Amtsblatt der Stadt Steyr 1971/7

4 AMTSBLATT DER STADT STEYR 1971 D ie Aktion "Saubere Natur" wurde von den öster- reichischen Pfadfindern im Jahre 1968 ins Leben gerufen. Heuer wurde die Aktion auf eine breitere Ba- sis gestellt und haben auch Mitglieder anderer Jugend- organisationen an der Säuberung des Stadtgebietes er- folgreich mitgewirkt. Die wichtigsten Einsatzstellen be- fanden sich in der Steyr-Au (rund wn die "Schwarze Brücke"), die Lauberleite, im Wolfernerwald, im Ge- biet oberhalb der Porschevilla, im Stadlmayrwald, im Klosterwald Gleink, beim Teufelsbachfall, im Bereich des Ennskais und zwischen dem Beserlpark und der Reder- insel. Den geme insam en Bemühungen der Aktionsteil- nehmer i st es gelungen , nicht weniger als 10 Lastwa- genfuhren Müll einzusammeln. Die St adtgemeinde hat durch Bei stellung der Abfuhrfahrze uge di e Akti on geför- dert. 0:: UI :::> < ..J I- Q'. < I 0 1- 0 lL Der Optimismus der Roten Falken wird mi t jedem Unrat fertig Die Aktion kann in mehrfacher Hinsicht a ls ä u- ßerst erfolgreich angesehen werden. Zunächst ist es ge- lw1gen, sdu: vid :,,ur Säuberw1g dt:r Stadt uud ihrt:r Er- holungsgebiete beizutragen. Ebenso große Bedeutung kommt aber dem erzieherischen Wert der Aktion zu. Wer einmal bei einer solchen Aktion selbst mitgearbeitet hat, wird sicherlich Verunreinigungen der Natur künftig vermeiden. Das gesetzte Beispiel hat bestimmt auch Außenstehende zum Denken gebracht und bei vielen dadurch das soziale Gefühl geweckt. Es wurde insbe- sondere für die Jugend augenscheinlich, daß es erfor- derlich ist, im Rahmen der Gemeinschaft aufeinander Rücksicht zu nehmen. Nicht zuletzt liegt ein positiver Wert der Aktion auch darin, daß in ihrem Rahmen die verschiedenartigsten Jugendgruppen im Interesse des Ge- meinwohles zusammengearbeitet haben. Es kann dies als ein Beitrag zwn Verständnis und zur gegenseitigen Ach- tung angesehen werden. 104 Die Ansicht der Stadt Steyr von·Wolfgang Hausser V on den Goldschmieden, die in der Renaissance in Steyr arbeiteten, erlangte Wolfgang Hausser lokalgeschichtliche Bedeutung. Wie andere Berufskol- legen in Wien, Nürnberg und Frankfurt a. M. betätigte sich auch er als Kupferstecher und schuf als solcher eine topographisch wertvolle Ansicht der Eisenstadt. Der Geburtsort Haussers, der um 1557 das Licht der Welt erblickte, ist unbekannt, Er kam 1593 nach Steyr. Hier heiratete er in zweiter Ehe die Goldschmieds Witwe Margareta Wagner und erwarb das Bürgerrecht. Im Jahre 1607 kaufte der Meister um 600 Gulden -den Vordertrakt des Hauses Enge Gasse Nr. 17. Wi e die Ratsprotokolle berichten, hatte Hausser im Se ptember 1608 die mühsamen, mit seinem Sohn Jo- seph durchge führten Vorarbeiten für die Stadtansicht so - weit a bgeschlossen, da ß er beginnen konnte, den "Ab- riß auf Kupfer Pledt" ( Kupferblatt) zu übertragen. Die- se Arbe it, die der Goldschmied neben seiner beruflichen T ätigkeit durchführte, erforderte viel Zeit und Geduld, Erst im Herbst des Jahres 1611 wurde die Druckplatte vollendet. Am 28. November beschloß der Stadtrat, dem Meister für den "Burgfriedsabriß", wie man den Kupfer- stich auch bezeichnete, "in parem gelt 50 Taller" für 200 Blätter zu bezahlen. Zwei Jahre später kaufte die Stadt "das Kupfer" (Druckplatte) um 20 Taler. Nach einer Notiz in den Regesten von Ignaz Schroff starb Hausser am 11. November 1620. In der rechten obere n Ecke des Kupferstiches, von dem l 00Exemplare wahrscheinlich schon 1762 nachge- druckt wurden, findet sich folgende Titelschrift: WARE VND EGENDLIGEN CONDRAVET DER WEIT PE KANTEN STAT STEIR IM ERTZHÖZOGTVM ÖSTER REICH Cl3 DER ENS MIT IREN VORSTÖTN VND GASSEN DVRCH WOLFGANGUS HAUSSER BVRGER VND GOLT- SCHMIT DASELBST VND SEINEN SON JOSEPH HAUSSER IN GRVND GELÖGT VND ZV ALERERST IN DRVCK GEPRACHT Die auf vielen, im vergangenen Jahrhundert her- gestellten Blättern vermerkte Jahreszahl 1584 wurde je- denfalls anläßlich der großel} Steyrer Ausstellung im Jah- re 1884 der Titelschrift beigefügt. Die Gravierung der Ziffern ist nämlich auf der heute im Oberösterreichi- scht:11 Laudt:smuseum verwahrten Druckplatte nach Ober- rat Dr. A. Marks eine "leichtere" als die der Buchsta- benschrift. Diese Zeitangabe wurde der Steyrer Stadtge- schichte von F. X. Pritz entnommen, der wohl darauf hinweist, daß auf dem Kupferstich das Jahr der Entste- hung nicht vermerkt ist, aber glaubt, daß er 1584 an- gefertigt wurde. Daß diese Jahreszahl unrichtig ist, er- gibt sich ferner aus der Tatsache, daß Hausser erst 1593 von Peuerbach nach Steyr übersiedelte. Sein in der Ti- telschrift erwähnter Sohn Joseph, gestorben im Frühjahr 1608, wäre 1584 erst sechs bis sieben Jahre alt gewesen und hätte daher an der Anfertigung der Vedute nicht mit- wirken können. schließlich sind noch Kupferstiche von Hausser vorhanden (z. B. im Germanischen Musewn in Nürnberg, im Steyrer Heimathaus, vermutlich auch in Privatbesitz), die keine Jahreszahl aufweisen.

RkJQdWJsaXNoZXIy MjQ4MjI2