Amtsblatt der Stadt Steyr 1980/2
Der Weinmischkrug von Vix (Frankreich), im Bild rechts oben, entstand im 6. Jahrhundert vor Christus und ist eines der schönsten Exponate der Ausstellung über die Hallstattzeit im Schloß Lamberg. Das Bild oben und das Bild rechts zeigen Details des kunstvoll gearbeiteten Gefäßes. S(t'}'I' B ei einer Presseführung im Schloß Lamberg informierte Landes- hauptmann Dr. Ratzenböck über den Stand der Vorberei- tungen für die internationale Ausstellung. Um die Konzentration der Besucher ganz auf die Exponate der Hallstattzeit zu kon- zentrieren, wird in den Ausstellungsräu- men das Barocke verkleidet und eine eige- ne Atmosphäre geschaffen. Alle Erkennt- nisse moderner Präsentation des Themas wurden in das Ausstellungskonzept einge- bracht. Große Fotomontagen und Leucht- dias sollen den Besuchern neben den Ex- ponaten aus den großen europäischen Sammlungen die Fülle der Funde und der Details vermitteln. Da Landeshauptmann Dr. Ratzenböck eine Reise nach China antritt, wurde der Eröffnungstermin vom 25. auf den 22. April vorverlegt. Der 23. April wird ein „Tag der offenen Tür" sein, einen Tag später werden die Schuldirektoren zur Besichtigung der Ausstellung geladen. ,,Wir wollen darauf aufmerksam machen, auf welch altem Kulturboden wir leben", sagte Dr. Ratzenböck, der darauf Wert legt, daß im Rahmen des Unterrichts der Schuljugend dieses Kulturgut besonders nahegebracht wird . Für die Sanierung und Restaurierung des Schlosses Lamberg hat der Bund als Besitzer des Objektes bisher 20 Millionen Schilling investiert, das Land sieben Mil- lionen Schilling. Wie Bürgermeister Weiss bei der Pressekonferenz mitteilte, inve- stiert die Stadtgemeinde für die Gestal- tung der Außenanlagen fünf Millionen Schilling. Die für die Hallstattausstellung adaptierten Räumlichkeiten werden später der Stadt Steyr für Sonderausstellungen zur Verfügung stehen. Im Frühling 1734 machten Knappen des Bergwerkes Hallstatt im damaligen Kammergut einen seltsamen Fund: sie entdeckten den „Mann im Salz", einen Toten, der erst vor wenigen Tagen gestor- ben zu sein schien, aber so seltsam geklei- det war, daß man ihn sofort als „Heiden" einschätzte und rasch in der Ecke des Hallstätter Friedhofes verscharrte. Hätte man den Leichnam und vor allem seine Kleidung aufbewahrt oder sie zumindest beschrieben, wären etliche Geheimnisse, die den Prähistorikern heute noch Kopf- zerbrechen bereiten, gelöst. Rund hundert Jahre später - 1846 - faßte der Hallstätter Bergmeister Johann Georg Ramsauer den Entschluß, auf dem Terrain des urgeschichtlichen Hallstatt Grabungen durchzuführen, und er hatte Erfolg: er konnte 980 Gräber freilegen, aus denen fast 20.000 Gegenstände der verschiedensten Art geborgen wurden. Trotzdem erkannte man erst im Laufe von Jahrzehnten den wirklichen Wert der „Hallstätter Totenstadt", die schließlich Weltgeltung erlangte und einer ganzen Epoche den Namen „Hallstattzeit" ver- li~. . Diese „Hallstattzeit" dauerte vom 8. bis zum 5. vorchristlichen Jahrhundert und war keineswegs auf Österreich beschränkt. Die Prähistoriker unterscheiden zwischen einem Westhallstattkreis und einem Ost- hallstattkreis: beide umschließen den Be- 11 / 47
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