Amtsblatt der Stadt Steyr 1979/7
Der Generaldirektor der S-Peyr-Daimler-Puch , H. Michael Malzacher, begrüßt Bun- deskanzler Dr. Kreisky zur Spatenstichfeier. res wird dann mit dem Bau der Ferti- gungshallen begonnen, das heißt, im wesentlichen mit einem eingeschossigen Gebäude von 40.000 Quadratmeter für die mechani sche Fertigung und einer zweigeschossigen Montagehalle mit einer Fläche von etwa 20.000 Quadra tmetern . Bis zu 500 Beschäftigte werden von den planenden und ausführenden Firmen auf diesem heute noch so idyllischen Ge- lände eingesetzt sein . Mehr als 80 Pro- zent der Motoren werden in den Export gehen, damit kündigt sich ein wesent- licher Beitrag dieses Unternehmens für die Handelsb!lanz Österreichs an. Inzwi- schen gibt es Überlegungen für ein Zu- satzvorhaben in der neuen Fabrik. Ent- sprechende Meldungen darf ich an dieser Stelle präzisieren. BMW prüft, ob in der gemeinsamen Gesellschaft eine zusätz- liche Kapazität für Benzinmotoren, und zwar fü r hochwer tige Sechszylinder- motoren, geschaffen werden soll. BMW benötigt sie neben den Dieselmotoren für das weitere Wachstum seiner Pkw- Produktion. Dieses Erweiterungspro jekt für eine Gesamtproduktion von mehr als 150.000 Motoren im Jahr würde einer Aufstockung der Inves titionen um 50 Pro- zent auf insgesamt rund 4,5 Milliarden Schilling bedeuten. Auch di e Zahl der Mitarbeiter würde sich um 50 Prozent auf über 1500 erhöhen. Man darf damit woh l ohne Übertreibung sagen, daß die- ses Zusatzvorhaben, dessen Standort zur Zeit in mehreren Alternativen geprüft wird und sehr bald entschieden werden muß, für sich allein genommen die Ver- wirklichung eines beachtlichen Industrie- projektes darstellen würd e. Wir beken- nen ganz offen, daß wir die Entscheidung für den Standort dieses Vorhabens neben den wichtigen unternehmenspolitischen Gesichtspunkten an dem Maß der För- derung orientieren, wie es für ein wei- teres geplantes Fabrikenprojekt in Öster- reich neuerdings bekannt geworden ist. Die beiden Muttergesellschaften, Steyr- Daimler-Puch und BMW, sehen die neue Aktivität keineswegs nur im Rahmen des heutigen Produktangebotes oder als eine Angelegenheit notwendiger Kapazi- täten, also sozusagen als ve rlängerte Werkbank an, sondern vo r allem als eine Erweiterung der unternehmerischen Betätigung, mit neuen Produkten in zu- sätzliche Anwendungsgebiete. Zur Erhal- tung der internationalen Wettbewerbs- fähigkeit werden in Zukunft in ver- stärktem Maße Zusammenarbeit zwi- schen Unternehmen über Konzern-, Bran- chen- und Ländergrenzen hinaus not- wendig sein. Diese Kooperation darf als ein solches Beispie l der zukunftsorien- ti erten Unternehmenspolitik zur Verrin- gerung der Ri siken und zur Vergröße- rung der Chancen verstanden werden. Steyr, diese schöne und traditions- · reiche Stadt, für di e wir uns mit dem Versta nd, aber auch mit dem Herzen, als Standort für die BMW-Steyr-Motoren- Gesellschaft entschi eden haben, feiert demnächst ihr tausendj ähri ges Bestehen. Fast so alt wie d ie Stadt selbst ist ihre Bedeutung als Zentrum der Eisenver- arbeitung und des Eisenh and els. Es er- scheint mir als ein glücklicher Umstand, daß wir mit dem Motorenbau in einer neuen Fabrik diese Tradition fortsetzen wollen, mit einem Unternehmen, das man gerade im Motorenbau angesichts di eser beiden Muttergesell schaften als einen Sprößling guter Abstammung bezeichnen darf . In Verbindung mit diesem kurzen Blick in die Geschichte stellt man sich die Frage, wie wohl unsere Nachfahren, wenn sie sich zur 2000-Jahr-Feier eines Tages rüsten, vielleicht an dieser Stelle einen Dieselmotor ausgraben, unsere ietzige Epoche geschichtlich bewerten. Wird unsere Zeit dann tatsächlich so ge- sehen werden wie viele Zeichen es an- deuten, nämlich als der Beginn eines Wandels in der Verfügbarkeit von Res- sourcen in den sogenannten hochent- wickelten Industrieländern. Mit dem / Bau di eser Fabrik und der Hers tellung von durchaus neuartigen Dieselmotoren glauben wir, im Teilbereich des mobilen und stationären Einsatzes von Antriebs- aggregaten einen offensiven Bei trag im Rahmen der Besinnung auf die Reich- weite unserer Rohstoffe zu leisten. Dabei gehen wir davon aus, daß die Vorteile des Dieselmotors durchaus noch weiter zu steigern und seine Nachteile zu redu- zieren sind . Daran wollen wir hier ge- meinsam arbeiten. " Steyr hol große Erl ohrung im Bou von Dieselmotoren Dipl. -Ing. Dr. Engen EGGER, Ge- schäftsführer der BMW-Steyr-Motoren GmbH, kommentierte in seiner Rede techni sche Details des Steyr-BMW-Pro- jektes : ,,In diesem Werk, das hier gebaut wird, werden wir Dieselmotoren produ- zieren, die zum Teil bei BMW in Mün- chen entwickelt worden sind und zum Teil bei Steyr-Daimler-Puch in Steyr ent- wickelt werden. Dieses neugegründete Unternehmen, Sie können es an allen Schildern lesen, nennt sich BMW-Steyr- Motoren-Gesellschaft. In dieser Gesell- schaft werden Motoren produziert, rasch laufende Dieselmotoren mit 100 bis 150 PS. Es sind dies, um nur einige Da- ten zu nennen, ein Vierzylindermotor mit einem Hubvolumen von 2,13 Liter, ei ner Leistung von 100 PS bei 4300 Um- drehungen pro Minute. Dieser Diesel- motor hat direkte Einspritzung. Ein Sechszylindermotor mit 2,4 Liter Hub- volumen , der eine Leistung von 115 PS bei 5000 Umdrehungen aufweist, ist ein Motor mit Vorkammer-Verbrennungs- verfahren. Dieser Motor wurde bei BMW entwickelt, die Entwicklung ist abgesch lossen und er wird 1982 hier in Serienproduktion gehen. Ein Sechszylin- dermotor mit 3,2 Liter Hubvolumen ist di e letzte Entwicklung des in Steyr be- find lichen M 1, es ist ein Dieselmotor mit direkter Einspritzung und er wird eine Leistung von 150 PS bei 4300 Um- drehungen haben.
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