Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/2
Archäologen begleitet, die während der ganzen Ausstellungsdauer in Steyr Dienst versehen. Eine Reihe österreichischer Fachschulen beteiligt sich in beispielgebenderweise an den Vorbereitungen zur internationalen Ausstellung des Landes Oberösterreich. Genau 110 Jahre nach der Entdeckung von Wagenresten in der Byci-skala-Höhle in Südmähren durch den Bergarzt Dr. Heinrich Wanke! aus Blansko wird von der Höheren Technischen Lehranstalt Steyr eine Rekonstruktion -dieses fürst- lichen Wagens angefertigt, der über und über mit figural und ornamental verzier- ten Bronzeblechen beschlagen ist. Die Nachbildung dieses Wagens erfordert ein hohes Maß an handwerklichem Geschick, da die Speichen der Räder nach Erreichen einer bestimmten Geschwindigkeit auf Grund der raffiniert angeordneten Profi- lierungen den Eindruck einer pulsieren- den Spirale vermitteln. Die Bundesfachschule für Holzbearbei- tung in Hallstatt baut das Wagenrad von Großeibstadt und die Höhere Technische Bundeslehranstalt I, Linz, eine hölzerne Grabkammer aus dem Fürstenhügel Hoh- .michele, Kreis Saulgau (Württemberg) nach. Die Grundlagen zur Rekonstruktion dieser Grabkammer ergeben sich aus den vielen Holzteilen, die in teils festerem, teils morschem Zustand bei den Grabungsar- beiten am Riesengrabhügel von Hohmi- chele im Jahre 1880 aufgefunden wurden. Von der Höheren Bundeslehr- und Ver- suchsanstalt für Textilindustrie in Wien werden an Hand von Stoffresten aus den vorgeschichtlichen Bergwerken des Hall- stätter Salzberges größere Gewebeteile nachgewebt. Es ist in diesem Zusammen- hang interessant zu erwähnen, daß das Salz nicht nur Textilreste, sondern auch deren Farben konserviert hat. Nach dem von W. Hofrat Dir. Dr. Wilhelm Angeli (Naturhistorisches Mu- seum Wien) erstellten Konzept besteht die Ausstellung aus vier Bereichen. Im ersten ist die „Fährte der Hallstattzeit" von Ruß- land bis Hallstatt zu verfolgen. Im zweiten Bereich werden Hallstatt selbst und seine Fundstellen präsentiert: zunächst das Grä- Steyr Goldener Halsring, 6. Jahrhundert vor Christus, aus einem Fürstengrab in Uttendorf, Oberösterreich. berfeld, dann die einzelnen Phasen der Besiedelung des Salzbergtales und schließ- lich die Abbaumethoden im Salzberg. Der dritte Bereich gilt dem hallstattzeitlichen Alltag: sichtbar gemacht durch Beklei- dung, Bewaffnung, Technik, Siedlung und Totenbrauchtum. Der Bereich IV zeigt die kulturellen und wirtschaftlichen Beziehun- gen zwischen dem Ost- und Westhallstatt- kreis sowie zu den Griechen und Illyrern, wozu hervorragende Funde zur Verfügung stehen. Nach den Intentionen Dr. Angelis Die Wasserkanne von Grächwill (Schweiz) . Im Bild unten hallstattzeit liehe Goldschale aus A ltstetten bei Zürich. ist es ein Hauptanliegen, keine Fachaus- stellung zu gestalten, sondern eine Schau, in der sich jeder, dem das Thema in irgendeiner Form anspricht, mühelos orientieren kann. Es ist deshalb zu erwarten, daß die Ausstellung „Die Hallstattkultur - Früh- form europäischer Einheit" im Schloß Lamberg zu Steyr das Interesse breitester Kreise wecken wird und ein Zentrum des Ausstellungssommers 1980 in Europa bil- det. 13 / 49
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