Amtsblatt der Stadt Steyr 1972/10

-1972 AMTSBLATT DER STADT STEYR 3 INSTANDSETZUNGSARBEITEN IM HALLENBAD Im Städtischen Hallenbad sind verschiedene Schä- den bei den Mosaiken aufgetreten. Zur Beschaffung ei- nes Gutachtens über die Ursache und zur Behebung der Schäden ist ein Betrag von S 53. 300, - erforderlich. Insgesamt verfügte der Stadtsenat über Budgetmit- tel in Höhe von S 10,858.950, -. Schöne Bauten unserer Stadt DAS HAUS STADTPLATZ NR. 5 Foto: Hartlauer D as aus gotischer Zeit stammende Handelshaus zählt zu jenen Gebäuden, die durch den verheerenden Stadtbrand am 29. August 1727 bis auf die Grundmauern zerstört wurden. Die in vier Fensterachsen gegliederte Schauseite mit dem breiten Renaissancetor aus dem ersten Jahrzehnt des 17. Jahrhunderts wurde nach dem Brande durch Aufmauerung der zierlichen Attika erhöht und mit einer zarten Stuckdekoration versehen. Diese um- rahmt ein ovales, stark nachgedunkeltes Ölgemälde, das die Verherrlichung der Hl. Dreifaltigkeit darstellt. Wirkungsvoll ist die mit einem Madonnenbild und geometrischen Sgraffiti geschmückte ennsseitige Fassade. Das eindrucksvolle Bauwerk gehörte seit der zwei- ten Hälfte des 16. Jahrhunderts bis 1862 den Handels- familien Staudinger, Hiertlhofer, Kofler, Forster, Aich- horn, Pachner, Reyl, Wetzinger, Struggl und Feyrer. In seiner-Eigenschaft als Aufsichtsrat der Gemein- nützigen Wohnungsgesellschaft der Stadt Steyr geneh- migte derStadtsenat.Ausgaben in Höhe von S 844.000,-, wovon S 841. 000, - für die Durchführung des Fernheiz- anschlusses der Altenwohnungen Enns leite und S 14. 000, - für die Instandsetzung einer Altwohnung in der Wehr- grabengasse vorgesehen sind. Für Natur und Kunst aufgeschlossen war der Be- sitzer Ignaz Struggl (Strüggl). Dies geht hervor aus sei- nen "Reisebüchern", in denen er seine Fahrten nach Mariazell, Salzburg und Passau schildert. Über den ersten Abschnitt seiner Reise nach Mariazell, die er mit einer Fahrt auf der Donau und einem Aufenthalt in Wien verband, schreibt er: "Den 2ten Juni 1825 als am Abend des Fronleichnamsfestes begann unsere schon lang vorgemerkte Reise und Wallfahrt. Mein Vater, Herr Ziegler, Gastwirt, Herr Pius Egger, Handlungs Kommis, Ferdinand Sabristaner und ich machten die Reise Com- pagnie aus. Um 4 Uhr nachmittags reisten wir von hier ab, ich und Hr. Pius gingen voraus, da die andern im Wagen erst später nachfuhren, und wir beide wanderten bis Dietachdorf gehend fort, wo uns der Wagen erst ein- holte und wir im Namen des Herrn mitsamen fortfuhren. Unser Weg ging durch die regulär gebaute alte Stadt Enns, wovon ich wegen Nähe und ohnehin mir bekann- ter Ort nichts von der Lage schildern will; durch die Mauthausner Gasse fuhren wir über die langen Auen, welche sich zwischen der Enns und nahen Donau bilden. Enghagen, ein Bauerndorf mit sehr vielen Salz- städeln liegt wie in Inseln auf dem mächtigen Donau- strom; unzählige Salzschiffe lagern hier herum, und man erblickt jetzt, nachdem man immer weiter nörd- lich fährt, die offene Donau, welche uns als morgen auf ihren weiten Wogen nach Wien bringen soll. Der Wagen hielt an der Mündung der Enns in die Donau still und fuhr unter Segenswünschen an die Da- heimgebliebenen nach Steyr retour. Und wir schifften in einer Weizzille nach dem lieben Donauufer, nach dem angenehmen Markte Mauthausen um 8 Uhr abends hinüber. Die Sonne spiegelt sich beim Untergang in der Donau und machte die Gegend sehr reizend und ließ uns einen schönen morgigen Tag versprechen. Wir lager- ten uns, nachdem wir auf der Lend, welches sehr hüb- sche Häuser hat, ein wenig herumspazierten, im Gast- haus "Zum Grünen Baum" und nahmen unter gutem Appetit den Nachtimbiß ein, wonach uns von zwei böh- mischen Mädchen Gesang und Harfenspiel sehr fröhlich machten, und nach diesem begaben wir uns zu Bette. Nachdem wir uns nm fi TJhr morgens angekleidet hatten, nahmen wir uns vor, den Ort gut zu besichtigen". Ab 1862 waren Eigentümer des Hauses Adolf und Anna Gottwald, Franz und Franziska Johanus, Dr. Wil- helm Stigler, Johann und Berta Klaffenböck und die Stadtgemeinde Steyr, heute besitzt es Maria Kalten- bacher. Dr. Josef Ofner (Archivalien im Stadtarchiv. -Dehio, Oberösterreich, 1958. -E. Krobath und O. Ehler, Bemerkenswerte Bau- ten der Altstadt Steyrs und ihre Besitzer, Veröffentli- chungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 16, 1956) 163

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