Amtsblatt der Stadt Steyr 1979/7

Meisterinterpret Jörg Demus. Bezoubemde lnterpretolion romontischer Kloviermusik JÖRG DEMUS, seit Jahren stän- diger Gast in Steyr, stellte sich im diesjährigen Klavierabend in der Ar- beiterkammer als exzellenter Inter- pret romantischer Klaviermusik dem zahlreich erschienenen Zuhörerkreis vor. Besonders beeindruckend an seinem Spiel war die eruptive Kraft, mit der er dem herben Charakter bei Brahms Rechnung trug. Gleich wir- kungsvoll gestaltete er die lyrischen Bereiche, denen man lange Zeit den Primat der Romantik zuerkannte. Daß beides eine beglückende Symbio- se eingehen konnte, bewies die Pro- grammauswahl des Künstlers . Der Gefühlsüberschwang Chopins wurde hörbar gebändigt und der immer wieder durchbrechenden Dramatik zugeordnet. So ergab sich eine wun- derbare Ausgeglichenheit des Vor- trages, wie er selten zu hören ist. Das Gesamtprogramm erhielt damit eine innere Geschlossenheit der Darbie- tung zur Ehre der Romantik und ihrer bedeutendsten Komponisten. Beschwingte f olklore ous Jugoslowien Eröffnet wurde der Klavierabend mit „Drei Fantasien", op. 116, einem der letzten Werke von Johannes Brahms aus dem Jahr 1892. Den Ge- gensatz zwischen den herb-dramati- schen Capriccios und dem Intermezzo mit seinem melancholisch-lyrischen Melos machte Demus mit exaktem, differenziertem Spiel deutlich. Die „Sinfonischen Etüden", op. 13, von Robert Schumann in Form von Va- riationen 1834 geschrieben, atmen echt romantischen Geist mit der wei- ten Gefühlsbreite und selbstbewuß- ten Dramatik. Der Solist gestaltete die zwölf Abwandlungen des lyrischen Themas überaus differenziert bis hin zum stürmischen Finale. Die brillante Technik wurde dem Werk dienend, niemals aufdringlich präsentiert. Der MOV „Arion" Steyr hatte für 23. Juni das Mandolinenorchester KUD „Julije Benesic" aus Ilok, einem 8000 Einwohner zählenden Städtchen an der Donau, zu einem Gastspiel eingeladen. Im gut besuchten Casino- Saal war der erste Teil des Konzertes dem Orchester vorbehalten. Die fünf- undzwanzig Musiker der Kapelle zeigten alle Vorzüge der slawi- schen Volksmusik: Schwermut und Temperament, differenziertes, klang- volles Spiel sowie hohe Disziplin un- ter der dynamischen Führung ihres Kapellmeisters. Zwei Sprecher gaben zu den einzelnen Stücken erklärende Hinweise. Der zweite Teil wurde durch Einzelvorträge von heimat- lichen Liedern getragen. Den fünf Solistinnen und den zwei Solisten gelang es, den Charakter der meist schwermütigen Lieder den Zuhörern eindrucksvoll nahezubringen. Den größten Beifall erntete jedoch die Tanzgruppe, welche aus Platzmangel auf der Bühne in drei Einzelgruppen auftreten mußte. In den schmucken Trachten boten die Tänzer ein far- benprächtiges Bild. Die Genauigkeit der Tanzfolgen wurde weitgehend von der exakten Führung durch den Harmonikaspieler bestimmt. Das um- fangreiche Programm stellte an die Zuhörer beachtliche Anforderungen, welchen sie nicht immer gewachsen waren. Da das Konzert bei Tischen gegeben wurde, war die Aufmerk- samkeit streckenweise geringer, als es 22 si.t'yr das Programm verdient hätte. Da es sich bei den Gästen durchwegs um Amateure handelte, konnte man mit dem Dargebotenen sehr zufrieden sein. Der reiche Beifall bestätigte dies. Steyrer Schwerttünzer begeisterten in Wien DIE STEYRER SCHWERTTÄN- ZER gaben im Rahmen des Bundes- ländertages in Wien ein Gastspiel vor dem Wiener Rathaus. Unter dem Motto „Oberösterreich grüßt Wien" präsentierten 180 Mitglieder ober- österreichischer Vereine eine bunte Palette oberösterreichischen Brauch- tums. ,,Ihr habt Euch als ideale Botschaf- ter nicht nur Eurer schönen und alt- ehrwürdigen Stadt, sondern darüber hinaus Oberösterreichs erwiesen", schreibt der „Verein der Oberöster- reicher in Wien" an den Trachten- verein Steyr, ,,die zahlreichen Zuhö- rer und Zuseher auf dem Rathaus- platz, darunter auch viele ausländi- sche Gäste, waren von der Auffüh- rung des Schwerttanzes als eine Glanznummer des Programms hell begeistert." Der zweite Teil gehörte Frederic Chopin. Der Pianist wählte die dritte und vierte Ballade, As-Dur bzw. f-Moll, op. 47 und 52, 1841/42 ent- standen, als Rahmen. Ins musikalische Bild wurde gestellt: Die beiden Noc- . turne in Fis-Dur, op . 15/ 2 (1832) und E-Dur, op. 6212 (1846), dazu das Im- promptu cis-Moll, op 66 (1834) und das in Ges-Dur, op. 51 von 1842. Demus interpretierte sie gleichsam als viersätziges Werk in beglückender Art. Der überaus herzliche, anhaltende Beifall des beeindruckten Publikums war würdiger Dank für den beglük- kenden Abend. Der Künstler dankte seinerseits mit drei Zugaben: dem Walzer cis-Moll aus op. 64 (1846/ 47), der „Harfenetüde" in As aus op. 25 und drei Preludes aus op. 28, wobei die berühmte „Regentropfen"- Etude in Des-Dur einen würdevollen Schluß setzte.

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