Amtsblatt der Stadt Steyr 1969/12

1969 AMTSBLATT DER STADT STEYR 5 genannten Schraderrealität im Straßenviereck u.opolu- Werndl-Straße - Tomitz- - Spitalskystraße - Redtenba- chergasse sowie der Resthofgründe in Gleink zum Gegen- stande haben. Von den neuesten Planungen sind vor allem ein weiteres Bauvorhaben auf der Ennsleite, welches etwa 150 Wohnungen umfaßt, eine Wohnhausanlage in Schlüs- selhof sowie ein großes Wohnhochhaus mit Garconnieren in der Redtenbachergasse von besonderer Bedeutung. Alle diese Neuplanungen werden nach den letzten Erkenntnissen und Erfahrungen auf dem Gebiete moder- nen, familiengerechten Wohnbaues erstellt und mit Zen- tralbeheizung ausgestattet sein. Durch den Erwerb eines für Bauzwecke geeigneten Areals an der Schlüsselhofgasse konnte die Gesellschaft ihren Bestand an Bauland wieder vergrößern. Ein Erlah- men der Bautätigkeit aus Mangel an Baugründen ist jeden- falls von der Wohnungsgesellschaft nicht zu befürchten, zumal auch die Stadt Steyr in letzter Zeit wieder größe- re Grundflächen angekauft hat, die einer späteren Bebau- ung erschlossen werden können. Wie aus dem Bericht der Geschäftsführung weiters zu entnehmen ist, ist auch die Verwaltungstätigkeit der Gesellschaft, bedingt durch den ständigen Zuwachs an neuen Wohnungen und die intensive Fortführung der Bau- tätigkeit in dauerndem Steigen begriffen. Der Jahres- abschluß 1968 weist bereits eme knapp unter S 400 Millio- nen gelegene Bilanzsumme auf. Für die Bautätigkeit wurden in diesem Jahr über S 53 Millionen ausgegeben und S 11, 2 Millionen an Mietzinsen eingenommen und verwaltet. Die Wohnungsgesellschaft der Stadt Steyr ist, wie schon aus ihrem Firmenwortlaut hervorgeht, eine Einrich- tung der Stadt, die sich dieses Unternehmens bedient, um unter Mobilisierung aller nur erreichbarer finanzieller Mittel dem dringenden öffentlichen Anliegen, nämlich der Bekämpfung der Wohnungsnot und Zug um Zug mit der Erhöhung des Lebensstandards auch der Hebung der Wohnkultur zu dienen. Die Wohnungsgesellschaft ist aber auch ein gemeinnütziges Unternehmen, das den stren- gen Vorschriften der einschlägigen Gesetze unterliegt. Aus diesen Feststellungen ergibt sich ihre Verpflichtung, stets um die Belange des sozialen Wohnbaues besorgt zu sein und ihre Sorge vornehmlich jenem Teil der Bürger unserer Stadt zu widmen, die aus eigener Kraft nicht in der Lage sind, ihre Wohnbedürfnisse zu befriedigen. Die in der Gesellschaft mitarbeitenden Mandatare unserer Stadt konnten daher im Hinblick auf die bisherigen Lei- stungen der Gesellschaft nach dem Dank an ihre Mitar- beiter der Überzeugung Ausdruck verleihen, daß das Unternehmen seine Tätigkeit in diesem Sinne weiterhin intensiv fortsetzen wird. -----------■----------- Schöne Bauten unserer Stadt DAS MEDITZ-HAUS D ie östliche Häuserreihe des unteren Stadtplatzes beherrscht das prw1kvolle Meditz -Haus (Stadt- platz Nr. 9). Das in seiner Anlage gotische Bauwerk - Portal und Mittelerker weisen noch heute darauf hin - wurde in der Spätrenaissance, vermutlich in der ersten Hälfte des 1 7. Jahrhunderts, bedeutend umgestaltet. Aus dieser Zeit stammt der prächtige Hof mit seinen über drei Sei- ten sich hinziehenden beachtenswerten dreigeschossi- gen, auf toskanischen Säulen ruhenden Arkaden. Der westliche Hoftrakt zeigt ein hervorragend gearbeitetes Gitter. Es stammt aus einer späteren Zeit und besteht aus Spiralen und Akanthusblättern. Otfried Kastner ("Eisenkunst im Lande ob der Enns") schreibt es jenem Meister zu, der das Emporengitter in der Michaeler- kirche anfertigte. In einer Nische des Hintertraktes befindet sich ein Wandbru1men, den eine Neptw1figur schmückt. Er er- innert an den bis an die Meere sich erstreckenden Fern- hand.el, der von den Eigentümern dieses Patriziersitzes in früheren Jahrhunderten betrieben wurde. Im 16. und 17. Jahrhundert besaßen das Haus die Handelsgeschlech- terEdlinger(um 1543), Urkauf, Hoffmann und Gaymann. In der Folgezeit gehörte es dem Stadtrichter und Bür- germeister Adam Wilhelm, dem Verwalter Georg Joseph von Erb, den Handelsleuten Jakob Anton Escher und Ig- naz Leithner, der Innerberger Hauptgewerkschaft, dem Obervorgeher Joseph Scheuchenstuhl und um 1799 dem Oberleutnant Josef Vilander von Landsburg. Im Jahre 1800 erwarb das Gebäude die Familie Schönthan von Phernwald. 1891 der Galanterie- und Spielwarenhänd- ler Michae l Meditz. Am Freitag, 29. August 1 727, kam im Hause der Färbermeisters- Witwe Katharina Rädinger in Ennsdorf um 1/2 10 Uhr vormittags der größte Stadtbrand, den Steyr je erlebte, zum Ausbruch. Bald standen die mei- sten Häuser dieses Stadtviertels in Flammen. Begünstigt durch einen heftigen Wind, ergriff das Feuer auch die hölzerne Ennsbrücke, die Burg, Häuser in der Berggasse, in der Enge w1d auf dem unteren Stadtplatz. In der enns- seitigen Häuserzeile erlitt noch das Meditz-Haus be- trächtliche Brandschäden, die vor allem eine Erneuerung 185

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