Amtsblatt der Stadt Steyr 1970/6

II / JUNI AMTSBLATT DER STADT STEYR 1970 Fremdenverkehr in Steyr D ie alte Eisenstadt Steyr ist durch die Geschichte, die reichen Kunst&chätze und durch die Initiative der Behörden prädestiniert, eine bedeutende Rolle im in- ternationalen Fremdenverkehr einzunehmen. Die herrli- che Landschaft, in der die Stadt liegt und die an Kultur- schätzen reiche Umgebung bringen weitere Vorausset- zw1gen mit, dem Touristen ein w11fassendes Angebot zu erstellen. Bei diesen günstigen Bedingungen ist es möglich, der Stadt und der Bevölkerw1g zusätzliche Einnahmen aus dem Fremdenverkehr zu bringen, wenn die Fremdenver- kehrsgesinnung der Steyrer Bevölkerung den Auf- und Ausbauarbeiten des Fremdenverkehrsverbandes gegenüber positiv eingestellt ist. Persönliche Initiative und Tatkraft aller Personen werden notwendig sein, um die richtige Einordnung in das moderne Fremdenverkehrsgeschehen zu finden. Durch verschiedene Maßnahmen kann eine spür- bare Belebung des Fremdenverkehrs erfolgen; doch darf hiebei nicht vergessen werden, daß jede Arbeit, die von Erfolg gekrönt sein soll, ihre Zeit braucht und die In- vestitionen von heute nicht schon morgen Gewinn brin- gen können. Die Arbeiten des Fremdenverkehrsamtes erfassen vor allem die Kontaktaufnahmen mit Rundfahrtenbüros, Autobusw1ternehmungen und Reisebüros, Wochenendpau- schalarrangements sowie Spezialangebote, wie z. B. ein Hochzeitsarrangement, wurden ausgearbeitet. Eine Werbung in den touristischen Ausströmungszentren wurde eingeleitet und Steyr, vor allem wegen der derzeit man- gelnden Bettenkapazität, als Ausflugsziel angeboten. Eine wichtige Aufgabe war der Aufbau des Public Relations Dienstes durch die Herausgabe des Steyrer Pressedienstes und des Reisebüro- Informationsdienstes. Durch intensive Bearbeitw1g der Reiseredaktionen in Österreich, Deutschland und der Schweiz konnten bereits äußerst werbewirksame Berichte über Steyr untergebracht werden. Eine Reihe von mehrspaltigen und z. T. bebil- derten Artikeln sind bereits in Zeitungen und Zeitschrif - ten mit Riesenauflage,n im In- und Ausland erschienen. Im Zeitalter des Flugtourismus ist eine Kontaktnah- me mit Fluggesellschaften besonders wichtig und so konn- te Steyr bereits heuer in das IT Programm der Austrian Airlines aufgenommen werden. Trotz des Anwaclisens der Flugzuwachsrate wird der motorisierte Urlauberstrom weiter zunehmen und so ist die Zusammenarbeit mit Au- tomobilclubs ebenfalls eine wichtige Aufgabe. Steyr wurde in die ADAC Scheckheftal tion 1070 aufgenommen und durch besondere Vergünstigungen ist ein Anreiz ge- boten, die Stadt zu besuchen. Mit eigenen Scl1aufensterwerbw1gei1 trat Steyr in Köln, Frankfurt w1d Zürich in Erscheinung. Die Betei- ligung an Fremdenverkehrsausstellw1gen brachte gute Erfolge und unterstützte die derzeitige "Imagewerbw1g". Eine zielbewußte Verkaufswerbung kann allerdings erst nach VergrößerW1g der Bettenkapazität durchgeführt werden. Ein Touristenstrom ungeahnten Ausmaßes ist in den nächsten Jahren zu erwarten w1d durch gezielte Wer- bemaßnahmen muß dieser EntwicklW1g Rechnung getra- gen werden, will man davon profitieren. Der Fremden- verkehrsverband hat deshalb ein Werbekonzept ausgear- beitet w1d darin alle notwendigen Maßnahmen berück- sichtigt. Der Fremdenverkehrsverband ist ehrlich gewillt, eine zielbewußte Arbeit zu führen, ist aber auf die Un- terstützung der Bevölkerung angewiesen. Durch gemein- sames Bemühen kann der Erfolg für den Fremdenverkehr der Stadt Steyr nicht ausbleiben. Schöne Bauten unserer Stadt SCHLOSS STEYR (Berggasse Nr. 2 - Land Oberösterreich) D as auf einem Konglomeratfelsen vor der Steyr- Mündung thronende Schloß war bis ins 18. Jahr- hundert eine wehrhafte Burg. Wahrscheinlich wurde sie nach Besiegung der Magyaren in der Lechfeldschlacht (955) zur Sicherung der Ostgrenze des Reiches erbaut. Urkundlich wird si e erstmals in einem Bericht über die vom Passauer Bischof um 977 durchgeführte Synode zu Mistelbach bei Wels erwähnt. Wir kennen nicht die Baugeschichte der mittelal- terlichen Burg.Jedenfalls hat das bedeutende Herrscher- geschlecht der Otakare, das hier bis 1122 dauernd resi- dierte, bauliche Veränderungen vornehmen lassen. Doch konnten bisher romanische Bauelemente nicht festge- stellt werden. Wahrscheinlich vernicl1tete sie der am 27. Februar 1302 in Ennsdorf ausgebrochene Stadtbrand. Als ältester Teil der Styraburg, die nach 1278 in den Besitz der Habsburger gelangt war, mag wohl der Südwesttrakt mit dem wuchtigen Bergfried, im Volksmund "Römer- turm" genannt, gelten. Dem im 15. Jahrhw1dert mehrmals verpfändeten landesfürstlichen Besitz wurden durchBelagerungen (1416, 1467) erhebliche Schäden zugefügt. Diese ZerstörWl- gen ließ Johannes Beckenschlager, Erzbischof von Gran, der Burg W1d Herrschaft Steyr von 1476 bis 1489 pfand- weise inne hatte, größtenteils beseitigen und in dem süd- westlich vor der Burg gelegenen Gelände einen Hofgar- ten (heute Schloßpark) anlegen. Der kaiserliche Baumeister Hans Geyer nahm im Auftrage Kaiser Maximilians I. (1493 - 1519) an der Feste Umbauten vor (1508) und renovierte den Turm (1518). An die spätmittelalterliche Burg, die mit dem Ilause Enge Nr. 16 durch einen unterirdischen Gang ver- bunden war, erinnern noch der gotische Torbogen am Fuß des Scltloßbergcs, Reste der stadtseitigen Burgmauer, ein schönes gotisches Türgewände im Osttrakt, der Berg- fried und der 35 Meter breite Burggraben. InderBarockzeit(l666) verkaufte Kaiser Leopold I. die Herrschaft Steyr an Johann Maximilian Graf Lamberg. Dieser ließ im genannten Jahre im dreieckigen Burghof ein Brunnenbecken errichten, aus dessen Mitte eine Hun - deplastik (Wappentier der Lamberge) aufragt. Vermut- lich stammt aus dieser Zeit der aus dem Nor,lflügel vor- springende Uhrturm. Der furchtbare Brand des Jahres 1727 verursachte an dem Gebäude einen Schaden von 92. 500 Gulden. Die Pläne für den in die Jahre 1728 bis 1731 fallenden Wie- deraufbau, der die Brug in ein barockes Schluß umge - staltete, lieferte der Linzer Bawneister Johann Michael Prunner. Damals erhielt der nördliche Trakt einen reprä- sentativen Hallenvorbau. Gegenüber erstand die ge- schwW1gene Fassade der Schloßkapelle. Den Burggra- ben überspannt seit dieser Zeit eine imposante Arkaden- brücke, die gegen den Park zu mit einem dachlosen Rw1dbau abschließt. Prächtig ausgestattet wurden auch

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