Amtsblatt der Stadt Steyr 1973/8

6 AMTSBLATT DER STADT STEYR 1973 Von Hl53 bis 19G5 gehörte er überdies als Vertre- ter des Wahlkreises dem Österreichischen Nationalrat an. Auch in dieser Funktion lag ihm besonders das Wohl und Wehe seiner Heimatstadt am Herzen. 1965 wurde er von seiner Partei in die OÖ. Lan- desregierung berufen. Dort unterstanden ihm die Refe- rate Wirtschaft und Fremdenverkehr. Sein Wirken in der Landesregierung war ebenfalls immer von dem Willen beseelt, der Stadt Steyr im eigenen Wirkungskreis zu helfen, ihre Wünsche aber auch bei seinen Regierungs- kollegen zu unterstützen. Der Gemeinderat der Stadt Steyr war der einstim- migen Meinung, daß Franz Enge durch die Verleihw1g der Ehrenbürgerwürde, in den Kreis jener Steyrer Bürger einzureihen ist, der im ElHenbürgerbucl1 der Stadt Steyr den Nachfahren zum Vorbild sein soll." Im Jalu-e Hl59 wurde neben der Elircnbürgcrschaft der Ehrenring der Stadt Steyr gescl1affc11. Diese Aus- zeichnung wurde nunmehr zwn ncu11Le11 Mal li berreicltt. Der jüngste Träger des Ehrcmingcs der StadtStcyr ist der mit 15. Juli über cigcnc11 Wunsch in den Ruhestand tre- tem.le Magistratsdin.:ktur der S1adt Su.:yr, Obcrsc11atsraL Dr. Karl Enzel111iiJler. Mit der il1111 eigenen Ausdauer grng er daran, wie- der eine fu11ktio11sfällige Verwaltung aufzubauen und ge- rncins.:1111 111 iL den Politikern die Weichen für die Zu- kunft der Stadt zu stellen. Die Gründung der Gemein- nlilz1gc11 Wohnungsgesellschaft der Stadt Steyr und die Scl1.:1ffu11g von über 3. 000 Wohnungen sind Meilensteine i11 seii1e111 reich erfüllten Berufsleben. Mil der heutigen Ehrung, die ein bescheidenes Zeichen des Dankes sein soll, verbinden wir damit auch unsere Wünsche für eine Zukunft in Gesundheit und Wohl- ergehen." Nach der Überreichung des Ehrenringes an Dr. Enzelmüller ging Bürgermeister Fellinger grundsätzlich auf die im Jahre 1972 geschaffene Ehrenmedaille der Stadt Steyr, die für besondere kulturelle Leistungen ver- liehen wird, ein. Bürgermeister Fellinger führte in seiner Laudatio unter anderem aus: "Verleihungsformeln müssen aus formalen Gründen, obwohl sie die berufliche Laufbahn eines Menschen um- fassen, in der Regel in einen Satz gepreßt werden. Der Redner aber kann das Werk eines Mannes, der maßgeb- lich mitgewirkt hat, ein gutes Stück Stadtgeschichte zu machen, etwas ausfülu-licher würdigen. Dr. Enzelmüller, 1000 geboren, maturierte in Steyr und absolvierte in der Folge das Rechtsstudium. Nach sei- ner Graduierung trat er 1940 in den Justizdienst und war bis 1045 als Richter in Korneuburg tätig. 1945 kam er wieder nach Steyr, in die damals bekanntlich zweige- Lei lte Stadt. Er wurde zuerst Leiter des Kreisgerichtes und später Magistratsdirektor im russisch besetzten Steyr - Ost. Nach dem Abzug der sowjetischen Besatzungstrup- pen wurde er zum stellvertretenden Magistratsdirektor bestellt und bekleidete das Amt des Magistratsdirektors von 1054 bis heute. In einer schweren Zeit übernahm er in einer zer- bombten Stadt die Leitung der Verwaltung. Über 60. 000 Menschen ballten sich damals in der Stadt an der Demar- kationslinie zusammen. Hier lernte Dr. Enzelmüller im wahrsten Sinne des Wortes die Angst ums tägliche Brot kennen. Auf das Werk Dr. Ofners eingehend, führte Bür- germeister Fellinger aus: 130 "Dr. Ofner ist am 22. August 1903 in Molln als Sohn des Schmiedemeisters und Eisenhändlers Michael Ofner geboren. Er wird also in Kürze seinen 70. Geburts- tag feiern, zu dem wir ihm bereits heute unsere besten Wünsche mitgeben möchten. Er verschrieb sich dem Lehrberuf und kam über mehrere Stationen nach Steyr, wo er von 1945 bis 1DG8 als Hauptschuldirektor, zuletzt an der neuen Schule Tabor, wirkte. Für die Stadt Steyr ist Dr. Ofner jedoch über sein Wirken als Schulmann hinaus als Historiker von großer Bedeutung. In seiner Jugend wurde das Interesse für Ge- schichte geweckt und nach der Ablegung der Lehramts- prüfung für Hauptschulen aus Geschichte, Geographie und Deutsch, kam noch das Doktorat aus Philosophie, Stu- dienrichtung Geschichte. Bereits in die Dreißigerj ahre fallen seine Arbeiten über das niedere Schulwesen in Steyr. Nach der Rückkehr aus dem Krieg im Jahre 1946 setzte er seine stadtgeschichtlichen Arbeiten fort. 1956 gab die Stadtgemeinde Steyr seine "Geschichte der Ei- senstadt Steyr" in Druck. Ihr folgten weit über 100 Auf- sätze und Abhandlungen. Oberstes Ziel seiner Arbeiten w,ir und ist es, neue, bisher unbekannte Einzelheiten aus der Vergangenheit der Stadt Steyr zu publizieren und sie für eine umfassende Stadtgeschichte bereitzustellen. Nicltt unerwähnt darf bleiben, daß Dr. Ofner seit Jahren auch die Archivkorrespondenz der Stadtgemeinde Steyr führt. Seine wissenschaftliche Tätigkeit wurde 1958 vom Land Oberösterreich durch die Ernennung zum wissen- schaftlichen Konsulenten des Amtes der OÖ. Landesre- gierung anerkannt. " Bürgermeister Fellinger würdigte abschließend noch das kulturelle Wirken von Konsulent Wilhelm Schaum- berger, der wegen Erkrankung an der Festsitzung des G eme inclerates leider nicht teilnehmen konnte. Die Bedeutung des gelernten Schriftsetzers und späteren Beamten der Sozialversicherung liegt in seinen in der oberösterreichischen Mundart gefaßten zahlreichen Gedichten und Geschichten und in seinem unermüdlichen Wirken für die Pflege des heimatlichen Brauchtums. Bürgermeister Fellinger führte aus: "Wilhelm Schaumberger hatte schon in seiner Ju- gend reges Interesse für die oberösterreichische Mundart- dichtung und rezitierte bei verschiedenen Anlässen Werke oberösterreichischer Dichter. Nach vielen eigenen poe- tischen Versuchen kam er 1948 als Mitglied zum Stelz- hamerbund. Nach dieser Zeit veröffentlichte er auch eigene Werke in Zeitungen und anderen Publikationen und konnte sie so einem größeren Leserkreis zugänglich machen. An die Veröffentlichungen schloß sich eine rei- che Vortragstätigkeit und die Gestaltung vieler Heimat - abende im R;ihmen des Stelzhamerhnndes an. Ah HlR2 fungierte er als Obmann des Stelzhamerbundes. Aus ge~ sundheitlichen Gründen mußte er diese Funktion aller- dings 1965 zurücklegen. 1961 wurde Wilhelm Schaum- berger durch die Verleihung der Stelzhamerplakette des Landes Oberösterreich ausgezeichnet. 1965 wurde er vom Stelzhamerbund zu dessen Ehrenmitglied ernannt. Über 8 Jahre lang war Wilhelm Schaumberger als freier Mitarbeiter beim Österreichischen Rundfunk tätig, wo er in Heimatsendungen Mundartgedichte vieler oö. Dichter vortrug und auch eigene Dichtungen zu Gehör brachte. Seine Werke erschienen 1968 in gesammelter Form als "Mundartliche Fischlinge, zwei Jahre später folgte der Gedichtband "Wia ölder so hölder" und 197 3 die heiteren Geschichten"Lacha is g 'sund. 1972 wurde

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