Amtsblatt der Stadt Steyr 1971/4

8 AMTSBLATT DER STADT STEYR 1971 Garten dieses Hauses befindliche Wehrturm, heute eine Ruine, im Volksmund "Hungerturm" genannt. Auch das 1842 durch Brand zerstörte, bei der Apotheke die Kir- chengasse überspannende Torgebäude ( "Brittingertor ") zählte zu diesen Wehranlagen, und es ist nicht ausge- schlossen, daß Reste der erwähnten Stadtmauer, die gegen Ende des 15. Jahrhunderts durch den auch um "Außersteyrdorf" (Sierninger-, Schuhboden- und Glein- kergasse) erbauten Mauergürtel überflüssig geworden war, zur Errichtung des westlichen Hoftraktes des Apothekerhauses verwendet wurden. Nach Vollendung der erweiterten Stadtbefestigung erstand in den ersten Jahrzehnten des 16. Jahrhunderts, vielleicht um 1520, der spätgotische, mit geschuppten, gerauteten und gedrehten Säulen und Maßwerkorna- mentik ausgestattete Arkadengang des Vorderhauses. An der West- und Nordseite begrenzt den prächtigen Hof, er ist der schönste dieser Art in unserer Stadt, ein Arkadengang aus der Renaissance. Das herrliche Bauwerk ließ jedenfalls der reiche Ratsbürger und Handelsherr Lorenz Gutbrodt aufführen, da im ältesten Steuerbuch der Stadt Steyr aus dem Jahre 1543 seine Erben als Besitzer des Hauses genannt wer- den. Gutbrodt war innerhalb kurzer Zeit durch den Han- del zu großem Reichtum gelangt, auch im Stadtrat spielte er eine bedeutende Rolle. Wie Preuenhueber in seinenAnnalen berichtet, beschwerten sich über ihn um 1507 die Handwerker: "Der sey noch vor 8 Jahren ein armer Diener gewest, jetzo aber habe er wohl 8000 fl. im Messer=Handel. Dann er sich an fremde Leute ge- hänget, und mit deren Hülffe alle Messer allhie aufge- kaufft, daß kein anderer Burger, so hievor den Messer= Handel geführet, nun weiter könne fortkommen. Solches sey zwar dem Rath zu verschiedenen mahlen angezeigt, aber keine Aenderung fürgenommen worden". Nach Lorenz Gutbrodt, an dessen Tod im Jahre 1527 ein prunkvolles Epitaph im Nordportal der Stadt- pfarrkirche erinnert, gehörte der Besitz bis ins 19. Jahr- hundert ebenfalls wohlhabenden Handelsleuten. Erst im Jahre 1834 wurde hier durch Christian Brittinger, der die Liegenschaft um 9000 Gulden C. M. gekauft hatte, eine Apotheke eingerichtet. Auf ihn folgten1867 Alfred Brittinger, 1880 Emma Brittinger, 1885 Karl und Johanna Arazim, 1891 Mr. Heinrich Lang, 1894 Mathilde Stipp! (Anton Stipp!), 1910 Mr. Otto Dunkl. Abschließend sei erwähnt, daß sich Apotheker Christian Brittinger eifrig als Naturforscher betätigte und wertvolle naturwissenschaftliche Abhandlungen verfaßte. Zu seinen bedeutendsten Veröffentlichungen zählen: "Flora von Oberösterreich oder systematische Ucbersicht aller in diesem Lande wildwachsenden oder im Freien gebauten Samenpflanzen" (1862) ,"Die Brut- vögel Oberösterreichs nebst Angabe ihres Nestbau!=!S und Beschreibung ihrer Eier" (1866). Dr. Josef Ofner (Dehio, Oberösterreich, 1958. - V. Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740. - F. Berndt, Häuserverzeich- nis der Stadt Steyr, o.J. - Jahrbücher des Oberöster- reichischen Musealvereines) 56 Zubau beim Taborrestaurant im Rohbau fertiggestellt Die steigende Gästezahl im Tabor-Restaurant ver- langt eine Vergrößerung der Küchen- und Wirt- schaftsräume. Bereits Ende 1969 wurden Projektspläne erstellt und dabei in Besprechungen mit dem Pächter versucht, weit- gehend alle betrieblichen Verbesserungswünsche zu er- füllen; andererseits mußte jedoch der geplante Anbau in gewissenGrenzen gehalten werden, damit das Aussehen des denkmalgeschützten Baukörpers keine Einbuße er- leidet. Neben der Erweiterung der eigentlichen Küchen- räume zusammen mit einer Modernisierung der Ein- richtung sowie dem Einbau einer neuen Entlüftungsan- 1age ist auch die Schaffung von Kühlräumen für Fleisch, Gemüse und Getränke vorgesehen. Gleichzeitig mit dem Umbau ist die Schaffung ausreichender Räumlich- keiten für das Bedienungspersonal geplant. Auch die Umstellung der Zentralheizungsanlage von Koks auf Heizöl bringt eine Rationalisierung des Betriebes und eine Vereinfachung in der Wartung der Anlage. Der Raum für den neuen Öltank wird durch die Unterkelle- rung der obersten Sitzterrasse an der Westseite geschaf- fen, wo zusätzlich ein Getränkekeller entstehen wird. Besondere Schwierigkeiten ergeben sich bei der Durchführung der Arbeiten, weil gleichzeitig der Re- staurantbetrieb erhalten werden muß und nicht beein- trächtigt werden darf. Durch die Schaffung eines neuen Gastraumes (vor dem Küchenanbau) mit einem 6 m breiten Fenster wird die Aussichtsmöglichkeit über Stadt und Berge noch er- weitert. Außerdem wird die Terrasse über dem Zubau vom Speisesaal im 1. Stock aus begehbar sein, von wo man ebenfalls den bekannten Rundblick über Steyr ge- winnt. Durch die erdgeschoßige Küchenerweiterung nach Osten wird das bestehende Aussichtsplatzerl hinter dem Restaurant mit dem Blick über die Stadt nicht beein- trächtigt. Volkshochschule der Stadt Steyr V E RAN ST ALT UN GEN im April 1971 DONNERSTAG, 15. April 1971 Führung: MILCHHOF STEYR Regiekostenbeitrag: S 4, -- Bei genügender Teilnehmerzahl ist für die Hin- und Rückfahrt ein Sonderautobus vorgesehen. Fahrpreis: S 10, -- Voranmeldungen sind unbedingt erforderlich! Anmeldungen und Auskünfte: Rathaus, 2. Stock vorne, Zimmer 212

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