Amtsblatt der Stadt Steyr 1970/6

1970 AMTSBLATT DER STADT STEYR 3 Aus dem Gemeinderat A m 30. 4. 1970 hielt der Steyrer Gemeinderat un- ter dem Vorsitz von Bürgermeister Josef Fellinger die 20. Sitzung ab. Es wurden 15 Tagesordnungspunkte erledigt. · Anträge, die den Stadtsenat schon durchlaufen ha- ben und über die bereits früher berichtet worden ist, be- trafen: Weiterführw1g der Arbeiten beim Bauvorhaben Sammler A - 3. Baulos (S 2, 098. 000, -- ); Ankauf von Liegenschaften in der Berggasse (S 1,800.000,--); Ankauf von Brennmaterial für das laufende Haus- haltsjahr (S 1, 754. 000, - -); Ankauf von Feuerwehrfahrzeugen (S 856. 000, --); Leistung eines Kostenbeitrages zur Regulierung des Hofergraben- bzw. Lohnsiedlbaches ( S 500. 000, - - ); Ergänzung eines Gemeinderatsbeschlusses, betref- fend die Umgestaltung der Autobushaltestelle Pachergas- se (S 499._000, --); * Brennstoffaktion 1970/71 für hilfsbedürftige Fami- lien und Einzelpersonen (S 294. 000, - -); Ankauf einer Grundparzelle in der Kat. Gern. Jä- gerberg (S 288. 000, -- ); Weiterführung des Bauvorhabens Ausbau Hubergut- straße - 1, Baulos (S 253. 000, - -). Alle diese Anträge wurden positiv erledigt. Der Gemeinderat entschloß sich weiters, zur teil- weisen Deckung des außerordentlichen Haushaltes für das laufende Jahr ein Darlehen von S 15,000.000, -- aufzu- nehmen. Es wird hiedurch möglich sein, weitere im außerordentlichen Haushalt enthaltene Vorhaben in An- griff zu nehmen bzw. fortzuführen . Zwei Beschlüsse administrativer Art befaßten sich mit der Genehmigung von Überschreitungen veranschlag- ter Ausgabenkredite im Rechnungsjahr 1969 und mit der Deckuqg des außerordentlichen Haushaltes 1969. Zuletzt erteilte der Gemeinderat eine Ausnahme- genehmigung zur Errichtung eines Industriebetriebes im Bereiche der Kat. Gern. Jägerberg W1d hob ein Bauver- bot für eine Liegenschaft in der Grenzgasse in Steyr auf. Im Verlaufe der Sitzung wurden S 8,342.000, -- freigegeben. DAS BUCHBINDERHANDWERK IN ALT-STEYR SIEGEL DES HANDWERKS DER BUCHBINDER ZU STEYR AUFNAHME: Landesbildstelle für Oberösterreich D er erste in Steyr tätige Buchbinder war vermutlich derMeister Georg Herfart. Ihn erwähnen die Steu- erbücher der Jahre 1586, 1597 und 1598. Zur Zeit der Gegenreformation, um 1627, verließ der Buchbinder Ul- rich Lechner die Eis~nstadt. In den folgenden Jahrzehnten bestandeninSteyr zwei, im 18.Jahrhundert drei bis vier Werkstätten. Diesen "Aufschwung" dürfte wohl die hier seit 1690 bestehende Buchdruckerei bewirkt haben. Im Jahre 1705 schlossen sich die Meister zu einer Innung zu- sammen und ersuchten den Stadtrat um die Ratifizierung ihrer Handwerksordnung. Bis zu diesem Jahre gehörten sie jedenfalls dem Wiener Buchbinderhandwerk an, denn nur in den Universitätsstädten bestanden solche Zünfte. Im Jahre 1727 vernichtete der gewaltige Stadtbrand die Buchbinderherberge in der Enge (Gasthaus zur "Gol- denen Gans", Enge Gasse Nr.16) und damit auch die dort verwahrten Handwerksschriften. Der überaus rührige Mei-· ster Johann Ferdinand Holzmayr, dessen Werkstätte eben- falls in der Enge lag (Enge Gasse Nr. 25), entwarf eine 22 Artikel umfassende Handwerksordnung, die 1745 vom Ratskommissär Franz Adam Sturm und von den Hand- werksmeistern gutgeheißen wurde. Nach dieser Ordnung war Zunftpatron der Heilige Lukas. Zum Gottesdienst am Festtag dieses Heiligen hatten sich die Meister mit ihren Frauen, Gesellen und Lehrlingen einzufinden. Der älte- ste Meister war Zunftvorstand (Zechmeister) bis zu sei- nem Lebensende. Nach einer Probezeit von vier bis acht Wochen wurde der Lehrling auf vier Jahre aufgedingt, wofür acht Gulden zu erlegen waren; ein Gulden kam in die Zunft- lade, der Rest wurde für ein Mahl ausgegeben. Die Gesellen mußten drei Jahre lang wandern. Sol- che, die diese Bedingung nicht oder nur teilweise er- füllten, wurden bestraft. Sie hatten für jedes fehlende Wanderjahr fünf Gulden zu bezahlen. Das Stadtarchiv verwahrt drei Herbergsbücher der Buchbindergesellen aus dem 18. und 19. Jahrhundert (1748 bis 1872). Sie ent- halten Reime, Sprüche und Devisen durchreisender Hand- werksburschen. So vermerkte 1759 ein Geselle: ich liebe der Buchbinder Orden, darum bin ich kein Schneider wor- den". Einandererschrieb1768: "Wasdergelehrte, schar- fe Sinn hier und dort geschrieben hin, das nehme ich mit eigner Hand und bind' es in ein' schönen Band". Zur Unterstützung notleidender Wandergesellen hatte jeder in Arbeit stehende Gehilfe zu Quatembers 83

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