Amtsblatt der Stadt Steyr 1974/7

0 .... 0 u. 10 AMTSBLATT DER STADT STEYR 1974 Schöne Bauten unserer Stadt GRÜNMARKT 8 D as kürzlich renovierte Haus Grünmarkt Nr. 8 stammt im Kern aus dem 16. Jahrhw1dert. Im Fassaden- aufriß mit den vorkragenden Stockwerken, mit dem ab- gewalmten Satteldach ähnelt es stark dem Bummerlhaus (Stadtplatz Nr. 32). Der reizvolle Fassadenstuck rührt, wie eine inschriftliche Jalueszahl mitteilt, von der Um- gestaltung im Jahre 1766 her. Wie das Nachbarhaus Grünmarkt Nr. 10 fiel auch dieses dem Stadtbrand von 1522 zum Opfer. Als erster bekannter Besitzer wird 1543 der Handelsmann Leonhard Griesauer genannt. Nach einer kurzfristigen Teilung des Besitzes (Wolf Homer und Hans Kriechbaum) kam das gesamte Haus 1573 an den Eisenhändler Georg Fuchsjä- ger, 1597 an den Handelsmann Hans Mischer und von dessen Erben 1635 an den Handelsmann und Inneren Rat Georg Wernberger von Wernberg. Georg Wernberger war von 1641 bis 1645 Stadt- richter. Er besaß auch um 1635 das Haus Pfarrgasse Nr. 5, desgleichen um 1620 das Haus Grünmarkt Nr. 11. Sein Vater, Sebastian, hatte schon am 18. Februar 1572 den kaiserlichen Wappenbrief verliehen bekommen. Se- bastian Wernbergers Testament wurde am 18. Oktober 1606 geöffnet. Er hinterließ vier Söhne: den genannten Georg, Christoph, Sebastian und Adam. Georg Wern- berger selbst erhielt am 18. 7. 1646 den rittermä- ßigen Adel mit dem Prädikat "Von Wernberg". Georg Wernberger war mit Potentiana Preuenhueber verehelicht 118 gewesen, die am 19. September 1656 in Steyr starb. Wernbergerselbst starb am 19, Oktober 1666 im 68. Le- bensjahr. Im Gegensatz zum benachbarten Haus Grünmarkt Nr. 1 O wird dieses in der Häuserbeschreibung von 1669 als "aufrecht und bewohnt" bezeichnet. 1694 ging das IIaus an den Armaturverleger Benedikt Schöttel über. Benedikt Schöttel stammt aus einer Bürgerfamilie, die im Zusammenhang mit der Innerberger Hauptgewerk- schaft eine große Rolle spielte und schließlich 1796 in den Ritterstand erhoben wurde. Benedikt Schöttel war 1727 Mitglied des Inneren Rates. Um 1700 begann Schöttel mit der Erzeugung von Steinschloßmusketen. Seine Waffenlieferungen im er- sten Jaluzehnt des 18. Jahrhunderts waren beträchtlich. Benedikt Schöttel starb 1732 im 79. Lebensjahr und wurde laut Eintragung der Totenmatrik des Stadt- pfarramtes am 31. März begraben. Nach dem Tode des Benedikt Schöttel ging das Haus 1733 um 1. 200 Gulden an den Handelsmann Jo- hann Friedrich Furthmilllner über. Der Vater des Ge- nannten war lange Zeit im Äußeren und Inneren Rat der Stadt Steyr tätig gewesen. Furthmüllner starb am 12. November 1743 im 55, Lebensjahr. Der Handelsmann Johann Michael Estl heiratete die Furthmüllnersche Tochter Maria Viktoria und kam so 1755 in den Besitz des Hauses. Estl war wegen Schul- den gezwungen, das Haus 1763 an den aus Murnau in Bayern stammenden Johann Jakob Voith zu veräußern (gestorben 22. Jänner 1809). Voiths Witwe Barbara stammte aus der Steyrer Eisenhändlerfamilie Redten- bacher, die nach ihrem Tode am 2. März 1812 das Haus Grünmarkt Nr. 12 erbte (Alois und Josefa Redten- bacher von 1803 bis 1861, bzw. 1876 auch auf dem Hause Stadtplatz 39). Alois Redtenbacher war 1806 von J. J. Voith als Kompagnon in seinen Betrieb aufge- nommen worden. Im Jahre 1812 wurde auch die radi- zierte Eisen-, Geschmeid- und Nagelhandlungsge- rechtigkeit auf das Haus Stadtplatz Nr. 39 übertragen. Dr. Volker Lutz Quellen und Literatur: Steuerbücher 1543, 1567, 1573, 1586, 1597 und 1620. - Ratsprotokolle 1620, 1635, 1694, 1733, 1755 und 1765. - ValentinPreuenhueber, Annales Styrenses - Totenmatrik. Stadtpfarramt. Dehio, Oberösterreich. - Franz Eppel, Ei- senwurzen. - Ja;ef Ofner, Das Kaiserliche Armaturs- werk, VKStA 23/1962. - Inge Krenn, Häuserchronik. Amtliche Nachrichten ERRICHTUNG EINER ZWEIGSTELLE DES ZOLLAMTES LINZ IN STEYR MitErlaß desBundesministeriums für Finanzen vom 5. 5. 1974, Zl. 207. 982 - 12a/74, wurde der Errich- tung einer Zweigstelle Steyr des Zollamtes Linz zuge - stimmt. Die Zweigstelle hat den Dienstbetrieb am 4, 6, 1974 in Steyr, Dukartstraße 15, aufgenommen. Mit dieser Maßnahme wurde dem langgehegten Wunsch und dem dringenden Erfordernis der Industrie und des Gewerbes der Stadt und des Bezirkes Steyr ent- sprochen.

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