Amtsblatt der Stadt Steyr 1979/11
flucht • 1n den lroum Frau Dora Dunkl las am 13. Oktober in der barocken Halle des neugestalteten Rathausfestsaales Lyrik und Prosa von Hugo von Hofmannsthal. Es war eine Lesung, die man nicht so schnell vergißt, denn selten ergänzen sich Raumwir- kung, Vortrag und Musik so glücklich wie bei dieser Veranstaltung. In ihrer Einführung charakterisierte Frau Prof. Marlene Krisper sehr treffend das Werk Hugo von Hofmannsthals und die Stim- mung der österreichischen Dekadenz- dichtung. Frau Dunkl rezitierte bei dieser Le- sung einige der schönsten Gedichte von Hofmannsthal, deren immer wiederkeh- rende Grundstimmung das weiche Zer- fließen im Bodenlosen, die Wehrlosigkeit Maler mit vielen Talenten: Rudolf Zörner . Der Steyrer hat mit seinen Werken auch im Ausland Anerkennung gefunden. Foto: Hartlauer 18 steyr Verbunden mit der Bilderwelt des Dichters: Dora Dunkl. gegenüber der Welt und die Flucht in den Traum ist. Aus dem Vortrag von Frau Dunkl spürte man die tiefe persön- liche Verbundenheit mit der Bilderwelt des Dichters. Aus dieser herzlichen Ein- fühlung gerieten die Verszeilen zu Wortmusik. Die glückliche Stimmung des Vortrages wurde gesteigert durch die spontanen Improvisationen von Augustinus F. Kropfreiter auf der Orgel. Mit einem Ausschnitt aus dem Chandos- Foto: Hartlauer Brief zeigte Frau Dunkl, welch hoch- karätige Prosa Hofma nnsthal geschrieben hat. Das zahlreich erschienene Publikum dankte für die hervorragenden Darbie- tungen mit herzlichem Beifall. Die Hörer waren aber auch begeistert von der intimen Atmosphäre dieser barocken Halle, die sich für eine Dichterlesung akustisch wie räumlich besonders gut eignet. Geteilte Notur Grelles Weiß bricht ein in vertraute Strukturen, kraftvoll überzieht ein Strei- fen leuchtendes Rot ruhig strahlende Farbqualitäten, wie man sie auf verwit- tertem Holz, Fels oder klarem Fluß- grund findet. ,,Teilungen" nennt der Steyrer Maler Rudolf Zörner seine großformatigen Temperabilder und Mischtechniken, die einige Wochen in der Galerie Schnittpunkt an der Gold- schmiedgasse m Steyr ausgestellt waren. Zörners Bilder fesseln auf den ersten BlicK. Die Farbkompositionen sind im Detail voll reizender Einzelheiten. Aus den wogenden Flächen wächst im span- nungsgeladenen Kontrast der Farben starke Dynamik, die sich in Verbindung mit den scharf einbrechenden geometri- schen Mustern zu aggressivem Bildge- schehen steigert. Zörners intensive Farb- und Bewegungsimpulse aktivieren den Betrachter zur Frage nach der Botschaft solcher Darstellung. Der Künstler will nach eigener Aussage mit seinen „Tei- lungen" die Durchdringung des organisch Gewachsenen mit den künstlerischen Schöpfungen des Menschen darstellen - ein Schmelzprozeß, aus dem neue Formen und Inhalte wachsen. Zörners oft geradezu wunderbar gesetzten Farb- kompositionen mit ihren nach Baum und Fels empfundenen Strukturen sind Boten der Natur in einer von Maschinen dominierten Welt. Indem Zörner auf seinen großformatigen Bildern die in der Natur vorhandenen, aber von uns nicht mehr gesehenen Strukturen heraushebt und ihre Schönheit offenbart, intensi- viert der Kün.stler unsere Wahrneh- mungsfähigkeit. Das Anschauen des Bil- des wird zu einem Zwiegespräch zwi- schen dem Kunstobjekt und seiner rea- len Entsprechung.
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