Amtsblatt der Stadt Steyr 1971/2
1971 AMTSBLATT DER STADT STEYR 13 genheit ergreifen, Ihnen allen die besten Wünsche zu den bevorstehende1: Festtagen zu übermitteln, insbesondere aber auch für das kommende Jahr ein gutes Beginnen, Gesundheit und recht viel Erfolg für unsere gemeinsame Arbeit zu wünschen. Ich möchte diese Wünsche auch erweitern auf das heute und oft zitierte Personal und möchte den Bedien- steten des Hauses in allen Dienststellen und ihrer Perso- nalvertretung ebenfalls herzlich danken für die gelei- stete Arbeit in diesem Jahr, möchte wünschen und hof- fen, daß die gemeinsame Dienstleistung an w1serer Stadt Steyr im kommenden Jahr gleich erfolgreich fortgesetzt wird. Es stehen uns im Jahre 1971 - das Budget hat es gezeigt - eine ganze Reihe neuer Aufgaben bevor. Es werden auch neue Sorgen herangetragen. Diese werden wieder die Meinungen manchmal hochtreiben, aber all das bringt uns neue Verantwortung. Ich glaube, es gera- de jetzt aussprechen zu dürfen, nach dem Ablauf dieser heute sehr gut verlaufenen Budgetdiskussion, daß wir die parteipolitischen Erfordernisse natürlicherweise als Fraktionen vertreten, daß wir aber, glaube ich, überge- ordnete kommw1alpolitische Verantwortung haben. In diesem Sinne hoffe ich und glaube ich, nicht fehl zu ge- hen, im Namen aller Gemeinderäte zu sprechen, daß im kommenden Jahr die gemeinsame Arbeit weiterge- führt werden kann, daß wir zu einhelligen Beschlüssen kommen W1d daß es vielleicht auch möglich sein wird, in den Ausschüssen eine pfleglichere Arbeit in manchen Punkten als bisher zu erreichen und wenn das geschieht, da1111 tun wir es im Dienste der Steyrer und im Dienste unserer Berufung für die Stadt Steyr. Ich darf Ihnen damit herzlich danken für Ihre Mitwirkung und die heutige Sitzung als geschlossen er- klären. ** Zur 100. Wiederkehr des Geburtstages von Enrica von Handel- Mazzetti A m 10. Jänner 1971 gedachte die Stadt Steyr im Rahmen einer Feierstunde in der Schloßkapelle des Schlosses Lamberg einer Dichterin, die vor 100 Jahren zwar in Wien geboren wurde, aber den weitaus größeren Teil ihres Lebens hier in der Eise·nstadt (1905 bis 1911) und viele Jahrzehnte in der Landeshauptstadt Linz (1911 bis 1955) verbracht hat: Enrica von Handel- Mazzetti. Bürgermeister Josef Fel1inger wies in seiner Be- grüßungsrede auf die Verbindungen zwischen der Dichte- rin und der Stadt Steyr hin.Enrica von Handel-Mazzetti hat Steyr nicht nur zum Schauplatz ihrer großen Romane gemacht, sondern sich auch im Jahre 1932, als die wirt- schaftliche Lage der Eisenstadt trostlos war, in einem flammenden und von bedeutenden Zeitgenossen, wie Franz Karl Ginzkey, Richard Billinger, Paula Grogger, Hermann Bahr, Richard Kralik, Arthur Fischer-Colbrie, Wilhelm Kienzl und anderen gezeichneten Aufruf mit der Überschrift: "Steyr in Not! " an die Weltöffentlichkeit gewandt. SichtbarenDank stattete die Stadt Steyr ab, als sie 1931 eine Promenade nach Enrica von Handel-Mazzetti benannte. Am G. April 194G verlieh der Gemeiu<lt:ral clt:r Stadt Steyr der damals 75-jährigenDichterin das Ehr~n- bürgerrecht der Stadt Steyr. In der BegründW1g dieses Beschlusses heißt es: "Die Dichterin Enrica von Handel-Mazzetti hat durch ihre Romane Steyr in der ganzen Welt bekannt ge- macht. Ihre Werke sind heute Gemeingut der ganzen Kulturwelt, sodaß die VerleihW1g der Ehrenbürgerwürde als höchste vom Gemeinderat zu vergebende Auszeich- nung wohl begründet ist! " Am 15. Oktober 1963 wurde an ihrem Wohnhaus, Handel-Mazzetti-Promenade Nr. 12, eine Gedenktafel enthüllt. Die tief empfundene und wissenschaftlich fw1- dierte Festrede hielt der unvergessene, leider viel zu früh von uns gegangene Handel- Mazzetti-Forscher Hofrat Dr. Kurt Vancsa. Bürgermeister Fellinger betonte, daß auch die Feier in der Schloßkapelle eine bescheidene Danksa- gung an die große Dichterin sein und Zeugnis davon ab- legen soll, daß die Erinnerung an Enrica von Handel- Mazzetti in der von ihr vielgerühmten Eisenstadt, dem Schauplatz ihrer großen Romane, wach ist und wach blei- ben wird. In den großen Dichtungen, die in Steyr entstanden, spiegelt sich die bewegte Stadtgeschichte wider. Nach dem "Meinrad Helmperger" (1897 /1900) und "Jesse und Maria" ( 1904/1906) schrieb sie hier den epischen Volks- gesang "Das deutsche Recht" (1907 /1908), "Die arme Margaret" (1909 /1910) und die Trilogie "Stephana Schwertner". Ein Sohn der Eisenstadt, Universitätsprofessor Dr. Moriz Enzinger, der sich schon in früheren Jahren auch mit der VerbindW1g Handel- Mazzettis mit der Eisenstadt wissenschaftlich bt:scliäfligL hallt:, l1aL t:s in dankenswer- ter Weise über das Adalbert- Stifter-Institut übernommen, die Gedächtni~schrift zwn 100. Geburtstag der Dichte- rin und Ehrenbürgerin von Steyr, Enrica von Handal- Mazzetti, zu verfassen. Aus dem gleichen Anlaß veranstaltete die Stadt Steyr in dem Ausstellungsraum des Kulturamtes, Bahnhof- straße 6, eine Exposition, in der versucht wurde, das Le- ben, die Lebensstationen und die Werke der Dichterin dem Besucher näher zu bringen. 0 25
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