Amtsblatt der Stadt Steyr 1979/5

Goldhaube und Fes11rachl als Geschenk an die Stadl Die Steyrer Goldhaubengruppe hat der Stadt Steyr ein schönes Geschenk ge- macht: Die Obfrau, Frau Karla übleis, überreichte am 12. März Vizebürgermei - ster Heinrich Schwarz eine Steyrer Fest- tracht mit einer goldenen Mädchenhaube. Diese Tracht soll von einem Mädchen bei festlichen Anlässen der Stadt getra- gen werden. Das Gold für die Mädchenhaube haben Mitglieder des Vereins gestiftet. Eine be- sonders geübte Stickerin fertigte die Haube. Zur Aufbewahrung des kost- baren Stückes wird eine Spanschachtel verwendet, auf die eine Goldhaubenfrau das Stadtwappen und eine Widmung ge- malt hat. Das Steyrer Trachtenhaus Ross- acher spendete die Festtracht. Die feierliche Übergabe des Geschen- kes an die Stadt wurde nach der Haupt- versammlung der Goldhaubengruppe im Tabor-Restaurant vorgenommen. Sabine Lutz präsentierte in Begleitung von sechs Goldhaubenmädchen die Festtracht. Vize- bürgermeister Heinrich Schwarz sprach begeistert von der Schönheit der Tracht und dankte mit herzlichen Worten für das Geschenk. Schwarz würdigte auch die Aktivitäten der Goldhaubengruppe im Dienst der Traditionspf!ege und ihre Teilnahme bei repräsentativen Veranstal- tungen. Dr. Volker Lutz hielt dann einen Vortrag über die l000jährige Geschichte der Stadt Steyr und die bereits getroffe- nen Vorbereitungen für die Gestaltung des Jubiläumsjahres. 18 S(t')'I' Im Bild Sabine Lutz als erste Trägerin der Steyrer Festtracht. Vizebürgermeister Schwarz nimmt von Frau Karla Übleis die mit dem Stadtwappen bemalte Span- schachtel entgegen, in der die Goldhaube aufbewahrt wird. Foto: Kranzmayr SlAWISCHE KlAVIERMUSIK BHlllANl GESPIEll Wenige Wochen nach dem Klavier- abend Alexander .Jenner hatte man am Montag, dem 12. März, Gelegenheit, einen interessanten Vergleich anzustel- len. Horst Matthaeus, Schüler von Friedrich Wührer und Wladislaw Kedra, seit 1969 Lehrer am Brucknerkonser- vatorium Linz, spielte slawische Kom- positionen, welche fast nie zu hören sind, mit einer technischen Brillanz, einer Ausdruckskraft voll Spannung und Verinnerlichung zugleich, die den Zuhörer pausenlos fesselt. Vom zarte- sten Piano bis zum wildesten Furioso beherrschte der Künstler alle Bereiche des musikalischen Ausdrucks. Das würdevolle Gehaben des Pianisten ver- stärkte noch den großartigen Gesamt- eindruck. Leos .Janacek (1854 - 1928), aus Mähren stammend, fußt in seinen Werken auf dem Volkslied. Seine Kla- vierwerke dienen hauptsächlich der eigenen Stilfindung. Der Zyk_Jus „Auf Horst Matthaeus präsentierte sich in Steyr als Pianist von hohem Rang. Foto : Kranzmayr verwachsenem Pfade" von 1902 eröffnete den Klavierabend. Der Pianist interpre- tierte die zehn Stücke in ihrer Gegen- sätzlichkeit, seelischen Tiefe, Traurigkeit und Ekstase ungemein diffizil. Der zweite Zyklus, aus fünf Stücken bestehend und ohne Titel 1908 kompo- niert, erschien im Druck erst 1944. Hier dominiert das Musikantische der tsche- chischen Melodik in heiterem Licht, vom Solisten wieder meisterhaft darge- boten. Die russischen Dorfszenen op. 59 (Dumka) von P. I. Tschaikowski zeichnen die schwermütige Volksseele, leidend und wild aufbrechend. Für den Pianisten sind sie ein Prüfstein technischer Bravour. Matthaeus bestand glänzend. Abschließender Höhepunkt waren die „Bilder einer Ausstellung" von Modest Mussorgski (1839 - 1881). Sie verdan- ken ihre Entstehung einer Gedenkaus- stellung für den Maler und Freund Vik- tor Hartmann 1874. Dieser Zyklus, eines der wenigen vollständigen Werke des Komponisten, bot mehreren bedeuten- den Musikern Gelegenheit zur Orche- sterinstrumentation, doch ist das Original vorzuziehen. Der Komponist geht von Bild zu Bild - Promenade - und setzt seine Eindrücke in die ihm eigene, meist eigenwillige Tonsprache um. Die Thematik der Bilder mit Moti - ven aus Frankreich, Italien, Deutschland, Polen und Rußland setzt Mussorgski in wunderbaren Kontrast. Und so inter- pretiert dieses großartige Werk auch H. Matthaeus mit allen technischen, dyna- mischen und gestaltenden Möglichkei- ten. Der genußvolle Abend, welcher eine zahlreichere Zuhörerschaft verdient hätte, schloß mit dem Prelude in gis- Moll von S. Rachmaninow. Stürmischer Beifall.

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