Amtsblatt der Stadt Steyr 1979/7
Warum dieses Motorenwerk gerade hier gebaut wird, hat mehrere Gründe. Ich möchte auf diese Gründe nicht wei- ter eingehen, aber man kann sagen, daß einer der Gründe, warum dieses Werk hier gebaut wird, das Wissen um den Dieselmotor in Steyr ist. Steyr hat nach 1945 eine Umstellung in der Produktion vorgenommen und hat, dem Zug der Zeit folgend, Nutzfahrzeuge und land- wirtschaftliche Traktoren gebaut und mußte dafür Dieselmotoren entwickeln. Seither werden Dieselmotoren in ver- schiedenen Varianten bei Steyr-Daimler- Puch entwickelt und gebaut. Steyr hat sich schon sehr früh mit der Aufladung von Dieselmotoren befaßt und kann da- her auf ein sehr umfangreiches Wissen bei aufgeladenen Dieselmotoren zurück- greifen. Die vorhin genannten Motoren, die hier produziert werden und vorwie- gend für Pkw gedacht sind, sind aufge- ladene Motoren. In Europa wird der Dieselmotor schon fast lO0prozentig bei Nutzfahrzeugen und landwirtschaftlichen Traktoren verwendet. Nicht so in ande- Dipl.-Ing. Dr. Bugen EGGER, Ge- schäftsführer der Steyr-BMW-Motoren- gesellschaft: In Steyr hat man im Bau von Dieselmotoren große Erfahrung. Da sich das Eintreffen des Bundeskanzlers etwas verspätete, nützten die Wirtschafts- kapitäne die Warteizeit zu persönlichen Gesprächen. Im Bild BMW-Generaldirektor Eberhard von Kuenheim und Generaldirektor Dr. Treichl. ren Staaten, vor allem in Amerika, wo noch vielfach Benzinmotoren verwendet werden. Das hat den Grund darin, daß Benzin in Amerika an sich sehr billig ist. Vor allen Dingen gibt es Benzin dort, oder hat es gegeben, in ausreichendem Maß. Die derzeitige Energiesituation al- lerdings zwingt, daß hier ein Umdenken erfolgt. Man muß also Motoren, die viel Kraftstoff brauchen, ersetzen durch sol- che Motoren, die weniger brauchen, und hier ist der Dieselmotor prädestiniert, in die Bresche zu springen. Der Trend zum Dieselmotor auch am Pkw-Sektor ist nicht aufzuhalten. Die strengen Abgas- und Verbrauchsbestimmungen, die in einzelnen Ländern vorgesehen sind, wer- den vom Dieselmotor sehr gut bewäl- tigt, zum Teil besser als beim Otto-Mo- tor. Beim Dieselmotor ist beim Verbren- nungsverfahren mit einer Kraftstoff- ersparnis von etwa 40 Prozent zu rech- nen, verglichen mit einem gleich starken Otto-Motor. Besonders die direkte Ein- spritzung hat bei Vollgas sehr günstige Verbrauchswerte. Im unteren Drehzahl- bereich, wo die Dieselmotoren mit Luft- überschuß laufen, haben auch die Abgase einen besonders geringen schädlichen An- teil. Einer der Hauptvorteile des Diesel- motors ist der hohe thermodynamische Wirkungsgrad, so daß diese Motoren bei gleicher Leistung wesentlich weniger Kraftstoff verbrauchen als die Benzinmo- toren. Im Hinblick auf die begrenzten Reserven des Energieträgers Erdöl ist das Fotos: Hartlauer von besonderer Bedeutung. Aus statisti- schen Aufstellungen ist zu entnehmen, daß zirka 20 bis 25 Prozent der in der Welt erzeugten Energie für das Ver- kehrswesen verwendet werden und hier fast zu 100 Prozent wieder durch Erdöl abgedeckt werden müssen. Vor allem die Straßenverkehrsfahrzeuge sind aus- schließlich auf die Benützung des Erdöls als Kraftstoff angewiesen. Untersuchun- gen internationaler Organisationen und von Fahrzeugherstellern zeigen überein- stimmend, daß es gegenwärtig und auch auf längere Zeit hinaus keine Alterna- tive zum Antriebsaggregat Motor bei Kraftfahrzeugen geben wird. Da Erdöl aber nicht in unbegrenzten Mengen zur Verfügung stehen wird, ist es notwendig, mit den vorhandenen Reserven sparsam umzugehen. Dazu werden die in diesem Werk produzierten Motoren ihren Teil beitragen. Außerdem haben Dieselmoto- ren geringere Umweltbelästigung als Otto-Motoren. Um möglichst wenig Kraftstoff zu verbrauchen, ist es jedoch nicht nur notwendig, einen sparsamen Motor zu haben, sondern man muß auch leichte Fahrzeuge haben, damit die bewegte Masse klein wird. Leichte Fahr- zeuge sind aber das Metier der Gesell- schafter, die dieses neue Unternehmen gegründet haben - Steyr-Daimler-Puch und BMW. Hier werden die Motoren gebaut, dort werden die leichten Fahr- zeuge gebaut. Ich glaube, das ist eine günstige Kombination." sit'yr 7
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