Amtsblatt der Stadt Steyr 1973/11

1973 AMTSBLATT DER STADT STEYR NOVEMBER/ 1 ARBEITSMARKTANZEIGER des Arbeitsamtes Steyr Berufswahl fordert Einsicht in die Berufswelt Ein neues Schuljahr hat begonnen. Für viele Pflichtschüler das letzte. Nach Erfüllung der Schulpflicht wird der Großteil von ihnen, sofern nicht der Übertritt in eine berufbildende mittlere oder höhere Schule er- folgt, eine Berufsausbildung als Lehrling in einem Gewerbe- oder Industriebetrieb beginnen. Für alle heißt es jedoch, sich im Laufe des Schuljahres zu entscheiden, welchen Beruf sie sich zuwenden und welchem Ausbil- dungsweg (berufsbildende Schule oder praktische Lehre) sie beschreiten sollen. Dem Vierzehnjährigen fällt eine Berufsentscheidung, trotz der Fülle der gebotenen Möglichkeiten (viel- fach gerade deshalb) schwer, wen der Einblick in die Vielfalt der Berufswelt und die seelische Reife fehlt. Der künftige Lehrling hat nun durch das 9. Schuljahr wertvolle Zeit zur Bildungsabrundung, beruflichen Orien- tierung und Überlegung seiner Berufswahl bekommen. Der künftige Schüler einer berufsbildenden mittleren oder höheren Schule ist hier benachteiligt. Er muß bereits in der zweiten Hälfte des achten Schuljahres, oft noch nicht vierzehnjährig, seine Schul- und damit seine Berufswahl treffen. Diese jungen Menschen wählen vielfach ohne genügenden Einblick in die Berufswirk- lichkeit. Auch Eltern und Lehrer werden sie oft nicht entsprechend unterstützen können, weil die moderne Be- rufswelt für die Allgemeinheit unüberschaubar geworden ist und sich durch den rasanten technischen Fortschritt sehr rasch wandelt. Neue Berufe entstehen, alte bekannte Berufe vergehen oder ändern ihren Berufsinhalt. Der Schritt ins Berufsleben ist für jeden Menschen nach wie vor bedeutsam und für das persönliche Wohl- ergehen entscheidend. Wohl wird der Prozentsatz der Berufsträger, die im Laufe ihrer Erwerbstätigkeit zumindestens einmal ihren Beruf wechseln, immer größer. Das Wort vom "erlernten Beruf" hat nicht mehr das Gewicht von ehedem. Trotzdem wäre es verfehlt, die Berufsentscheidung ohne reichliche Überlegung und fundierten Rat dem Zufall zu überlassen. Anstatt einer langatmigen Abhandlung 5 kurz gefaßte Ratschläge an Eltern und Jugendliche zur Berufs- wahl: 1. Vor der Berufsentscheidung eingehende Information. Über je mehr Berufe man Bescheid weiß, desto besser. 2. Die Berufswahl soll nicht von heute auf morgen vorgenommen werden. Gut Ding braucht Weile. 3. Die Eltern haben mit Recht ein gewichtiges Wort mitzureden, wenn es um die Wahl des Berufes bzw. Ausbildungsweges geht. Die Erwachsenen sollen jedoch keinen Beruf einreden, der ihnen erstrebens- wert erscheint, aber den Interessen des Kindes nicht entspricht oder es überfordert. 4. Der "aussichtsreichste Beruf" ist nicht der bestbezahlte, sondern die Tätigkeit, bei der es möglich ist, auf Grund seiner Interessen und Fähigkeiten, eine überdurchschnittliche Leistung zu erbringen. 5. Nehmen Sie die Dienste der Berufsberatung in Anspruch (Information, Beratung, Lehrstellenvermitt- lung) • Sie sind kostenlos, unvoreingenommen und unverbindlich. Die äußerst kurze Darstellung der Schwierigkeiten und Probleme im Zusammenhang mit der Berufswahl und die gegebenen Ratschläge erheben bei weitem keinen Anspruch auf Vollständigkeit. Darüber sind Bücher geschrieben worden. Sie soll lediglich zu weiteren Überlegungen anregen. Für alle gewünschten Informationen, objektive Beratung und persönliche Anliegen, steht Ihnen die Be- rufsberatung gerne zur Verfügung. • •• lil

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