Amtsblatt der Stadt Steyr 1975/2

4 AMTSBLATT DER STADT STEYR 1975 Festsitzung des Gemeinderates anläßlich der Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Altbürgermeister Josef Fellinger. Am Freitag, dem 10, Jänner 1975, trat der Ge- klubs, die Schaffung des Amtsblattes, sind nur einige meinderat der Stadt Steyr in festlichem Rahmen aus An- wenige Beispiele aus dem Vielen, das in dieser Zeit laß der Verleihung der Ehrenbürgerwürde an Altbürger- geschaffen wurde. meister Josef Fellinger zusammen. Dieser Festakt er- Dabei verstand es Bürgermeister Josef Fellinger, das fuhr durch die Anwesenheit des Herrn Landeshauptman- Gemeinsame zu betonen, das Trennende zu beseitigen nes Dr. Erwin Wenzl, des Herrn Landeshauptmann- und das Pa;itive zu bestärken. Er hatte es nie nötig, Stellvertreters Dr. Rupert Hartl, der Landesräte Johann seine Autorität besonders hervorzukehren. Er war eben Diwold, Ernst Neuhauser, Ing. Hermann Reichl und Bürgermeister und als solcher anerkannt. So erwarb er Josef Schützenberger, des Bürgermeisters der Landes- sich die Wertschätzung der gesamten Bevölkerung, aber hauptstadt Linz Franz Hillinger, des Bürgermeisters auch die Achtung seiner Wutarbeiter im Gemeinderat, der Stadt Wels Reg. Rat. Leopold Spitzer, der in Steyr im Magistrat und bei den Behörden der Stadt. Seine ansässigen Abgeordneten zum Nationalrat, zum Bundes- Lebensphilosophie, in der der Begriff "Toleranz" Vor- rat und oo. Landtag, sowie durch die Vertreter der Äm- rang hatte, prägte auch seinen Arbeitsstil. Die Wurzeln ter und Behörden eine besondere Auszeichnung. seiner erfolgreichen Tätigkeit kann man wohl in erster Nach einem festlichen Lied, vorgetragen von ei- Linie in seiner Persönlichkeit erblicken. Seit seiner Ju- nem Chor der Bundesbildungsanstalt für Kindergärtnerin- gend war er ein fleißiger, konzilianter, stets dem Ex- nen, unter der Leitung von Frau IIIIL. Maria Kovacic, tremen ablehnend gegenüberstehender Mensch. Seine so- begrüßte Bürgermeister-Stellvertreter Heinrich Schwarz zialistische Gesellschaftsauffassung manifestierte er nicht die anwesenden Festgäste. mit Worten, sondern im besonderen durch seine persön- In seiner Festrede ging Bürgermeister Franz Weiss liehe Lebensart. Ein glUckliches Familienleben, in dem zuerst auf die Entwicklungsgeschichte und das Verhält- ihm seine Gattin Karoline Fellinger stets ein verständnis- nis zwischen Land Oberösterreich und Steyr ein. Letzte- voller Weggefährte war, trug wohl ebenfalls zur Ausge- res zeichnete sich immer durch eine harmonische Aus- glichenheit seines Wesens bei. geglichenheit aus. Auf die Person Altbürgermeisters Seine Pflichterfüllung war beinahe sprichwörtlich Josef Fellinger eingehend, führte er wörtlich aus: und nur das energische Gebot des Arztes hinderte ihn, "So wie der Landeshauptmann das Bundesland ver- seine ursprüngliche Absicht, bis zu seinem 65. Geburts- körpert, symbolisiert Josef Fellinger jene Tradition der tag verantwortlich die Geschicke dieser Stadt zu leiten, Inhaber des höchsten Amtes in unserer Stadt, welches zu verwirklichen. Man kann mit Fug und Recht feststel- seit 1500 in ununterbrochener Reihenfolge insgesamt len, daß er bis zuletzt ohne Ansehung seiner Person das 77 mal verliehen wurde, nämlich Bürgermeister der Stadt Geschick Steyrs so bestimmte, als wäre es sein eigenes. Steyr zu sein. Es ist ihm daher auch die Dankbarkeit seiner Mitbürger Waren Deine Jugendjahre, verehrter Herr Altbür- über alle politischen Grenzen hinweg sicher." germeister, noch überschattet von den Problemen der Bürgermeister Franz Weiss schloß seine Ausführun- Weltwirtschaftskrise, großer Arbeitslosigkeit und denpo- gen mit den Worten: "Ich bin überzeugt, daß unser neuer litischen Auseinandersetzungen, konntest Du nach 1945 Ehrenbürger, Altbürgermeister Ja;efFellinger, noch recht als gewählter Gemeindemandatar den Wiederaufbau der lange in unserer Gemeinschaft an dem teilhaben wird, Stadt Steyr zunächst begleiten und schließlich verantwort- was er selbst entscheidend mitgestaltet hat, nämlich lieh bestimmen. Fortschritt und Sicherheit in einem glücklichen, zufrie- Bereits 1945 in den Gemeinderat gewählt, wurde denen Steyr. Josef Fellinger im März 1949 in den Stadtsenat berufen. In diesem Sinne überreiche ich die Ehrenbürger- Er übte dort die Funktion eines Referenten für die Städti- urkunde als sichtbaren Ausdruck des immerwährenden sehen Unternehmungen und das Wohnungswesen aus. Vom November 1957 an, war er Bürgermeister-Stellvertreter und als solcher Fürsorgereferent. Der Gemeinderat der Stadt Steyr wählte ihn am 16. Jänner 1958 schließlich zum Bürgermeister. Die Zeit des Bürgermeisteramtes von Josef Fellin- ger fällt in eine Periode eines kaum jemals vorher ver- zeichneten wirtschaftlichen Aufschww1ges in Österreich, insbesondere auch in unserer Heimatstadt. Mit voller Kraft setzte der Wohnungsbau ein. Die Gemeinnützige Wohnungsgesellschaft derStadtSteyr errichtete bis jetzt 3. 306 Wohnungen. Industrie und Gewerbe weiteten sich immer mehr aus. Der Sicherung des Arbeitsplatzes wurde mehr als bisher erhöhtes Augenmerk zugewendet. Das Bild dieser Stadt wäre aber nicht vollständig, wurde man nicht die Erhaltung der historischenBausubstanz der Alt- stadt im Wege der Denkmalpflege besondershervorheben. Auch die übrigen Einrichtungen, die das Leben an- genehmer und komfortabler gestalten, wie Sporthalle und Hallenbad, KW1Steisbahn, neue Schulgebäude, Pensio- nistenwohnhäuser, Kindergärten, die Erweiterung unseres zentralen Altersheimes, Ausbau des Stadttheaters, Errich- tung der neuen Musikschule, Errichtung von Pensionisten- 20 Dankes dieser Stadt und entbiete zugleich die herzlich- sten Glückwünsche des Gemeinderates der Stadt Steyr so- wie meine eigenen zur heutigen Vollendung des 65. Le- bensjahres." BÜRGERMEISTER FRANZ WEISS GRATULIERT SEINEM AMTSVORGÄNGER ZUR VERLEIHUNG DER HÖCHSTEN AUSZEICHNUNG DER STADT STEYR "TI 0 .... 0 ::r: "' ~ p;' ,::: (1) ....

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