Amtsblatt der Stadt Steyr 1979/9

Ein Steyrer mocht große Sprünge Er hat unauffällig, aber beinhart ge- arbeitet und für viele überraschend zu- geschlagen: Gerald Herzig, mit Peter Lindtner das Aushängeschild der Steyrer Leichtathletik, hat mit 7,68 m seinen eigenen vier Jahre alten österreichischen Rekord im Weitsprung um einen Zenti- meter verbessert. Gerald Herzig begann 1968 mit dem Leistungs training beim SK Amateure und stieg fast kometenhaft empor. Bis 1972 konnte er mit seinem Entdecker Heinz Mayr und Trainer Edi Leichtfried sechs Staatsmeistertitel erobern; je zwei ent- fielen auf die Bewerbe Weitsprung (Best- leistung 7,54 m), 100-m-Lauf (10,5 sek) und Dreisprung (14,76 m). Die Zahl der Landesmeistertitel spielt da keine Rolle mehr . Das vielversprechende Talent wurde 1972 durch einen Muskelriß und die Matura an der Handelsakademie Steyr gestoppt. 1975 feierte er ein glän- zendes Comeback und verbesserte seinen österreichischen Weitsprungrekord aus dem Jahr 1971 von 7,54 m auf 7,67 m. Das neuerliche Akutwerden der Verlet- zung bedeutete das abermalige Ende von Herzigs Ambitionen, man war allgemein der Meinung, daß der Leistungssport für ihn der Vergangenheit angehöre. Nach Absolvierung der Pädagogischen Aka- demie in Linz trat er als Lehrer für Englisch und Leibesübungen seinen Dienst an der Sporthauptschule Tabor an und begann sofort, eine Leichtathle- tikgruppe aufzubauen. Als die Schüler sich an sein hartes Training gewöhnt hatten, ging es steil aufwärts, der Mei- sterspringer feierte auch als Trainer Triumphe. Sein größter Triumph ist allerdings der eingangs erwähnte Re- kordsprung, denn seit 1968 hatte er sich in Eigenregie - gewissermaßen als sein eigener Trainer - mit unheimlicher Zähigkeit gequält. Mehrere Verletzungen warfen ihn immer wieder zurück - aber jetzt geht es offenbar besser als je zuvor. Das Sprungphänomen ist aber keines- wegs restlos mit sich zufrieden. Er hat 36 Steyr ,,Ich komme nächstes Jahr wieder, denn acht Meter sind fiir mich möglich", l'i.iin- digte Gerald Herzig an, der bei der Staatsmeisterschaft im August wieder einen Muskeleinriß erlitt. Mit 7,62 Meter wurde Herzig Staatsmeister 1979. Mängel in der Luftfahrt und bei der Landung entdeckt und ist überzeugt, daß noch mehr „drinnen wäre". Sensations- lüsterne Reporter haben ihm ein Ziel ge- steckt, das er laut eigener Aussage höch- stens als „zufälliges Abfallprodukt seiner Aufbauarbeit" sieht: das Olympialimit von 7,90 m. Der ÖLV dürfte hier ein wenig übers Ziel geschossen haben, denn selbst im Europacupfinale in Turin wurde diese Weite nur von drei Sprin- gern übertroffen! Herzig will allerdings weiter: er möchte in zwei Jahren die 8-m-Marke überspringen. Fürs Olympia- Fotos: Steinhammer limit dürfte ihm die Zeit für den Trai- ningsaufbau zu kurz werden. Im Herbst absolviert der Herr Fachlehrer seinen Präsenzdienst beim Bundesheer und er hofft, bei der Heeressport- und Nah- kampfschule ideale Trainingsbedingun- gen vorzufinden. Wer die Verbissenheit kennt, mit der der nun 26jährige an sich arbeitet, der hält die genannten Ziele für durchaus realistisch. Allerdings müßte die heim- tückische Verletzungsserie endlich ein Ende finden. Das wünschen ihm wahr- scheinlich alle Steyrer.

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