Amtsblatt der Stadt Steyr 1972/7

Ergebnisse der Voruntersuchung zur Regionalplanung "Untere Enns· vom Osterreichischen Institut für Raumplanung vorgestellt. D ie von Oberösterreich und Niederösterreich gemein- sam in Auftrag gegebene und vom österreichischen Institut für Raumplanung durchgeführte Voruntersuchung zur Regionalplanung "Untere Enns" ist fertiggestellt. Sie wurde von den zuständigen Landespolitikern, Landes- hauptmann-Stellvertreter Ludwig (NÖ.) und Landesrat Fridl ( OÖ.) am 16. Juni 1972 im Schülerheim Tabor in Steyr anläßlich einer Pressekonferenz vorgestellt. Bürgermeister Fellinger brachte in seiner ßcgrU- ßw1gsansprache zum Ausdruck, daß eine stärkere ßerllcl<- sichtigung Steyrs bei der Planung des bcrösterreichi- schen Zentralraumes von der Stadt als sel1r notwe11dig angesel1en wird. Steyr 1st durch se ine l.nge abseits der Hauptverkehrswege benachteiligt. Probleme bn11g1 auch die historisch bedi11gte Wirtschafts- und Sozialstruk- tur, da die eisen- und mctallvcrarbeitc11dc Industrie 111 Steyr dominiert. Landesrat Fridl erklärte, daß der Raum für den die Untersuchung "Untere Enns" erstellt worden ist, funktio- nell dem oö. Zentralraum zugehört, was aber wegen seiner Randlage bisher zu wenig beachtet wurde, Der Ausbau der Donau zur Rhein - Main - Donau - Wasser- straße schafft im Rawn Enns - St. Valentin neue Stand- ortbedingungen, die erkannt werden w1d einen Nieder- schlag in den Plänen der regionalen Wld örtlichen Raum- planung finden müssen. Die Verflechtung des untersuch- ten Gebietes ist über die Landesgrenze hinweg evident. Zum Beispiel können sowohl die Stadt Steyr und ihr Hin- terland im Ennstal per Bahn vom Kernrawn des Landes Oberösterreich aus nur über niederösterreichisches Ge- biet erreicht werden. Landesrat Fridl hatte daher im Jänner 1970 Herrn Landeshauptmann- Stellvertreter Ludwig von Niederöster- reich gebeten, durch eine gemeinsame von den beiden Ländern in Auftrag gegebene Untersuchung die fachliche Basis für weitere miteinander abgestimmte Schritte zu einer optimalen Entwicklung des Grenzraumes an der Enns zu setzen. Landeshauptmann-Stellvertreter Ludwig bezeich- nete die vorliegenden Studien als wissenschaftliche Grundlage zu weiteren gemeinsamen Planungsschritten für den Raum der "Unteren Enns". Die Zusammenarbeit und Koordination von Pla- nungen über Grenzen hinweg sei zu einer Grundvoraus- setzung für eine sinnvolle Raumordnungspolitik gewor- den. Der Leiter des österreichischen Institutes für Raum- planung Prof. Jäger und die Bearbeiter der Untersuchung Dr. Helmut Schilling und Ing. Richard Winkler erläu- terten das Ergebnis der Ul1tersuchung. vorerst sollte die Vorw1tersuchung einen Überblick über die Gegebenheiten schaffen und die Entwicklungs- probleme aufzeigen. Weiters sollte auf Lösungsmöglich- keiten hingewiesen werden und sollten generelle Richt- linien für vorläufige Maßnahmen geliefert werden. Das UntersuchW1gsgebiet ist nicht als eine Region anzusehen, da es aus Zonen, die hinsichtlich ihrer räum- lichen Verflechtungen, ihrer Probleme und der sich er- gebenden Aufgabenstellungen sehr unterschiedlich zu be- handeln sind, besteht aus dem Raum Steyr, dem Raum Enns - St. Valentin und dem Bereich Haag, St. Peter - Seitenstetten, dem niederösterreichischen Hinterland die- ser Räume. Auch die Bevölkerungsentwicklung ist w1terschied- lich. Im Raum Enns - St. Valentin erhöhte sich z. B. die Einwohnerzahl zwischen 1961 und 1971 um 11, 4 o/o, im Raum Steyr(der eine ungünstige Geburten-, aber eine günstigere Wanderungsbilanz aufweist) um 7,9 o/o und im ländlich geprägten niederösterreichischen Umland, be- dingt durch eine starke Abwanderung um nur 6, 6 o/o. Der Raum Steyr weist eine hohe räumliche und branchemäßige Konzentration an Betrieben der gewerb- lichen Wirtschaft auf. Die dominierende Eisen- und Me- tallindustrie trägt die Entwicklung, was die Bildung einer abgerundeteren Struktur behinderte. Da eine größere Branchenvielfalt nur in kleinen Schritten erreichbar er- scheint, wäre ein Ausgleich durch stärkere Kontakte mit dem Wirtschaftsraum Enns - St. Valentin bzw. Linz an- zustreben. Die Verkehrslage der Stadt ist ungünstig, sie liegt abseits der Hauptverkehrslinien Österreichs. Eine Bes- seru11g kann erreicht werden durch den Ausbau der - die Stadt mit Arnstetten bzw. Wels verbindenden - Voral- pe11-ßu11desstraße (B 122) und der das südliche Hinter- l:111J erschließendenEisen- und Steyrtal-Bundesstraße, v r allem jcd h durch den im Bundesstraßengesetz vor- gesehenen ßau der Steyr Schnellstraße als Verbindung nach Enns - St. Valentin uud zum übrigen Zentralraum. Eine Integration teyrs in den oberösterreichischen Zen- tralraum wurde durch einen schnellbahnhänlichen Ver- kehr (Steyr - St. Valentin - Enns - Linz - Wels) mit starrem Fahrplan erleichtert werden (günstigere Bedin- gW1gen für die Pendelwanderung). Die städtebauliche Entwicklung von Steyr wird durch räumliche Enge und durch die schlechte Erreich- barkeit des Stadtkerns erschwert, eine interkommunale Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden, auch den niederösterreichischen, (gemeinsames städtebauliches Konzept) Wld eine Verbesserung der Zufahrt ins Zen- trwn - wn dieses funktionsfähig zu erhalten - ist deshalb notwendig. Bei allen Überlegungen kam zum Ausdruck, daß zur weiteren Entwicklung im UntersuchW1gsgebiet un- bedingt eine Verbesserung der Verkehrsverhältnisse Vor- aussetzung ist. Das Institut für Raumplanung stellt daher die zwei folgenden Varianten für LösW1gsmöglichkei ten zur Diskussion: Alternative 1: Die stärkere Integration in den oä. Zentralräumen, so- wohl des Raumes Enns - St. Valentin als auch des Rau- mes Steyr. Voraussetzw1g hiefür ist jedoch, wie schon erwähnt, eine Verbesserung der Verkehrsverbindungen, vor allem eine leistungsfähige Verkehrsachse Steyr - St. Valentin - Enns - Linz - Wels (Errichtung einer Schnellbahnverbindung). Alternative 2: Die vorwiegend getrennte Entwicklung der Teilräume, die etwa der heutigen Entwicklung entspricht. Im ersteren Fall wäre der oö. Zentralraum de facto eine Stadt (1 Arbeitsmarkt, 1 Versorgw1gsbereich). Im zweiteren wurden die Räume Wels, Linz, Enns, St. Va- lentin und Steyr selbständigere Siedlungskörper bilden. Alle künftigen Maßnahmen der Raumordnung sind in der Folge auf das ausgewählte Modell auszurichten. Eine Entscheidung, welches Modell zu wählen ist, ist wegen der Tragweite sorgfältig vorzubereiten. Auf Grund des nunmehr vorliegenden Expertengut- achtens werden weitere Besprechungen zwischen beiden Ländern erfolgen, die zu einer lntensivierung der raum- planerischen Bestrebungen im Bereich der W1teren Enns und letztlich zu aufeinander abgestimmten Raumord- nw1gsprogrammen in beiden Ländern führen soll.

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