Amtsblatt der Stadt Steyr 1970/4

1970 AMTSBLATT DER STADT STEYR 9 Ziel-sicher-anschaffen zu ergänzt werden. Die Fenster des dem Schneidermei- ster Joha1m Höller gehörigen Hauses (heute Promenade Nr. 21), das in diesem Jahre in der Nähe der Schieß- stätte erbaut worden war, wären zur Vermeidung von Schäden mit Gitter versehen zu lassen. Der Magistrat wurde beauftragt, die Durchführung dieser Anordnungen zu bewachen. Zwei Jahre später beschwerten sich llöller w1d vier weitere llausbesitzer "am Berg" (Berggasse) über die Schützen, weil sie im Schießgraben manchmal auch Böller abbrannten. Dadurch würden, so klagte der Schnei- dermeister, nicht nur Gebäude beschädigt, sondern auch kranke Leute "bewuuhigt", auch seine Frau liege des- halb "schwer krank darnieder". Am 22. Oktober 1823 verbot die Stadtobrigkeit das "polizeiwidrige Böller-Ab- brennen beim Scheibenschießen". Bis zum 11. Juli 1831 verliefen die Schießveran- staltungen völlig ruhig. Es gab keine Unfälle oder ande- re unliebsame Begebenheiten. An dem genannten Tage aber ereignete sich gegen sechs Uhr abends bei einem Freischießen ein Vorfall, der schwerwiegende Folgen hät- te haben können, Als um diese Zeit der Lamberg'sche Forstrat Wenzel Koralek seine .Amtskanzlei im Schlosse verließ und entlangderGartenmauer seinerWolmung zu- schritt, wurde er durch einen Prellschuß am linken Ohr verletzt. Der Magistrat meldete die "Beschädigung" des Herrschaftsbeamten umgehend dem Kreisamt, das eine sofortige "genaueste Untersuchung" w1d strenge Schutz - maßnahmen verlangte, Bei der Einvernahme durch die Stadtbehörde gab Koralek zu Protokoll: "Die Kugel kam von der Schieß- mit Bargeld, über das Sie frei verfügen. Barkredite, Familiendarlehen bis S 60.000,-. 4 Jahre Laufzeit, günstige Kreditgebühren, einfache, rasche Abwicklung (ohne viele Forma- litäten!}, diskrete Bearbeitung. Sie können Ihren Kredit auch telefonisch bestellen. Bei der Spezialbank für Kredite. WIEN-HREDIT TEILZAHLUNGSBANH GESELLSCHAFT M · B · H REPRASENTANZ STEYR Steyr, Grünmarkt 24, Tel. 3433 statt, in welcher damals ein Freischießen gehalten wor- den, w1d folglich ein Sclmß dem andern gefolgt war, mir seitwärts entgegen, zerquetschte oder zerriß mir die obere Ohrwindw1g oder Ohrsclmecke, streifte dann an dem Gehörbeine so nahe vorüber, daß die Haut hieran von dem Luftdrucke blau unterlaufen war und fuhr dann durch den rückwärtigen Teil des Ilutschirmes hinaus". Wie der Forstrat, so waren auch die Schützen- meister Georg Krwnhuber (Uhrmacher) und Ferdinand Popp (Gastwirt) der .Ansicht, daß nur ein Geller den Un- fall verursacht haben könnte, obgleich die tief im Gra- ben befindliche Schießstätte "die möglichste Sicher- heit" gewähre. Weitere Erhebungen ergaben, daß an diesem Abend gegen sechs Uhr wohl ein Fehlschuß fiel der aber nach Meinw1g derSchützendenForstbeamten w1möglich hätte verwunden können. Die von den Schützenmeistern abgegebene Versi- cerhung, in Hinkw1ft "doppelte .Aufsicht walten zu las- sen" erschien dem Magistrat unzureichend, Am 16. Juli ließ er zur Vermeidung weiterer Unfälle die Schießstät- te vorläufig sperren, da sich auf der Promenade an Sonn- tagen, wenn geschossen wurde, Leute aufhielten. Nach Prüfung der vom Magistrat der Stadt Steyr vorgelegten Untersuchungsergebnisse forderte am 9, Sep- tember das Kreisamt die dauernde Schließung der An- lage, weil "das Scheibenschießen in der gedachten Schießstätte immerhin mit Gefahr für die Sicherheit des Lebens verbunden wäre". Damit war das Endederdurch drei Jahrhunderte bestehenden "Stadtgrabenschießstatt" besiegelt. Die noch in diesem und im folgenden Jahre von den Vorständen der Schützengilde gegen die kreisamtliche 61

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