Amtsblatt der Stadt Steyr 1970/2

12 AMTSBLATT DER STADT STEYR 1970 Der Vorsitzende erteilte sodann ST AD TRAT RUDOLF FÜRST das Wort. Dieser meinte, da ß man beim Vergleich der Ausführungen der einzelnen ÖVP- 'Redner zu dem Schluß komme, die ÖVP besitze gewis- sermaßen einen Januskopf, da sich die Ausführungen des einen Kollegen mit nicht qualifi zierbaren Verdächti- gungen und versteckten Drohungen von den wohltempe- rierten Ausführungen des anderen wesentlich unterschei- den. Die Schaffung einer Vergabeordnung sei ein Pw1kt, über den man sicherlich beraten kann, es sei aber nicht gerade glücklich, in diesem Zusammenhang den Bund zu erwähnen, denn einen Vergabeskandal, wie er sich dort ereignete, habe sich Steyr noch nie vorwerfen müssen. Er sprach sodann, daß bei Vergaben vorwiegend einhei- mische Firmen berücksichtigt werden und verwies darauf, daß der Schuldenstand Steyrs noch immer weit hinter dem anderer vergleichbarer Städte liege, da Steyr in den ver- gangenen Jahren bedeutende Bauvorhaben mit eigenen Mitteln schaffen konnte. ST AD TRAT LEOPOLD WIPPERSBERGER behandelte sodann die Probleme des Verkehrswesens. Er führte aus, daß es sowohl finanziell wie auch technisch unmöglich ist, diese Probleme auf einmal zu löse n. Das Problem der schlechten Straßen sei bekannt, betreffe aber im wesentlichen die Zufahrtstraßen, welche Landes- und Bw1desstraßenseien. Kaum eine Stadt in der Größe Steyrs sei hier so benachteiligt und hätte so schlechte Zubrin- gerstraßen. Das Asphaltierungsprogramm sei 1970 für Gemeindestraßen um 50 o/o erweitert worden w1d die ge- samten Mittel für das Verkehrswesen im Budget von 10,9 auf fast S 14 Mill. erhöht worden. Anschließend daran ergriff GE MEIN D ER AT HEIGL das Wort. Er führte aus, daß das Budget sehr viele Wünsche erfüllt, um das Leben in der Stadt an- genehmer und schöner zu machen und gab der Hoffnung Ausdruck, daß diese Tendenz in den kommenden Jah- ren fortgesetzt werden könne und forderte abschließend die Geschäftswelt auf, dafür Sorge zu tragen, daß die Preise nicht ins Unermeßliche steigen. GEMEINDERAT DR. GÄRBER führte, nach- dem ihm vom Vorsitzenden neuerlich das Wort erteilt worden war, aus, daß wn die Mittel mehr zu schonen, im Wohnungsbau der Private mehr leisten sollte, um zu einer Wohnung zu kommen. Er brachte sodann diesbezüg- lich drei Vorschläge. Da dieses Problem zu einem spä- teren Zeitpunkt weiter behandelt werden soll, verzich- tete er zunächst auf die Abstimmung hierüber. GEMEINDERAT HEINRICH SCHWARZ brachte einige Entgegnungen zu den Ausführw1gen meh- rerer Vorredner. Er führte manche gegenläufige Äußerung auf die bevorstehenden Nationalratswahlen zurück. Nach einer Wortmeldung der Gemeinderäte MAYR und ING. HOLZINGER erklärte Bürger- meister-Stellvertreter Petermair, daß es der ÖVP auf Grund der Ablehnung des Antrages über eine getrennte Abstimmung nicht möglich sei, dem Voranschlag zu- zustimmen. Die Gemeinderäte Gherbetz w1d August Moser erklärten sodann namens ihrer Fraktionen, daß sie dem Voranschlag 1970 ihre Zustimmung geben. 24 Bürgermeister-Stellvertreter Weiss erteilte sodann dem Finanzreferenten das Schlußwort. Bürgermeister Fellinger beschränkte sich im we- sentlichen auf die Feststellung, daß es aus Zeitmangel anläßlich der Budgetdebatte naturgemäß nicht möglich sei, auf jeden einzelnen Diskussionspunkt einzugehen, Er bedauerte vor allem die Haltung der ÖVP-Fraktion und vertrat die Auffassung, daß es nicht nötig gewesen sei, diesen Standpunkt einzunehmen, Anschließend daran wurde in der von Bürgermei- ster-Stellvertreter Franz Weiss durchgeführten Abstim- mung der gesamte Voranschlag mit Stimmenmehrheit angenommen. * * Restaurierung der Egedacher-Orgel in der Pfarrkirche St. Michael Beitragsleistung der Stadtgemeinde D urch den Beschluß des Stadtsenates vom 18. De- zember 1969 wurde für die Restaurierung der Ege- dacher- Orgel in der Pfarrkirche Steyr - St, Michael ein Betrag von S 86 . 000, - zur Verfügung gestellt . Damit ware n natürlich nicht die Gesamtkosten für die Erneuerung diese s kulturhistorisch überaus wertvollen Objektes gedeckt, Doch stellt diese finanzielle Hilfe einen bedeutenden Beitrag der öffentlichen Hand für die Erhaltung überkommenen Kulturgutes dar. Des- gleichen sind in den letzten Jahren große Summen für die Renovierung denkmalgeschützter Häuser und für die Erhaltung des historischen Stadtbildes in Steyr aufgewen- det worden. Die Orgel in der Pfarrkirche St. Michael ist das äl- teste Musikinstrument dieser Art in Steyr. Schon über 26 Jahrzehnte versieht sie ihren Dienst bei Messen und an- deren kirchlichen Feiern. Sie war nicht für ihren derzei- tigen Aufstellungsort errichtet worden, sondern wurde im Frühjahr 1788 aus dem 1082 gegründeten und 1787 auf- gelösten Benediktinerstift Garsten hieher gebracht. Ihre Entstehung fällt in die Amtszeit des den schö- nen Künsten aufgeschlossenen Garstener Abtes Anselm Angerer (1683 - 1715), Dieser beauftragte den aus ei - ncr Salzburger Orgelbauerfamilie stammenden Johann Ignaz Egedacher mit der Errichtung einer Orgel in der Klosterkirche zu Garsten. 1707 war dieses Werk mit 18 Registern vollendet. Von dem gleichen Meister stam- men auch die Orgel im Zisterzienserstift Zwettl, die Kirchenorgel in Stadl-Paura und die Gehäuse der Dom - orgeln von Passau und St, Pölten. Noch vor Aufhebung des Klosters Garsten wurde die Orgel im Jahre 1780 einer Renovierung und Erwei - terung durch den Orgelbauer Franz Xaver Krisman un- terzogen. Krisman baute auch in den Jahren 1777 und 1778 die Orgel in der Stadtpfarrkirche Steyr, Nicht nur für das Kloster Garsten war das Wirken Anselm Angerers fruchtbar. In Steyr ließ er den Pfarr-

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