Amtsblatt der Stadt Steyr 1974/8
4 AMTSBLATT DER STADT STEYR 1974 Am 17. Dezember 1617 wurde Reinhardt neuer- lich zum Stadtrichter gewählt. Am 22. Juni des folgen- den Jahres verkündete er sein erstes Todesurteil. Am 14. Mai 1619 fungierte Reinhardt als Befehlshaber der Bürgerwehr (Stadtkapitän). Am 20. Oktober 1620 wurde der schon lange gesuchte Räuber Helm in seinem Gast- haus verhaftet. In den Jahren 1622 und 1625 wird Rein- hardt als Kirchenamtsverwalter genannt, 1625 kam er in den Inneren Rat. Caspar Reinharts Rolle im Bauernkriegsjahr 1626 konnte noch nicht ganz geklärt werden. Im Juli 1626 stellte er dem Prediger der Bauern, die Ende Mai in die Stadt gekommen waren, sein Haus Grünmarkt Nr. 10 über einen Monat lang für Predigt, Beichte und Kom- munion zur Verfügung. Am 1. Juli 1626 f,md eine gro- ße Predigt auf dem Grünmarkt statt. Vor dem Hause Grünmarkt Nr. 10 waren lange Bankrei.hen für die Zu- hörer aufgestellt worden. Die Nachbarhäuser waren mit frischem Laub geschmückt. Im Keller hörte der Prädi- kant dann die Beichte ab, im großen Gasthaussaal spen- dete er die Kommunion. Nach Vertreibung der Bauern wurde Reinhardt der Zusammenarbeit mit den Aufständischen beschuldigt und am 7. Dezember 1626 im Rathaus arrestiert, und sein Haus Grünmarkt Nr. 10 gesperrt. Am 13. Dezember er- folgte eine Inventur. Am 19. Dezember wurde Reinhardt einem neuerlichen Verhör unterzogen und am gleichen Tage gegen Bürgschaft entlassen; doch bis 1630 bekam Reinhardt ke ine Funkt ion in der Stadtverwaltung mehr. Am 13. Sept ember 1627 stieg der Fürst von Eggenberg im Gasthof Grünmarkt Nr. 10 ab. Am 21. Juli 1630 wurde Reinhardt zum Stadtrichter gewählt. Aus nicht überlieferten Gründen wurde er vom kaiser- lichen Kommiss ar nicht bestätigt. Reinhardt verblieb aber weit er im Inneren Rat. Im Testament der Anna Reinhardt vom 12. Fe- bruar 1629 wird bezeugt, daß das Haus Grünmarkt Nr. 10 in den Bauernkriegen beschädigt worden war. In der Hausbeschreibung von 1669 wird das Haus als "leer und öd" bezeichnet. Der damalige Besitzer Andreas Weingartner starb am 13. August 1679. Über den Gastgeb Hans Wolfsgruber ging das Haus 1733 an Wolfgang Burner über, der die Wolfsgrubersche Toch- ter Maria Anna geheiratet hatte. Wolfsgruber war ge- bürtiger Linzer und bevor er das Bürgerrecht in Steyr bekommen hatte, war er Hofkellner im Stifte Seiten- stetten. Im Erbwege ging das Haus 1742 an Anton Wolfsgruber über. Die nächsten Besitzer waren die Gastwirte Franz Menhart (17 55 bis 1807), Josef Wolfsgruber (1807 bis 1809), von 1805 bis 1807 hatte Josef Wolfsgruber das Gasthaus "Zum Elefanten" - Grünmarkt Nr. 25 - ge- führt, Franz Trenklmüllner (1809 bis 1819) und Simon Hiessmayr (1819 bis 1822). Simon Hiessmayr stammte aus dem Hubergut zu Sierning. Er hatte 1819 die Witwe Theresia nach Franz TrenklmUllner geehelicht. Der GastWirt Matthias Schittengruber erwarb am 11. 6. 1822 das Haus Grünmarkt Nr. 10. 1835 ging es an JohannEttmayr über; 1836 wird der Hutmacher Franz Witigschlager als Besitzer genannt. Dr. VolkerLutz Quellen und Literatur: Steuerbücher 1598 , 1635, 1648, 1694 und 1735. - Ratsprotokolle 1611, 1650, 1733, 1742, 1755. - Jacob Zetl, Chronik derStadtSteyr (1612-1625). - Wolfgang Lindner, Annalen (1590 - 1622). - Valentin Preuenhue- ber, Annales Styrenses. - Dehio, Oberösterreich. - Franz Eppel, Eisenwurzen. - I. Krenn, Häuserchronik. 24 Jahre VOLKSHOCHSCHULE M it einer Fahrt nach Reichersberg zum Besuch der Schwanthaler-Ausstellung fand Ende Juni das 24. Arbeitsj ahr der Volkshochschule der Stadt Steyr seinen Abschluß. Im Mittelpunkt der Aktivitäten dieser Bildungs- einrichtung stand auch im abgelaufenen Arbeitsjahr die Kurstätigkeit: 213 Kurse wurden von 3. 774 Hörern be- sucht; 54 Kursleiter haben in 3. 774 Unterrichtseinhei- ten Kenntnisse und Fertigkeiten zu vennitteln versucht. Einenbesonders breitenRaum im Kursprogramm nahmen neben den Jugendkursen die Frauenkurse ein, gefolgt von den Fremdsprachenkursen und den kaufmännischen Fächern. Die Volkshochschule ist bemüht, in ihre Tätig- keit alle Alters- und Berufsgruppen gleichermaßen ein- zubeziehen. Dementsprechend nehmen neben den Kur- sen für Erwachsene und Jugendliche auch die 3 Senio- renklubs einen breiten Raum in der Arbeit ein. Einen weiteren Schwerpunkt in der Arbeit bildete die Vortragstätigkeit. Neben 3 Vortragsreihen (die eine 128 DER STADT STEYR intensive Beschäftigung mit einem bestimmten Themen- kreis an mehreren Abenden ermöglichen sollten) wurden im Arbeitsjahr1973/74 31 Einzelvorträge von 3. 682 In- teressenten besucht, wobei ein Vortrag über "Lebens- rettende Sofortmaßnahmen am Unfallort" und ein Vor- trag über "Parapsychologie" die größten Besucherzahlen aufzuweisen hatten. Dementsprechend wird der letzt- genannte Themenkreis im kommenden Herbstsemester in einer Vortragsreihe eingehend erörtert werden. Die Sparte der Kunst- und Exkursionsfahrten nimmt nun bereits seit 14 Jahren einen festen Platz im Arbeits- programm der Volkshochschule ein. Im Berichtszeitraum nahmen an 25 Fahrten und Führungen insgesamt 895 Personen teil. Als besonders markante Punkte dürfen in diesem Bereich die Studienfahrt nachSüddeutschland, die Heimwoche in Ramsau sowie die aktuellen Besichtigun- gen der China-Ausstellung, der Schallaburg und der Schwanthaler-Ausstellung hervorgehoben werden. Die diesjährigen Aktionen "Du und die Gemein- schaft" und "Du und das Recht" wurden mit einer Re-
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