Amtsblatt der Stadt Steyr 1970/10

4 AMTSBLATT DER STADT STEYR 1970 Eindrucksvolles Beispiel der Fassadenaktion: Haus Stadtplatz 36 I m Sommer 197 0 wurde das Haus Stadtplatz 36, das Gasthaus "Zu den drei Rosen" in die Fassaden- aktion der Stadt Steyr einbezogen. Bei den Restaurierungsarbeiten wurden an der Fas- sade Renaissancemalereien sowie reich profilierte, aus der Gotik stammende Fenstergewände aufgefunden. Die Malerei - eine Scheinarchitektur - war fast gänzlich er- halten. Die gotischen Steingewände dagegen bedurften einer Ergänzung. Im Einvernehmen mit dem ·Landeskonservator von Oberösterreich war die Stadtverwaltung der Auffassung, daß diese interessanten Relikte aus Steyrs Vergangen- heit erhalten bleiben sollten. Einmalig ist vor allem die Scheinarchitektur, die sich auf Grautöne beschränkt und die mit den dreidi- mensionalen Architekturelementen eine hervorragende Gesamtwirkung hervorruft. Während die verstäbten gotischen Fenster-rahmen einer früheren Zeit angehören, wurde die Entstehung der Malerei an der Fassade von verschiedenen Fachleu- ten mit ca. 1580 datiert. Die Eintragungen in den urbariellen Aufzeichnun- gen bestätigen diese Annahme. Nach Michael Willin- ger(l541) und Erhard Neumüller (1542/43), kam Caspar Khöll in den Besitz dieses Hauses am Stadtplatz. Mit Hans Handl finden wir um die Mitte des 16. Jahrhunderts den Vertreter einer reichenBürgerfamilie, die in ihren verschiedenen Linien unter anderem sechs- mal den Bürgermeister und einmal einen Stadtrichter gestellt hat, als Besitzer. Die Handl waren in Steyr reich begütert. Sie be- saßen unter anderem in der Zeit von 1567 bis 1625 auch das Nebenhaus Stadtplatz 34. Hans Handl war einer der vier Söhne des Hammer- herrn von Weyer, Gotthard Handl, der aber schon 1531 als Bürger in Steyr genannt wird. Hans Handl war mit Helene Greimbl verehelicht, die ihm 4 Söhne - Berchtold, Oswald, Matthias und Christoph - schenkte W1d 1566 verstarb. Hans Handl wird schon 1555 als verstorben be- zeichnet. * Der letztgeborene Sohn und Handelsma.nn Christoph Handl erbte 1583 das Haus Stadtplatz 36. In diesem Jahrzehnt sind wahrscheinlich die Malereien entstanden, da mit Recht anzunehmen ist, daß Christoph Handl mit der Hausübernahme dieses auch umgestalten und mit ei- ner neuen Fassade versehen ließ. Nach 1580 besaß Michael Hönig das Haus, der es 1597 seiner Hausfrau überließ. Der nächste Besitzer, der Stadtkämmerer Hans Himmel berger, wurde nach dem Bauernaufstand als Hoch- verräter am 23. April 1626 in Linz enthauptet. Seine Witwe Maria veräußerte 1627 das Haus und wandert.e aus. Der hinten im stimmungsvollen Renaissancehof sich be- findliche mit einem, von Blattornamenten in Sgraffito- technik verzierten Turm hat wahrscheinlich Hans Him- rnelberger als Urheber. Als Johann Altwiert gegen Ende des 17. Jahrhunderts in den Besitz des Hauses Stadtplatz 36. kommt, wird die- ses in ein Gasthaus umgewandelt und so einer Verwendung zugeführt, .in der es bis zum heutigen Tage steht. Nur in der Zeit von 1837 bis 1849 wird der Schneidermeister Simon Warmuth als Besitzer genannt. Ab 1790 war dieses . Gasthaus der Versammlungsplatz der Gesellen des Schlos- serhandwerks. Bis ungefähr vor zehn Jahren war der Vor- dertrakt des Hauses der Aufbewahrungsort des Zunft- bildes der Maurer, Steinmetz-, Zimmer- und Schlos- sermeister, das um 1824 entstanden war. Dieses für die Kunstgeschichte sehr interessante Bild ist nunmehr im Heimathaus der Stadt Steyr zu sehen. Die Renovierung des Hauses Stadtplatz 36 ist eine Fortsetzung der Fassadenaktion der Stadt Steyr. Die Wiederherstellung dieser denkmalgeschützten und für den Stadtplatz prägnanten Fassade hätte, wie andere Bauvor- haben dieser Art, die finanziellen Möglichkeiten des Bauwerbers überstiegen. Mit Hilfe der öffentlichen Hand, der Stadt, des Landes und des Bundes, war es möglich, ein interessantes Denkmal aus Steyrs Vergangenheit wie- derherzustellen, bzw. zu erhalten. KULTURAMT Veranstaltungskalender Oktober 1970 FREITAG, 2. Oktober 1970, 20 Uhr, Schloßkapelle Steyr, Schloß Lamberg: Han s PETERMANDL spielt Klaviersonaten von Ludwig van Beethoven (2. Abend) Sonate 8- Dur, op. 22 Sonate A-Dur, op. 2/2 Sonate e-Moll, op. 90 Sonate cis-Moll, op. 27 /2 ("Mondscheinsonate") DIENSTAG, 6. Oktober 1970, 19, 30 Uhr, Saal der Arbeiterkammer, Steyr, Färbergasse 5: EIN STRAUSS BUNTER MELODIEN von und mit Wolfgang SIE S Z, Landestheater Linz 140 Es wirken mit: Sigrid Ma rt i k k e, Volksoper Wien Else K a 1 ist a , Opernhaus Graz Wilfried Steine r, Landestheater Linz Musikalische Leitung: Dr. Roman Z e i 1 in g er, Landes- theater Linz Zur .Aufführung gelangen u.a. Werke von R. Benatzky, E.Kalman, F. Lehär, R. Stolz DONNERSTAG, 8. Oktober 1970, 20 Uhr, Theater Steyr, Volksstraße 5: Eröffnung der Spielzeit 1970/71 Gastspi~l des Landestheaters Linz:

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