Amtsblatt der Stadt Steyr 1979/4
V on der Öffentlichkeit weit- gehend unbemerkt, realisieren engagierte Pädagogen im Cari- tas-Erziehungsheim Steyr-Gleink ein fortschrittliches Erziehungspro- gramm, das bereits gute Früchte zeigt und daher in dieser Form zielstrebig weitergeführt werden soll. Der neue Leiter des Heimes, Pater Magister Karl Unger, hat innerhalb weniger Jahre das Wohnmilieu durch Modernisierung der Räum- lichkeiten des ehemaligen Klosters so weit verbessert, daß die meist mit Verhaltensstörungen behafteten Ju- gendlichen in der neuen Umgebung ein bisher unbekanntes Gefühl der Geborgenheit erleben. Denn das freundliche Wohnmilieu ist über- haupt erst die Voraussetzung für eine erfolgreiche Verwirklichung der Erziehungsmaßnahmen von Psycho- logen und Pädagogen, die in Gleink die schwere Aufgabe haben, 180 schwer erziehbare Jugendliche in die Gesellschaft einzugliedern. ,,Wo wir die Möglichkeit haben, Gruppen in freundlichem Wohnmilieu zu be- treuen, sind die Erziehungsfort- schritte ermutigend", sagte Pater Unger, der besonders die Initiative von Landesrat Ing. Hermann Reich! würdigt, der als Sozialreferent des Landes innerhalb _von fünf Jahren 4,8 Millionen Schilling für Gleink zur Verfügung gestellt hat. ,,Mit dieser Hilfe ist uns der entscheidende Pater Magister Karl Unger, Leiter des Caritas-Jugendheimes in Gleink, sagt: „Auf die Dauer kann unsere Aufgabe im Interesse der Gesellschaft nur gelin- gen, wenn Kinder und Mitarbeiter unse- res Heimes mehr Ermutigung und Ver- ständnis als Vorurteile erfahren, wir sind sehr froh , daß uns Landesrat Ing. Her- mann Reich! so großzügig hilft." 10 swyr Im Jahr des Kindes soll man auch an die Heimkinder denken Im Jugendheim Gleink versuchen Pädagogen neue Formen der Erziehung Freundliches Wohnmilieu gibt Kindern Geborgenheit Tatkräftige Förderung des pädagogischen Konzepts durch das Land Oberösterreich Durchbruch bei der Verwirklichung unseres pädagogischen Konzeptes ge- lungen, wir haben nun in einem Teil des Hauses das Wohnmilieu, das wir für eine fruchtbare Erziehungsarbeit brauchen", freut sich Pater Unger. Der Leiter des .Jugendheimes Gleink möchte gerne die Vorurteile vieler Menschen gegen die Heimer- ziehung abbauen und um Verständ- nis für die besondere Funktion dieser Einrichtung werben, die dann für das Kind die letzte Chance ist, wenn die Familie versagt oder die Eltern fehlen . „Daß das Heim die eigene Familie eines Kindes nicht ersetzen kann, ist uns allen, die wir uns um verhaltens- gestörte und milieugeschädigte Kinder bemühen, klar", sagt Pater Unger, ,,doch mit Verständnis und Hilfsbereitschaft, mit Engagement und Einfühlungsvermögen dürfte es uns gelingen, einem Großteil dieser .Jugendlichen das Heim zu emem sinnvollen Ersatz zu machen." In dreizehn Wohngruppen schaf- fen 32 Erzieherinnen und Erzieher den Ersatz für das fehlende Zuhause von Kindern aus ganz Österreich. In Gleink unternimmt man alle An- strengungen, daß der Lebensraum der Jugendlichen im Gegensatz zum Schulraum viel wohnliche Atmo- sphäre vermittelt. Der einzelne hat dort einen privaten Bereich, den er sich nach eigenem Geschmack ge- stalten und in den er sich in Krisen- situationen zurückziehen kann. ,,Dank der großzügigen Unterstüt- zung durch das Sozialreferat des Landes konnten wir · bereits fünf Wohngruppen so ausbauen, daß sie unseren Vorstellungen entsprechen", sagt Pater Unger, ,,in allen anderen Gruppen sind wir zur Improvisation gezwungen, bis die · notwendig~ finanzielle Hilfe auch dort unsere heilpädagogische Arbeit erleichtert." Das Fehlverhalten junger Men- schen versuchen die Erzieher in Gleink vorwiegend durch den Ein- satz bzw. den Entzug von Vergün- stigungen zu korrigieren . Dabei ist In diesem alten Gebäudekomplex am Rande der Stadt wohnen die 180 jugendlichen mit ihren Erziehern. Das geräumige Haus kann viel wohnliche Atmosphäre bieten, wenn die Einrichtung modernen Erfordernissen angepaßt wird. Fotos: Hartlauer
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