt wird, dann ist echte Begei- sterung am Platz. Dies trifft jedenfalls für das Konzert am Dienstag, dem 29 . Jänner 1980, im Stadtheater Steyr zu. Das zahl- reiche Publikum, welches den Saal füllte, hatte sein Kommen nicht zu bereuen. Beethovens 9. Sinfonie mit dem Schluß- chor „An die Freude" nach der Hymne von Fr. v. Schiller, das letzte große Werk des Vollenders der Klassik, beinhaltet al- les, was von einem Orchester und Chor gerade noch bewältigt werden kann. Das Orchester des Linzer Konzertvereines , zahlenmäßig stark und ausgewogen be- setzt, hat eine lobenswerte Leistung gebo- ten . Man spürte intensivste Probenarbeit, gesunden Ehrgeiz und beachtliches Kön- nen. Daß die Präzision an manchen Stel- len zwischen den Musikergruppen und innerhalb dieser sich nicht immer einstell- te, konnte man als natürlich zur Kenntnis nehmen, war doch die große Linie in vortrefflicher Weise gegeben. Besonderes Lob gebührt den Holzbläsern, welche ih- ren Part klangschön bewältigten. Beim Blech gab es viel Licht, aber auch kleine Schatten. Der Streicherklang war beacht- lich, die Intonation ordentlich. Leopold Mayer, Chef des Orchesters und Dirigent des Abends, holte alles, was möglich war, aus dem Orchester heraus. Seine Zeichen- gebung war klar, auch fehlte es ihm nicht an der nötigen Dynamik. Es spricht für eine souveräne Führung, daß sich die Musiker von Satz zu Satz zu steigern vermochten, um im letzten Teil ihre Funk- tion als Chorpartner großartig zu erfüllen. 20/ 56 Kultur- Das Orchester wurde von Leopold Mayer souverän gefuhrt. Begeisterndes Beethoven-Konzert Die Chorgemeinschaft, bestehend aus Chemie Linz, Linzer Kammerchor und Linzer Singakademie, einstudiert von Fritz Hinterdorfer, Herbert Saxinger und Jo- hannes Wetzler, sang überaus geschlossen und wirkungsvoll ; sie meisterte alle Schwierigkeiten, deren es nicht wenige gab, sicher und gekonnt. Das Solistenquartett erfüllte die Erwar- tungen. Es wirkte homogen, wenn auch Kurt Rydl (Baß) in den Quartettpassagen sich etwas hätte zurückhalten können . William Ingle (Tenor) sang seine B-Dur- Strophe sicher und klangschön. Sigrid Hagmüller (Alt) war für das Quartett ein wertvoller, gleichwertiger Partner. Beverly Flower (Sopran) überstrahlte die Solisten mit ihren klaren, sicheren Spitzentönen, ohne hervorzustechen. Der Dirigent zeigte seine Qualitäten der Chor- und Orchester- führung im Schlußsatz überzeugend. Es gab reichen, begeisterten Beifall. Die Mitglieder der Chorgemeinschaft, die ebenso wie Orchester und Solisten eine hervorragende Leistung boten. Fotos: Kranzmayr S(t>yr

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