Amtsblatt der Stadt Steyr 1970/10

Schöne Bauten unserer Stadt DER STADTPFARRHOF (Brucknerplatz Nr. 4 - Stadtpfarrpfründe) D ie Stadtpfarre Steyr unterstand bis in die Zeit Kai- ser Josefs II. der Abtei Garsten. Im Jahre 1305 be- stätigten der Stadtrichter w1d die "Gemein der Ritter zu Steyr", daß der jeweilige Abt des Benediktinerklosters "ihr rechter Pfarrer" sei. Der Garstner Abt hatte nördlich der Kirche einen Pfarrhof erbauen lassen, der schon 1360 erwähnt wird. Diesen kaufte 1399 die Stadt Steyr und verwendete ihn zur Unterbringung der Stadtschule (heu- te Mesnerhaus, Brucknerplatz Nr. 6). Wahrscheinlich dürfte um diese Zeit der gegenwärtige, an die Marga- retenkapellt:: a11sd1lit::ßt:mlt: Pfarrltuf t:rbaul wurden sein. Wie die Stadtpfarrkirche so litt auch der Pfarrhof schwer unter dem Brande des Jahres 1522. In der Re- formationszeit soll daher der Plütlhof in der Vorstadt Ort als Pfarrhof gedient haben. Erst in den Jahren der Gegenreformation, als man die Fertigstellung des Got- teshauses in Angriff nahm, begann Baumeister Marx Martin Spaz auch mit dem Neubau des Pfarrhofes. Doch schon wn 1631 mußten aus finanziellen Gründen die Bauarbeiten eingestellt werden. Pfarrer Dr. Achaz Schrott erwirkte 1638 den Ankauf des Schwarzhofes (heute Tomitzstraße Nr. 1), der nun durch fünfzig Jah- re als Pfarrhof diente, denn erst in den Jahren 1684 bis 1687 erfolgte unter dem Stadtbaumeister Georg Aigner, jedenfalls nach den Plänen von Spaz, der Ausbau des mächtigen, zweigiebeligen Stadtpfarrhofes. Aus die- ser Zeit stammen das mit Wappen geschmückte Portal und zwei bemerkenswerte Stuckdecken. In einem Zimmer des zweiten Stockwerkes arbei- tete in den Ferien der Jahre 1886 bis 1894 Anton Bruck- ner an seinen berühmLen symphonischen Werken. Eine an der Nordwand des Gebäudes, jedoch zu hoch ange- brachte Gedenktafel erinnert an den Aufenthalt des Mei - sters in Steyr. Schließlich sei hingewiesen auf den heute zum Pfarrhof gehörigen wuchtigen Turm der elit:maligt:11 Stadtbefestigung. Im Erbfolgekrieg mußte Stadtbau - meister Gotthard Hayberger 1741 auf Befehl des bay- rischen Kommandanten zur Aufstellung von Kanonen den Dachstuhl des Turmes abtragen lassen. Die den Wehr- turm mit dem Neutor verbindende Stadtmauer ist zum Teil bis heute erhalten geblieben. Dr. Josef Ofner (J. Ofner, Kunstchronik der Stadt Steyr, 1969, 1970. - Dehio, Handbuch, Oberösterreich, 1958. - A. Rolleder, Heimatkunde von Steyr, 1894. - V. Preuenhueber, Annales Styrenses, 1740).

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