Amtsblatt der Stadt Steyr 1971/12

1971 AMTSBLATT DER STADT STEYR 7 25 JAHRE KULTURAMT DER STADT STEYR I m Februar des Jahres 1946 entschloß sich die Stadt Steyr, im Rahmen des Magistrates ein Kulruramt zu errichten, Die Kommunalverwaltung war natürlich schon vor der Gründung einer eigenen, für kulturelle Be- lange zuständigen Abteilung auf diesem Gebiet aktiv, hatte sie doch ein großes verpflichtendes Erbe zu verwal- ten und weiter zu führen. Steyr war während seiner nahezu tausendjährigen Geschichte immer kulturelles Zentrum gewesen. Bereits die steirischen Otakare des Hochmittelalters wurden von den fahrenden Sängern als gebefreudige Mäzene gerühmt. Die Förderung kultureller Bestrebungen übernahmen von den Otakaren die Bürger der Stadt, als sie im 13. Jahr- hundert ihre Eigenständigkeit 'erhielten. Unter anderem gehört Steyr zu den wenigen österreichischen Städten de~ 16. Jahrhunderts, in deren Mauern der Meistergesang ge- pflegt wurde. Die privaten Förderungen, die Möglichkeit in Steyr frei arbeiten zu können, hat im Laufe der Jahr- hunderte bedeutende Persönlichkeileu ange:,,ugeu, cJie, wenn auch manche nur vorübergehend, Steyr zu ihrer Wirkungsstätte erwählten. Das Mäzenatentum der früheren Jahrhunderte durch den Adel und die kunstbegeisterte, dem Schönen aufge- schlossene Bürgerschaft besteht heute kaum mehr. Hier ist im 20. Jahrhw1dert ein genereller Wandel eingetre- ten. Die Funktion, kulturelle Bestrebungen zu fördern, zu lenken und vor allem finanziell zu w1terstützen, hat nunmehr die öffentliche Hand übernommen. Die Kulturarbeit nimmt innerhalb des kommunalen Aufgabenkreises einen festen Platz ein. Der Umfang kann nicht streng abgegrenzt werden, sind doch verschiedene Gebiete eng mit dieser Tätigkeit verzahnt. Die Grundlagen dieser Arbeiten basieren auf den besonderen, der Stadt Steyr eigentümlichen Verhältnis- sen und Bedürfnissen. Das Kulturkonzept in der Eisen- stadt wird zwar durch Geschichte und Tradition geprägt, muß jedoch mit den Erfordernissen der modernen Zeit, der gesellschaftlichen Struktur der Bevölkerung und nicht zuletzt mit der finanziellen Leistungsfähigkeit in Ein- klang gebracht werden. Nach Empfehlung des Österrei- chischen Städtebundes und Vergleichen mit einer Reihe von Stadtgemein-0en ähnlicher oder gleicher Größen sol- len die Aufwendungen für Kulturarbeit in einer Stadt in der Größenordnung wie Steyr mindestens 2, 5 '1o der Ge- samtausgaben des Voranschlages betragen. Der Prozent- satz des Budgets der Stadt Steyr des laufenden Jahres be- trägt bei den Ausgaben auf dem Sektor Kultur über 3 °lo. Das Hauptaugenmerk der Kulturarbeit in Steyr liegt mehr aut dem Gebiet der Betreuung als auf dem der Lenkung. In unserer Stadt finden sich noch viele kulturelle Gemeinschaften. Aufgabe des Amtes ist es daher, diesen Institutionen bei verschiedenen Fragen und Problemen Helfer zu sein. Dies geschieht in einer nicht geringen Anzahl von Patronanzveranstaltungen oder bei Veran- staltungen, bei denen das Kulturamt als Mitveranstalter fw1giert. Die Erschließung kulturellen Gutes hat grund- sätzlich von kommerziellen Überlegungen frei zu sein. Es werden auch kulturelle Veranstaltungen durchgeführt, wenn von vornherein kein positives finanzielles Ergebnis zu erwarten ist. Wenn Kunst und Kultur auch den Wert in sich selber tragen, so ist es begreiflicherweise nicht mög- lich - von einigen Ausnahmen abgesehen - auf Ein- nahmen zu verzichten. Die Abhängigkeit von der finanziellen Leistungs- fähigkeit bzw. von der Dotierung im jeweiligen Voran- schlag bringt weitreichende Auswirkungen mit sich. So hat das Dauernde Vorzug' vor dem einmaligen Ereignis. Andererseits darf auch eine dauernde Einrichtung nicht das gesamte übrige Kulturleben beeinträchtigen oder gar zum Erliegen bringen. Zum Beispiel wurde in Steyr die Führw1g eines eigenen Theaters mit entsprechendem Ensemble und allen den daraus erwachsenden, nicht ge- ringen Belastungen, zu einschneidenden Einsparungen auf anderen Gebieten der städtischen Kulturarbeit füh- ren. Die Gründung neuer Institutionen muß aus den glei- chen Erwägungen heraus genau überprüft werden. Die Kosten für die Errichtung sind gut zu übersehen, die dauernd ansteigenden Folgekosten jedoch nur mehr schwer abzuschätzen. In der Programmgestaltung ist zwisc;hen Tradition und Fortschritt ein Ausgleich anzustreben, Die Tradition hat die langjährige Erfahrung, zeigt ein Übergewicht. Dem Zeitgenössischen zu seinem Recht zu verhelfen, bedarf es einiger Anstrengungen und eines gewissen Aus- maßes von Wagemut, denn bei aller Ehrfurcht vor dem überlieferten, soll zeitgenössische Kunst und Wissen- schaft ihren gebührenden Platz erhalten. Nach der Aufzählung einiger programmatischer Punkte soll hier auf die Aufgabengebiete des Amtes ein- gegangen werden. Der primäre Grund, eine eigene Kul- turabteilung zu gründen, war sicherlich die Absicht, die kulturellen Veranstaltw1gen und Bestrebungen auf eine gesicherte finanzielle Basis zu stellen, eine Grundlage, deren Auswirkungen nicht nur der städtischen Kulturar- beit selbst, sondern auch in Patronanz- und Mitveran- staltungen denmeisten kulturellen Institutionen der Stadt zugute kommen. , Dem nunmehrigen Kulturreferat kommt es vor al- lem zu, Solisten-, Kammer- Orchester- und Musikschul- konzerte, Dichterlesungen, Ausstellungen usw. zu ver- anstalten und heimische Kulturvereine in organisatori- scher Hinsicht zu unterstützen. Einen Großteil der Ar- beit nimmt die Organisation des Theatergastspielbetrie- bes, die Betreuung der umfangreichen Besucherorgani- sation in Anspruch. Von 1945 bis gegen Ende der Vier- ziger-Jahre wurde das Theater in Steyr auf privater Ba- sis mit Zuschüssen öffentlicher Körperschaften geführt. 1951 war das Theater ein städtischer Betrieb, ab der Saison 1954/55 mit periodischen Gastspielen des Lan- destheaters Linz. Die Vorstellungen wurden bis 1958 im Theater in der Berggasse durchgeführt. Ab diesem Zeit- punkt finden die Gastspiele des Landestheaters Linz und anderer Bühnen im baulich umgestalteten Volkskino statt. 1958 wurde auch die Abonnentenorganisation in der jetzigen Form eingeführt. Zum Unterschied von anderen Theatern ist die Frequenz im: Stadttheater Steyr zufrie- denstellend. Der Publikumszuspruch beschränkt sich nicht auf die Stadt allein, auch Besucher aus der weiteren Um- gebw1g besuchen regelmäßig die Vorstellungen. Zu den weiteren Aufgaben der Mag. Abt. IX im Bereich des Sportreferates, gehören unter anderem Ter- minvergabe und Terminevidenz für die Benützung der Turnsäle durch Steyrer Sportvereine, die Verwaltung der Sporthalle, organisatorische Unterstützung von Sport- vereinen und die Durchführung und finanzielle Ab- wicklung von eigenen sportlichen Veranstaltungen. 191

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