Amtsblatt der Stadt Steyr 1971/6

8 AMTSBLATT DER STADT STEYR 1971 Schöne Bauten unserer Stadt Aufnahme: Eiersebner DAS SCHNALLENTOR Gleinker Gasse Nr. 46 - Stadtgemeinde Steyr D er im "Dehio" mit einem Sternchen bezeichnete Renaissance-Torbau unweit des Ftiedhofportals zählt zu den schönsten derStadtSteyr. Während uns die Namen der Baumeister, die das Kollertor und das Neu- tor erbauten, überliefert sind, kennen wir nicht den Architekten des reizvollen Torturmes am Ende der Glein- ker Gasse.Wir wissen auch nicht, wann er erbaut wurde, vermutlich schon in der ersten Hälfte des 16. Jahrhun- derts, da um 1543 das außerhalb der Stadtmauer liegen- de Wieserfe ld von eisenverarbeitenden Handwerkern, vor- züglich von Messerern besiedelt wurde. Die am Turm sichtbare Jahreszahll613 besagt jedenfalls, daß er in die- sem Jahr mit Sgraffitos geschmückt wurde,dadie Stadt den Besuch des Landesfürsten erwartete. Unter Geschützdonner trafen am 12. Juli mit gro- ßem Gefolge Kaiser Matthias und seine Gemahlin, das Herrscherpaar befand sl.ch auf der Reise nach Regens- burg, in Steyr ein. Auf dem Taborplateau, an der Burg- frieds Grenze, erwarteten die Gäste Bürgermeister, Rich- ter und Rat. Der Stadtschreiber Hans Christoph Drummer hielt die Begrüßungsansprache, Bürgermeister Christoph Stainer reicht dem Kaiser die Stadtschlüssel, die er aber durch den Direktor des Geheimen Rates Bischof Melchior Klesl wieder zurückgeben ließ. In ähnlicher Weise begrüßte der Magistrat vor dem Schnallentor am 8. August 1680 Kaiser Leopold l .und am 88 25.September 1732KaiserKarlVI.Auch in diesem Jahre wurde das Torgebäude anläßlich des Herrscherbesuches restauriert und an der Stirnfront mit einem vergoldeten Adler geschmückt. Obwohl das obere Stockwerk, das im vergangenen Jahrhundert für Wohnzwecke eingerichtet wurde, mit Schießscharten(Schlüsselscharten) ausgestattet war, be- saß das Gebäude nur geringe strategische Bedeutung, Wie der Name "Schnallentor" andeutet, diente es in er- ster Linie als Mauttor, Die Restaurierung der frühbarocken Sgraffiti, die große Ähnlichkeit mit der Kratzputzornamentik des um 1612 erbauten lnnerbergerstadels besitzen, erfolgte im Jahre 1952. Dr. Josef Ofner (V. Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740. - Dehio, Oberösterreich, 1958. -E. Krobath, Die Bür8ermeister der Stadt Steyr, Veröffentlichungen des Kulturamtes der Stadt Steyr, Heft 22/1961; 25/1964; 27/1966) * DAS BRUDERHAUS Sierningerstraße Nr. 55 - Stadtgemeinde Steyr Brand der Bruderhauskirche 1842 Lithographie von E. Koralek - Detail D as alte Versorgungsheim in der Sierningerstraße war im Spätmittelalter wahrscheinlich das zum Bür- gerspital gehörige Siechenhaus, in dem die mit einer ansteckenden Krankheit behafteten Spitalsinsassen Un- terkunft und Pflege fanden, Es lag außerhalb der Stadt- mauer, in der Nähe des Frauentores. Die zu diesem Heim und weiter nach Sierning führende Straße nannte man einst Sieche ngasse. Während das Bruderhaus ja nicht zu den schönen Gebäuden unserer Stadt zählt, besitzt die dazugehörige kleine Kirche kunsthistorische Bedeutung. Im Jahre 1511 ließ sie mit Bewilligung des Garstner Abtes der reiche Bürger Hans Lueger erbauen. Damals wurde das Siechen- haus schon als zweites Altersheim verwendet, da auch Kaiser Maximilian I. zu demselben einige Güter stifte- te, Weingärten in Niederösterreich vermachte 1540 Bür- germeister Hans Fuchsperger. In der dreijochigen, einschiffigen und mit einem Netzgewölbe versehenen Kirche ist besonders der recht- winkelig übereck gestellte Chorschluß mit seinen Halb- kreisdiensten bemerkenswert. Der Baumeister ist unbe-

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