Amtsblatt der Stadt Steyr 1977/9

6 AMTSBLATT DER STADT STEYR 1977 Wetter verschlechterte, ärgerte man sich noch ilber ein wahrscheinlich verpatztes Wochenende, Am Sonn- tag, dem 31. Juli verstärkte sich der Dauerregen, wo- bei jedoch Enns und Steyr am Abend den Passanten im- mer noch das gewohnte Bild zeigten, Als am Montag, dem 1. August, am Morgen die Menschen zur Arbeit gingen, bot sich ihnen eine vollkommen andere Situa- tion. Enns und Steyr waren, von den meisten Menschen unbemerkt, aus den Ufern getreten, Was war geschehen? DIE SITUATION IM WEHRGRABEN ZUR ZEIT DER HOCHWASSERSPITZE. Die heftigen und anhaltenden Regenfälle hatten sich über das gesamte Einzugsgebiet von Enns und Steyr erstreckt, sodaß alle Zuflüsse gleichschnell anschwollen. Bereits um Mitternacht zeigte sich, daß die Stauseen die zufließenden Wassermassen nicht mehr aufnehmen konnten und das Kraftwerk Klaus meldete, daß Wasser abgelassen werden müsse. Um ca. 3. 15 Uhr hatte das Wasser die kritische Marke überschritten, sodaß Hochwasseralarm ausge- löst werden mußte und der Katastropheneinsatzplan wirksam wurde. Die Bewohner der tiefer gelegenen Ge- biete wurden durch die Polizei in Kenntnis gesetzt und die Freiwillige Stadtfeuerwehr mittels der Personenruf- anlage alamiert. Lediglich der Löschzug Christkindl, der noch nicht mit Rufempfängern ausgestattet ist, mußte mit Sirene alamiert werden, vorerst waren die Autos von den Flußufem wegzubringen und die im Gefahren- bereich liegenden Räume freizumachen, sowie 1. 600 Sandsäcke zur Errichtung von Schutzwällen zu füllen und bereitzustellen.124 Mann der Stadtfeuerwehr stell- ten sich freiwillig und selbstlos in den Dienst ihrer Mit- bllrger, um deren Hab und Gut zu schützen, Wiederum hervorragend bewährt haben sich zahlreiche Hausge- meinschaften bei der Abwendung der Gefahr, Um 7. 00 Uhr, als die meisten Menschen zur Ar- beit unterwegs waren und der Pegel Ortskai einen Stand von 3, 60 m bei stark steigender Tendenz zeigte, wa- ren die wichtigsten Vorkehrungen bereits getroffen. Bis 8. 00 Uhr war die Enns auf 3, 84 m angestiegen, sodaß zu befürchten war, daß es zu Überflutungen von Straßen im Wehrgraben und zu einem Austritt der Enns in der unteren Haratzmüllerstraße im Bereich der Kellausied- lung kommen würde, Um ca, 10. 00 Uhr war es dann soweit, daß die Wehrgrabengasse, die Fallenbrücken sowie der Gsangsteg und die Haratzmüllerstraße vorüber- gehend für den Verkehr gesperrt werden mußten. Die 154 Polizei führte diese Sperrmaßnahmen und die damit ver- bundenen Umleitungen in bewährter Weise durch, Ge- gen 11. 00 Uhr war das Wasser am Ortskai bereits auf über 4, 20 m angestiegen und um 12. 00 Uhr zeigte der Pegel bereits 4, 70 m bei steigender Tendenz. Um 14. 00 Uhr hatte das Hochwasser mit 5, 02 m seine Spitze er- reicht, wobei gleichzeitig ein Nachlassen der Regen- fälle gemeldet wurde. Um ca. 15, 00 Uhr begann das Wasser wieder zu fallen. Um 20. 00 Uhr zeigte der Pe- gel einen Stand von 3, 84 m bei weiter fallender Ten- denz. In der Nacht vom 1. zum 2. August fiel das Wasser laufend, sodaß am Dienstagmorgen mit den Aufräumungsarbeiten begonnen werden konnte. Den ganzen Tag über waren noch zahlreiche Feuerwehr- männer mit dem Auspumpen von Kellern und der Ber- gung von Sachgütern beschäftigt. Um 19. 00 Uhr konnte der permanente Feuerwehreinsatz beendet werden und alle Löschzüge rückten wieder ein, DERENNSKAI STAND BIS ÜBER2, 00 MUNTER WASSER. Überall waren in den nächsten Tagen noch fleißige Hände am Werk, welche die Spuren, die dieses unge- wöhnliche Hochwasser hinterlassen hatte, zu beseitigen. Abschließend kann festgestellt werden, daß sich der Katastrophenplan wieder bestens bewährt hat, Vor allem war kein Personenschaden zu verzeichnen, wenn- gleich auch die Sachschäden hie und dort beträchtlich waren. Der Hauptanteil der Arbeit fiel wiederum der selbstlos und unermüdlich im Einsatz befindlichen Frei- willigen Stadtfeuerwehr zu, welche mit allen Löschzü- gen und dem ganzen technischen Gerät unermüdlich wirkte und 2. 728 Arbeitsstunden leistete. Dank dem guten und reibungslosen Zusammenwirken aller Betei- ligten konnten auch die Sachschäden dieses ungt~wöhn- lichen Hochwassers in Grenzen gehalten werden.

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