Amtsblatt der Stadt Steyr 1979/3

Glanzvolles Kammerkonzert des Bruckner-Orchesters Das Kulturamt der Stadt Steyr verpflichtete zum ersten Konzert im neuen Jahr das Kammermusik- ensemble des Bruckner-Orchesters Linz für Donnerstag, 18. Jänner, in die Arbeiterkammer. Das kleine Bühnenpodium war wesentlich ver- größert worden, so daß dem zahlen- mäßig beträchtlichen Klangkörper genügend Raum zur Verfügung stand. K. H. Pillney, geb. 1896 in Graz, hat mit seinen „Eskapaden eines Gassen- hauers" ein ausgezeichnetes Varia- tionswerk geschaffen, wobei er ähn- liche Vorlagen zum Anlaß nahm und in seiner Art effektvoll werterführte. Der bekannte Schlager der zwanziger Jahre „Was willst du mit -dem Knie, lieber Hans" war ihm Thema zu elf Variationen, in denen er bekannte Melodien folgender Komponisten stilecht zu verarbeiten wußte: Bach - Mozart - Schubert - Mendelssohn - Rossini Verdi Pucchini R. Strauß - Schönberg und Liszt. Das durch Bläser wesentlich ver- stärkte Streichorchester mus1z1erte ausgezeichnet, wobei sich der mitein- gesetzte Pianist Eduard Claucig bei seinen überaus schwierigen Passagen vortrefflich bewährte. Die „Abschiedssinfonie" in fis- Moll, Nr. 45, von J. Haydn hat das Linzer Ensemble prächtig musiziert. Der gruppenweise Abgang der Musi- ker im Schlußteil der Sinfonie begei- sterte die Zuhörer zusätzlich, so daß sich der Dirigent zu einer ins Pro- gramm passenden Zugabe entschloß, den Orchestervariationen über „0 du lieber Augustin" von J. N. Hum- mel (1778 bis 1837), dem Nachfolger Haydns in Eisenstadt bei Esterhazy. Waren es bei Pillney die Komponi- sten, welche für den Spaß herange- zogen wurden, so galten die Varia- tionen hier den einzelnen Orchester- instrumenten, wobei sich die Linzer Gäste ebenfalls meisterlich in Szene setzten. Es gab herzlichen Beifall für zwei Stunden musikalischer Heiter- keit. Das Konzert wurde mit Mozarts genial-heiterem Werk, dem „Musika- lischen Spaß" in F-Dur, KV 522, er- öffnet. Obwohl diese Dorfmusikan- tenmusik nur für sechs Instrumenta- listen komponiert wurde, konnte man die überaus präzise Darbietung des Linzer Orchesters in der unge- wohnt starken Besetzung akzeptie- ren. Der Leiter des Ensembles, Dok- tor Roman Zeilinger, zeigte alle seine gewohnten Vorzüge: Schwung und Temperament in der Gestaltung, klare Zeichengebung, präzise Ein- sätze und darüber hinaus ein dezen- tes, Staunen ausdrückendes Mitspie- len bei den verschiedenen „Ausrut- schern" der Musikanten. lehrlingskapelle begeisterte Publikum Im zweiten Werk setzte sich der Humorcharakter des Abends fort . Im Casino Steyr war am 28 . Jän- ner vormittags in einer Veranstal- tung des Kulturamtes das Lehrlings- orchester der Steyr-Werke mit vor- wiegend volkstümlich-heiterem bzw. modernem Programm zu hören. MD Prof. R. Nones, langjähriger Leiter der Jugendkapelle, hat trotz des aus- Geändertes Kulturprogramm während des Theoterumboues ,,Das modern adaptierte Thea- ter an der Volksstraße, der neue Stadtsaal und das revita- lisierte alte Stadttheater an der Berggasse werden uns im Herbst dieses Jahres für alle kulturellen Veranstaltungen wieder voll zur Verfügung ste- hen, inzwischen absolvieren wir als Ersatz zum gewohnten Theaterbetrieb ein geändertes Kulturprogramm, das auch sehr reichhaltig ist", erklärte Bürger- meister Franz Weiss als Kultur- referent der Stadt in einer Pres- sekonferenz. Das Kulturamt der Stadt führt nun die meisten Veranstaltun- gen in der Arbeiterkamme_\" durch. Das Programm wurde auf die Möglichkeiten in diesem Lokal weitgehend abgestimmt: Kammermusik, literarische Vor- träge. Theateraufführungen, die. eine kleinere Bühne erlauben, sowie Konzerte mit Instrumen- tal- und Gesangssolisten wer- den in diesen Monaten angebo- ten. Die Stadtkapelle gibt ihre Konzerte im Casino oder in der Mehrzweckhalle Münichholz . In der restaurierten Marienkirche werden kammermusikalische Werke aufgeführt. Die Freunde großer Theaterauf- führungen brauchen aber auch in der Bauphase des heimischen Theaters nicht auf den gewohn- ten Kulturgenuß verzichten. Die Stadt organisiert Fahrten zu den Veranstaltungen des Landes- theaters nach Linz, ein Angebot, das voll genutzt wird. Mit der Verpflichtung von re- nommierten Solisten wie Jörg Demus, Alexander Jenner und Horst Matthaeus setzt das städ- tische Kulturamt heuer ver- stärkte Initiativen zum Ausbau des Konzertprogramms. Als zu- sätzliches Angebot sind Operet- tenkonzerte und Folkloreabende geplant. Die Stadt fördert ver- stärkt die Aktion „Der gute Film" und Dichterlesungen. bildungsbedingten permanenten Wechsels in der Zusammensetzung der jugendlichen Musiker wiederum eine hervorragende Gesamtleistung zustande gebracht. Dem zahlreich erschienenen Publi- kum wurde im ersten Teil ein ge- mischtes Programm geboten. Mär- sche, Walzer, Liederfolgen, Volks- tümliches sowie Ausschnitte aus den Operetten „Der Vogelhändler" und „Gasparone" wurden ergänzt durch eine Serenade für Solotrompete. Hier konnte Karl Oberaigner verdienten Beifall ernten. In den Gesangsein- lagen brillierte Frau Pauli Körth durch klare Deklamation, einen weitgespannten, klangreichen Sopran und gute Atemtechnik. Der zweite Teil gehörte der modernen Musik im Big-Band-Be- reich. Hier konnten sich die jungen Musiker besonders auszeichnen. Ne- ben der klangreichen Intonation in allen Instrumentengruppen, wobei sich die Saxophonisten und die Bässe besonders hervortaten, überzeugte vor allem das ausgeprägte Gefühl für die modernen Rhythmen. Ein Son- derlob ist dem Schlagwerker zu zol - len. Für die Conference des Konzertes wurde Helmut Hrubes herange- zogen. Die AIJ.sage war allerdings zu langatmig und wirkte in bezug auf die musikalischen Leistungen völlig deplaziert. Mit zwei Zugaben, der „Schützen- Liesl-Polka" und einem Marsch von S. Danzer, schloß das eindrucksvolle Konzert.

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