Amtsblatt der Stadt Steyr 1979/4

zu berücksichtigen, daß der Großteil der Kinder zwangsweise im Heim ist, also lieber zu Hause wäre. Auch wenn dieses Zuhause noch so zer- rüttet ist, erlebt das Kind die Heim- einweisung durch die Fürsorgebe- hörde in der Regel als Strafe. Nicht selten gibt es in der Eingewöhnungs- phase Fluchtversuche. Die Erzieher ver- suchen mit großer Behutsamkeit, den jungen Menschen den schrittweisen Gebrauch von Aktivitäten zu ermög- lichen, mit denen die Jugendlichen vorher kaum umgehen konnten, wie z. B. den gezielten Ausgang in die Stadt oder in die Umgebung, den freien Gebrauch der Freizeit und des Taschengeldes, freiere Auswahl der Fernsehprogramme, immer mehr Kontakt mit den Bezugspersonen durch Besuche und Heimfahrten. „Niemand soll sich wundern, wenn wir in unserer Arbeit immer wieder Rückschläge und Enttäuschungen er- leben", betont Pater Unger, ,,wo mit Maschinen gearbeitet wird, kann man erwarten, daß alles funktioniert, bei der Arbeit an jungen Menschen könnte aber dieses perfekte Funktio- nieren nur durch Zwang und Entzug jeglicher Freiheit erreicht werden, dann aber bräuchten wir für unsere Arbeit nicht Erzieher, sondern Auf- seher, dann wäre unser Heim nicht eine heilpädagogische Institution, son- dern eine Jugendstrafanstalt." „Moderne Pädagogik erfordert auch ein zeitgemäßes Wohnmilieu" , sagt Landes- rat Ing. Hermann Reich!, der die Mil- lionen-Investitionen des Landes m Gleink gut angelegt weiß. Das Erziehungsziel - Wiederein- gliederung dieser .Jugendlichen in die Gesellschaft - könne nicht erreicht werden, sagt Pater Unger, wenn man Die Erziehung der Jugend zur Gemeinschaft ist eines der wichtig- sten Anliegen der Pädagogen in Gleink. Wohl fühlen ist auch für diese Buben alles. In Zimmern mit alten Stockbetten und schlechtem Mobiliar fühlen sich die Kinder natürlich nicht so wohl wie in einem Raum mit modernen Möbeln, den der Bub nur mit einem Kameraden teilen muß. Eines der neu eingerichteten Zimmer mit nur zwei Betten. Hier kann sich der einzelne weit- gehend ungestört zurückziehen. Die Wand dekoriert er nach seinen Vorstellungen. Die Buben nehmen den Vorzug eines schönen Zimmers mit Dankbarkeit auf.

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