Amtsblatt der Stadt Steyr 1978/10

Restaurierung und Revitalisierung des Herrenhauses Stadtgemeinde investiert eine Million Schilling - Neue Heimstätte für Seniorenklub Ein Beispiel engagierter Denkmalpflege hat die Stadt Steyr mit der Restau- rierung und Revitalisierung des gemeindeeigenen Herrenhauses an der Sier- ninger Straße gegeben: Es wurden nicht nur die reizvollen Architekturele- mente und Fresken restauriert, das historische Gebäude bekommt neben seiner bisherigen Funktion als Wohnhaus eine zusätzliche Widmung als Seniorenklub-Heimstätte. Die Gesamtkosten für Restaurierung und Revitali- sierung belaufen sich auf eine Million Schilling. Mit der Errichtung des „Herren- oder Siechenhauses" wurde im Pest- jahr 1569 begonnen. Im Baustil der Renaissance gestaltet, weist das zweigeschossige Haus auch heute noch fast alle ursprünglichen Archi- tekturelemente auf. Im Erdgeschoß des Hauses chmücken Straßenfront und Nord- stfassade Fensergewände aus Na- tursteinkonglomerat. Prachtvoll ist die Hofarchitektur an der Ostflan- ke des Hauses. Die beiden großen Rundbogen-Tonnen-Joche der erd- geschossigen Loggia ruhen auf einer Steinsäule mit starker Schwellung (Enthasis). Den darüber liegenden Laubengang bilden drei flache seg- mentförmige Öffnungen mit zwei achteckigen Säulen. Die drei Kreuz- gewölbe des Laubenganges sind die kulturgeschichtlich wertvollsten Bauteile des Obergeschosses. 1976 wurde mit der Restaurie- rung der Nord- und Ostfassade des Herrenhauses begonnen. Die frei gelegten Fresken stellen an der straßenseitig gelegenen Hausfront zweimal die „Marienkrönung" dar. Votivbilder und Legenden schmücken die Ostfassade. Am nordseitigen Gesimse wurde ein Schriftzug freigelegt. nen Jahres wurde dann mit der Adaptierung des im Erdgeschoß liegenden Raumes begonnen, des- sen Kreuzgratgewölbe von einer schönen Mittelsäule aus Kalk- steinkonglomerat getragen werden. Hier wird künftig ein Senioren- klub seine Aktivitäten entfalten. Neben der Restaurierung des künstlerischen Schmucks waren die Arbeiten zur Sicherung der Bausubstanz durch Trockenle- gung des Gemäuers, die Er- neuerung des Kanalsystems, Verlegung des Gehsteiges, Außen- gestaltung, die Errichtung neuer WC-Anlagen und einer neuen i2232 b , ··, 1 ffliFiF Die Hofseite der Nordflanke ist durch einen vor 25 Jahren im Erd- geschoß errichteten Anbau verun- ~taltet. Durch den Zubau wurde aber die alte Bausubstanz nicht beschädigt. Die Sgraffitobänder der Loggia neben dem derzeitigen Hof- ausgang des Nordtraktes sind noch deutlich erkennbar. Auch die in der Wohnküche stehende Arkadensäule ist in unbeschädigtem Zustand. Das große Fresko mit der Darstellung der ,,Marienkrönung" auf der straßenseitig ge- legenen Fassade des Herrenhauses. Foto: Hartlauer ' Im Erdgeschoß ist in einem qua- dratischen Raum mit Kreuzgratge- wölbe und Mittelsäule die der hl. Dreifaltigkeit gewidmete Hauska- pelle untergebracht. Der Altar wurde 1694 geweiht, aber dann er- neuert und abgeändert. Die Decken- fresken stammen aus dem 18. Jhdt. Im Flur des ersten Stockes hängt ein gotisches Kruzifix aus dem er- sten Viertel des 16. Jhdt. 10/1978 Im Zuge der Restaurierung wur- den die Fensterumrandungen und Eckquaderungen aus Terrakotta wieder hergestellt. Die Arbeiten an der Südfassade und Hofseite wur- den 1977 fortgesetzt und sind bis auf kleine Ausbesserungen abge- schlossen. Die Gesamtkosten der ersten Sa- nierungsetappe betrugen 400.000 Schilling. Im August des vergange- 13 Waschküche für die Wohnungsmie- ter sehr umfangreich. Nun wird noch der Begegnungsraum für die Senioren möbliert. Mit der Restaurierung des Her- renhauses hat die Stadtgemeinde gezeigt, daß nicht nur im zentra- len Altstadt-Ensemble denkmal- pflegerische Aktivitäten gesetzt, sondern auch am Rande der Stadt bauhistorisch wertvolle Objekte der Nachwelt erhalten werden. 173

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