Amtsblatt der Stadt Steyr 1971/9

2 AMTSBLATT DER STADT STEYR 1971 Aus dem Stadtsenat A m 29. 7. 1971 trat der Stadtsenat zu seiner 85. Sitzung zusammen. Als Vorsitzender fungierte Bür- germe.ister Josef Fellinger. 52 Akten wurden erledigt. Die Sitzung leiteten, wie üblich, die Subventions- ansuchen ein. Dem österreichischen Roten Kreuz, Be- zirksstelle Steyr, wurde die 2. Jahresrate seiner Sub- vention in Höhe von S 50. 000, - zugesprochen. S 1. 000, -- widmete der Senat dem Verband der Kriegsblinden Österreichs zum weiteren Ausbau der Hör- bücherei. Für das am 21. und 22. August 1971 mit dem Ver- bandstrachtenfest 1971 verbundene 25-jährige Jubiläum des TrachtenvereinesSteyr übernahm die Gemeinde eine Ausfallshaftung in Höhe von S 15. 000, -; Dem Sportklub Amateure Steyr wurde ein außer- tourlicher Zuschuß von S 8. 000, - zur Verbesserung der Sprunganlagen auf dem Sportplatz gewährt. .' Zur Anschaffung von Lernmitteln für bedürftige Schüler Steyrer Pflichtschulen stellte der Senat einen Betrag von S 5:4. 000, - zur Verfügung. Ein Antrag der Städtischen Unternehmungen auf Übernahme des aus den Betriebszweigen Stadtbad und Kunsteisbahn resultierenden Verlustes für das Rechnungs- jahr 1970 in der Gesamthöhe von S 572. 200, - wurde im positiven Sinne an den Gemeinderat zur zuständigen Er- ledigung weitergeleitet. Schließlich wurden folgende Beträge für die ge- nannten Vorhaben (Gesamtausmaß S 3,737.000, -) be- willigt. Umbau Taborrestaurant, Lieferung von Küchenein- richtw1gsgegenständen S 280. 000, -; Genehmigung einer Kostenerhöhung bei der sani- tären Installation des llallenbades S 88. 000, -; Fassadeninstandsetzung beim Altbau des Zentral- altersheimes, Spenglcrarbcitcn S 34. 000, -; Umfahrung Hundsgraben, Grundeinlösen für den rechten Brückenkopf (Sellönaucrstadcl) - Antrag an den * Gemeinderat S 2,113. 000, - ; Kanalisierung Gleink, Erstellung der Ausschrei- bungsunterlagen S 20. 000, - ; Verbesserung der städtischen Straßenbeleuchtung in der Punzerstraße und in der Großmannstraße S44.000,-; Einbeziehung von Häusern am Stadtplatz in die Fassadenaktion 1971 S 22. 000, -; Reparaturen an städtischen Schulen und Kinder- gärten S 310. 000, -; Ankauf von Schulbüchern w1d Material für den Handarbeitsunterricht an den öffentlichen Pflichtschu- len S 330. 000, - ; Einrichtung einer neuen Kindertagesheimstätte im Kindergarten Puschma1mstraße S 21. 000, -; Vornalm1e von Instandhaltw1gsarbeiten an städti- schen Wohnhäusern und Betriebsgebäuden S 464. 000, -; Ankauf einer Motorsense für das städtische Was- serwerk (Brunnenschutzgebiet) S 11. 000, -; Ankauf von Heißmischgut Wld Kaltasphalt zur Stra- ßenerhaltung S 330. 000, - . Der Stadtsenat bestätigte weiters eine Verfügungur des Magistrates, mit der im Interesse der Erhaltung des• Ortsbildes die Beseitigung einer ohne ortspolizeilicher Genehmigw1g an der Ennser Straße errichteten Werbe- tafel angeordnet worden war. Zuletzt wurden die vorliegenden Staatsbürger- schafts- und Gewerbeansuchen behandelt. Als Aufsichtsrat der Gemeinnützigen Wohnw1gs- gesellschaft der Stadt Steyr, Gesellschaft mit beschränk- ter Haftung, Steyr - Rathaus, vergab der Stadtsenat die Bautischler- und Beschlagarbeiten sowie die Lieferung und Montage der Personenaufzugsanlage für die Wohn- häuser Resthof I (92 Wohnungen) und die Lieferung und Montage der Jalousien für die Wohnhäuser E XVIII g 1 und 2 und Wehrgraben 1/1 - 6 (Gesamtkosten rund S 16, 200. 000, - ). Zur Behebw1g diverser Dachschäden am Haus Wokralstraße 7 stellte der Aufsichtsrat S 22. 000, - zur Verfugw1g. Das Handwerk der Plattner in Steyr Z u jenen Handwerksberufen, denen einst große Be- deutung zukam, heute aber völlig vergessen sind, zählen die Plattner oder Harnischmacher. In ihren Werk- stätten verfertigten sie Fußknecht-, Trabanten-, Feld-, Turnier-, Trab- und Roßharnische, halbe und ganze Krebse ( aus Reifen oder "Folgen" bestehende Brust- und Rückenstücke, die größere Bewegungsfreiheit gestatte- ten), Reiterkürasse, Helme, Sturmhauben und Marions. Die Harnischerzeugung nahm ihren Anfang im 14. Jahrhundert. Bedeutende Werkstätten entstanden in Mai- land, Augsburg, Landshut und Nürnberg. Mittelpw1kt europäischer Plattnerkunst aber war vorn 15. bis zum 17. Jahrhundert Innsbruck. In der Landeshauptstadt Ti- rols verfertigte Meister Jörg Seusenhofer im Auftrage Ferdinands I. 1547 die berühmte" Adlergarnitur", die ihrn ein Honorar von 265 Dukaten und 1258 Gulden ein- trug. In Steyr wird ein Ilarnischmacher schon im Jahre 1367 in einer Urkunde der Abtei Kremsmünster erwähnt. Bis in die Zeit des Rokolw arbeiteten in der Stadt ein 134 bis zwei Meister. Einige kamen aus oberdeutschen Städ- ten und aus Innsbruck. In der Hauptsache wurden in Steyr Gebrauchs- harnische erzeugt. Für wohlhabende Bürger dürften aber auch schönere, vielleicht geäzte oder tauschierte Rii~ stungen angefertigt worden sein. Das Glänzen besorgten die Polierer. Zur Herstellung ihrer Erzeugnisse benötigten die H arnischmacher Stahlblechplatten, die sie über die städ- tischen Eisenhändler von den Hammermeistern im Enns - tal bezogen. Die Zusammensetzung dieses Materials zeigt eine vom Eisenobmann 1606 angeordnete "Har- nisch Plech Prob", die Hammermeister Peter Ochs in Weyer vorzunehmen hatte. Hiebei wurden 3 Zentner (ä 56 kg) "Väßlstachel" und 2 Zentner Hammereisen verschmiedet. In Steyr ka!n die Purt (= 125 kg) dieser Blechsorte auf 6 Gulden 5 Schilling 16 1/4 Pfennig zu stehen, in Linz verkaufte man sie um 6 Gulden 7 Schil- ling. Harnischblech wurde in beträchtlichen Mengen nach Nürnberg geliefert.

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