Amtsblatt der Stadt Steyr 1975/5

DIE AKTUELLE SEITE - DIE AKTUELLE SEITE - DIE AKTUELLE SEITE 30 JAHRE FREIHEIT UND AUFSTIEG J2ie,/J__e, d-l(JJJlitlflflRJL wuf d-~ / In wenigen Tagen jährt sich zum dreißigsten Mal der Tag, an dem der zweite Weltkrieg, der so unermeßliches Leid über die Völker der Erde gebracht hatte, zu Ende ging und unser Land seine Freiheit wiedererlangte und somit die Geburtsstunde der zweiten Republik schlug. Dem Historiker ist es vorbehalten, den Ereignissen ihren Wert im Laufe der Geschichte zu geben. Unserer Generation, welche diese Zeit mit all ihren Schrecken und Nöten durchlebt hat, steht es jedoch sicher zu, rückblickend Schlüsse aus dieser zurückliegenden Zeit zu ziehen, Nach bitteren Jahren der Unfreiheit, entstand mit Hilfe der Alliierten, die für die Freiheit unseres Landes einen hohen Blutzoll zahlten, unsere heutige Republik. Während bei uns noch die NS-Machthaber herrschten, fanden sich im Osten Öster- reichs die demokratischen Kräfte unseres Landes unter Dr. Karl Renner und legten den Grundstein zu unserem heutigen Österreich. Die erste Bestandaufnahme nach Ende des Dritten Reiches zeigte ein viergeteiltes Land und von Krieg und Not ge- zeichnete Menschen, denen nur der Glaube an eine bessere Zukunft geblieben war. Dieser Zukunftsglaube verband alle demokratischen Kräfte und machte es möglich, ein beispielloses Aufbauwerk zu beginnen, das Österreich sein heutiges Ansehen in der Welt verschaffte. Besonders Steyr hatte, wie der Chronist an anderer Stelle berichtet, zu Ende des Krieges besonders zu leiden. Am Kriegsende hatten sich in der Stadt, die vor Beginn des Krieges 27 .000 Einwohner zählte, vorübergehend über 100. 000 Menschen, die auf der Flucht vor den Schrecken des Krieges waren, angesammelt. Menschliche Tragödien spielten sich Tag für Tag ab. Es b e durfte großer Anstrengungen, das Lebensnotwendige zu beschaffen und vo r allem, um die Wirtschaft wieder in Gang zu bringen. Ohne Unterschied de r politis chen Anschauung halfen alle das Leid zu mil- dern, die Lage zu v e rbe ss e rn und allmählich, wenn auch mühselig, die Versorgung zu sichern. Heute hat der Name Steyr durch die Produkte, die von ihren fleißigen Bewohnern erzeugt we rde n, wieder weltweites Ansehen. Zu diesen Erinnerungen gehört aber auch die Verpflichtung jener Frauen und Männer aus unserer Stadt zu gedenken, die ihre Freiheit und ihr Leben in der öster- reichischen Wide rstandsbewegung einsetzten und opferten. Diese erinnerungsschweren Tage sollen aber auch stets der Jugend eine Mahnung sein, daß Freiheit und Wohlstand stets von neuem verteidigt und erarbeitet werden muß. Die Vernunft und die Sachlichkeit im politischen Zusammenleben soll dazu als geeignete Basis dienen. Die Aufbauerfolge dieser 30 Jahre imDienste unseres Heimatlandes und unserer Vaterstadt Steyr dürfen uns alle mit Stolz erfüllen, Diese Erkenntnis muß uns auch die Kraft geben, über all die Schwierigkeiten und bestehenden Unruhen in aller Welt hinweg weiterhin die soziale Sicherheit zu verbessern, den wirtschaftlichen Wohlstand zu vermehren und die Freiheit unseres neutralen österreichischen Staates stets zu sichern, Ihr Bürgermeister,

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