Amtsblatt der Stadt Steyr 1974/12

2 AMTSBLATT DER STADT STEYR 1974 Das Jahr 1975, das nun bereits mit Riesenschritten auf uns zukommt, wurde zum internationalen Jahr des Denkmalschutzes proklamiert. Dieses Jahr hat gerade für die Stadt Steyr, die weltweit als Juwel alter Städtebau- kunst bekannt ist, große Bedeutung. Dieser Umstand veranlaßt mich auch, zu em1gen Dingen, die damit in Zusammenhang gebracht werden können, Stellung zu nehmen. Im Laufe dieses Jahres wurde durch den geplanten Hotelneubau, dessen wirtschaftliche Vorrangstellung für die Stadt unbestritten ist, plötzlich die Frage des Abbruches des "Schiffmeisterhauses" zu einem Problem, das weit über Steyr hinaus Beachtung fand. In langen Verhandlungen mit dem Bundes- denkmalamt konnte nun eine gangbare Kompromißlösung gefunden werden. Weil das alte Mauerwerk bereits in einem sehr desolaten Zustand ist, wird das Gebäude unter Sicherstellung der wertvollen Originalteile abgetragen. Unter Bedachtnahme auf einen möglichst wirtschaftlichen Verwendungszweck soll das Haus zu gegebener Zeit unter Einbeziehung der historisch wertvollen Bauteile wiedererstehen. So wird das Bauwerk an einem neuen Standort, der sich in das Ensemble der Altstadt eingliedert, der Nachwelt erhalten. Gerade im nun auslaufenden Jahr ist die Altstadt durch eine ganze Reihe gelungener Fassadenrenovierungen um vieles reizvoller geworden. Durch private Initiativen und durch Mithilfe der Stadt, des Bundes und des Landes wurde wiederum viel wertvolles Kulturgut ans Tageslicht gebracht. Mit An- erkennung und Freude wird dies von der Öffentlichkeit zur Kenntnis genommen. In diesen Freudenbecher fallen jedoch in letzter Zeit immer mehr Wermutstropfen. Alle B mühungcn d r öffentlichen Hand sowie von privater S it werden durch inc auffa llendc Achtlosigkeit gegenüber öffentlichen Einl'ichtung n in F'rag g stellt. Die täglich einlangenden Meldungen schließen starl\ v runr inigt Straßen, zerschlagene Straßenbeleuchtungskörper, ver- wüst t Anlagen und beschädigte Denkmäler und Plastiken in gleicher Weise in. Ich richte daher an alle Bewohner der Stadt das Ersuchen, aktiv mit- zuhelfen, dieser bedenklichen Entwicklung entgegenzutreten, weil es den Bürgern nicht gleichgültig sein kann, daß öffentliche Einrichtungen, die mit dem Geld aller geschaffen wurden, einer absichtlichen Beschädigung aus- gesetzt werden. Wirken Sie daher alle mit, das Bewußtsein zu wecken, in der Erhaltung und Verschönerung der Stadt ein Anliegen aller Steyrer Bürger, ob jung oder alt, zu sehen. Bürge rmeis te r 190

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