Amtsblatt der Stadt Steyr 1979/11
I m Konzert des Bruckner-Orchesters Linz am Samstag, dem 20. Oktober 1979, veranstaltet vom _Kulturamt der Stadt Steyr, bewährte sich erneut die hervorragende Akustik des neuen Stadttheaters. Sei es der klare, intime Streicherklang bei Mozart, das Zusam- menwirken zwischen Soloinstrument und begleitende Instrumentalisten bei Saint- Saens, die glitzernde, brisante Aus- druckskraft des Großorchesters bei Ra- vel: immer herrschte ausgeprägte Schärfe und Prägnanz durch die souveräne Füh- rung der Musiker. Theodor Guschl- bauer präsentierte sich als sicherer Diri- gent und exzellenter Kenner der jewei- ligen Partitur. Der Aufbau des Pro- gramms ermöglichte eine konstante Steigerung in der Gestaltung der ausge- wählten Werke. Mozarts Symphonie in C, KV 338, von 1780, ergänzt durch das nachkompo- Brillontes Konzert des Bruckner-Orchesters in Steyr nierte Menuett in C, KV 409, aus dem Jahre 1782, eröffnete das Konzert. Das kontrastreiche Werk überraschte durch die Wucht des ers ten Satzes, die an- heimelnde Streicherkantilene im An- dante und erfreute mit herrlichen Holz- bläserpassagen im Trio des Menuetts, um schließlich schwungvoll auszuklin- gen. Trotzdem war die Einspielfunktion des Werkes unüberhörbar. Das 2. Kla- vierkonzert in g-Moll von C. Saint- Saens, das technisch schwierigste der fünf vom französischen Meisterpianisten komponierten Solokonzerte, vereinigt alle Vorzüge des romantischen Klassizismus. 16 sieyr Nikolaus Wiplin- ger begeisterte das Steyrer Publikum. Foto: Wurst Ohne seine Lehrmeister ganz verleugnen zu können, findet Saint-Saens stets seine persönliche Note, vor allem im bravou- rösen Scherzo. In Nikolaus Wiplinger fand das Werk einen hervorragenden Interpreten, der den Geist der Kompo- sition sich gä nzlich zu eigen machte und stilvoll in Klang umsetzte. Der Dirigent ließ das Orchester wirkungsvoll, doch nie den Solisten übertönend, begleiten. Maurice Ravel, der den musikalischen Impressionismus zum Höhepunkt führte, war dem Ballett besonders verbunden. Seine choreographische Symphonie „Daphnis et Chloe", vom berühmten Choreographen Serge Diaghilew 1909 bestellt und diesem von Ravel gewid- met, wurde am 8. Juni 1912 im Pariser Theatre du Chateier uraufgeführt. Der griechisch-mythologische Stoff erfährt in sechs Bildern eine musikalische Aus- deutung, der man ohne Bilder des Tan- zes zu folgen vermag. Ravel setzt alle klanglichen Möglichkeiten des großen Orchesters überzeugend ein und erzielt einmalige, kontrastreiche Wir½ungen. Dies alles erregend und großartig zum Klingen gebracht zu haben, war die grandiose Leistung des Di rigenten und des ihm willig folgenden Orchesters, das die zwei Suiten prächtig musi zierte. Der bege isterte Beifall des vollen Hauses entsprach den Darbietungen des glanz- vollen Abends. 46 Kinder im Alter von sechs bis vier- zehn Jahren betei- ligten sich an einem von der Kind:erfreundeorts- gruppe Ennsleite veranstalteten Maiwettbewerb. Die vierzehn besten Arbeiten dieser gelungenen Veranstaltung sind bis 30. Novemb,er im Galerie-Cafe Muigg an der Kopernikusstraße zu sehen. Foto: Kranzmayr Kulturelles Bewußtsein der Jugend störken Das neu geschaffene Jugendreferat im Kulturamt der Stadt Steyr hat ein Ver- anstaltungsprogramm zusammengestellt, das neben J azzkonzerten mit erstklassi- gen Gruppen, Aufführungen klassischer Musik, Hörerziehung für Schüler, Auto- renlesungen und experimentelles Theater vorsieht. Im Rahmen der Vera nstaltungs- reihe des Jugendrefera tes las am 23. Ok- tober im Saal der Arbeiterkammer Steyr unter dem Titel „Literatur im Schein- werfer" der bekannte oberösterreichische Autor F. J. Heinrich Lyrik aus „Die Brandstatt" und Prosa aus den Werken „Die Schule von Xon" und „Ein Ort für alle". Mitglieder des Linzer Keller- theaters - Ri chard Höllerba uer, Hans Helmut Ecker und Franz Weismann - waren die Darsteller des Spiels in einem Akt „Der Zoo" . Als Ergänzung zum Musikunterricht in den Schulen hat das Jugendrefera t eine Veranstaltungsreihe zur „Hörerzie- hung" ins Leben gerufen, die bei der Jugend ein großes Echo findet. Zur ersten Veranstaltung mit dem Thema Kunstlied und Ballade", die am 25 . Ok- ~~ber im Stadtsaal stattfand, haben sich tausend Schüler gemeldet. Auf dem Pro- gramm standen Kompositionen von Schubert Schumann, Loewe und Salm- hofer. Die Interpreten waren der Bariton Paul Wolfram von der Wiener Staats- oper und Dr. Roman Zeilinger, Klavier. Helga Schiff-Riemann ga b Erläuterun- gen zu Fragen der Interpretation und stellte den Kontakt zwischen Publikum und Künstlern her. Mit dieser Form der Hörerziehung soll die Jugend zu bewußterem Musik- hören angeregt und zum Besuch musika- lischer Aufführungen motiviert werden. Das Jugendrefera t der Stadt Steyr versteht sich nicht nur als Veranstal - tungsmanagement, sondern auch als Ii:1- stitution, die das kulturelle Bewußtsem der Jugend stärken und die Eigeninitia- tive junger Menschen motivieren soll. Ein besonderes Anliegen ist auch die Förderung junger Künstler aus Steyr.
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