Amtsblatt der Stadt Steyr 1979/5

D ie Restaurierung denkmalge- schützter Gebäude scheitert oft an der Ratlosigkeit, welchem Zweck das Objekt nach der Sanierung zugeführt werden könnte. Denn Inve- stitionen allein für die Erhaltung von Bauwerken sind verlorenes Geld, wenn es nicht gelingt, in die denk- malgeschützten Häuser Leben zu bringen. Eine glückliche Verbindung von Denkmalpflege und Revitali- sierung ist der Stadt Steyr bei der Restaurierung des vierhundert Jahre alten Herrenhauses an der Sierninger Straße gelungen. Es wurden nicht nur die reizvollen Architekturele- mente und Fresken restauriert, das historische Gebäude ist nun neben seiner bisherigen Funktion als Wohnhaus auch Heimstätte für den Seniorenklub geworden. Die Stadt Steyr hat für das Projekt nahezu eine Million Schilling investiert. Das Land fördert die Revitalisierung mit 700. 000 Schilling. Mit der Restaurie- rung des Herrenhauses hat die Stadt- gemeinde gezeigt, daß nicht nur im zentralen Altstadtensemble denkmal - pflegerische Aktivitäten gesetzt, sondern auch am Rande der Stadt bauhistorisch wertvolle Objekte der Nachwelt erhalten werden. Der Seniorenklub im Herrenhaus wurde am 13. März von Bürgermei- ster Weiss in Anwesenheit von Lan- desrat Ing. Hermann Reich! und des Stadtsenates offiziell eröffnet. Das Stadtoberhaupt würdigte die Ver- dienste von Architekt Scheuer an der gelungenen Restaurierung des Bau- 10 ste-yr Restauriertes Herrenhaus wurde Heimstätte lür Senioren werkes und freute sich, daß den Senioren ein so qualitätsvolles Haus als Stätte der Begegnung zur Verfü- gung gestellt werden kann. ,,Wir ver:. gessen auf die Älteren unter uns in keiner Lebenslage, der Bürger soll im Alter nicht das Empfinden haben, er steht allein", sagte Weiss, der darauf hinwies, daß die Stadt bereits vier Seniorenklubs mit 250 Mitgliedern betreut. Die Pensionistinnen und Pensionisten treffen sich in den Klubs bis zu fünfmal wöchentlich. Die Stadt hat für die Seniorenbe- treuung im vergangenen Jahr 831.000 Schilling an Subventionen gegeben, vom Land kamen 169.000 Schilling. „Ich kenne in Oberösterreich viele Heimstätten von Seniorenklubs, diese hier zählt zu den gelungensten, die heimelige Atmosphäre altehrwür- diger Gewölbe und die gediegene Einrichtung laden ein zum Verwei- len", würdigte Landesrat Ing. Hermann Reich! als Sozialreferent des Landes Oberösterreich das Bei- spiel Herrenhaus als „Vorbild für viele Gemeinden". Reich! sagte, in den letzten Jahren seien bei den älteren Menschen die materiellen Probleme in den Hintergrund getre- ten, es gelte nun, die Sorge. der Ein- samkeit von den Menschen zu neh- men, und hier seien die Senioren- klubs als Stätten der Begegnung Motor für neue Lebensaktivitäten. Mit der Errichtung des „Herren- oder Siechenhauses" wurde im Pest- jahr 1569 begonnen. Im Baustil der Renaissance gestaltet, weist das zwei- geschossige Haus auch heute noch fast alle ursprünglichen Architektur- elemente auf. Die Fassaden schmücken prachtvoÜe Fresken mit religiösen Motiven. Die Hofarchi- tektur an der Ostflanke des Hauses wird durch große Rundbogen-Ton- nen-Joche und den darüber liegen- den Laubengang geprägt. Neben der Restaurierung des künstlerischen Schmucks waren umfangreiche Arbei- ten zur Sicherung der Bausubstanz durch Trockenlegung des Gemäuers, die Erneuerung des Kanalsystems, Verlegung des Gehsteiges, Außenge- staltung und die Errichtung neuer Sanitäranlagen notwendig. Zum Bild links: ,,Pflegen Sie die persön- lichen Kontakte und setzen Sie kulturelle Aktivitäten", sagte Bürgermeister W eiss bei der Eröffnung des Seniorenklubs ,,Herrenhaus". Der große Raum im Erd- geschoß, dessen Kreuzgratgewölbe von einer schönen Mittelsäule getragen wird, wurde für die Senioren sehr heimelig eingerichtet. Fotos: Kranzmayr

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