Amtsblatt der Stadt Steyr 1969/10
1969 AMTSBLATT DER STADT STEYR 3 Ennsleite XIX - Verkitten der Fugen zwischen den Naturstein- und Stahlbetonumrahmungen und den Holz- fensterstöcken und Abdichtung des Drucksteigerw1gsrau- mes im Hochhaus; Erneuerung der Fenster und Türen im Bau U I (Rör- holtweg 1, 5 und 17) sowie des Anstriches der Fenster und Türen im Bau Tabor VII ( Resthofstraße 1 - 13), Schöne Bauten unserer Stadt ..,. DIE MARIENKIRCHE • =,'<= 1 1 ,- 1111':! Im Jahre 1472 gründeten Dominikaner aus Krems a. d. Donau in Steyr eine Ordensniederlassung. Georg und Wilhelm von Losenstein verkauften dem Orden ihr Haus an der vom Stadtplatz zur Enns führenden Eisengasse. Das Klostergebäude und die um 1478 vollendete Kirche vernichtete der verheerende Stadtbrand des Jahres 1522. In der Zeit der Glaubensspaltung verließen die Mönche die Stadt. Um die evangelische Lateinschule unterbringen zu können, sie befand sich in einem unzulänglichen Gebäu- de in der Berggasse, erlaubte im Jahre 1559 Kaiser Fer- dinand I. den Bürgern den Wiederaufbau von Kloster und Schule unter der Bedingung, daß die Dominikaner im Bedarfsfalle gegen Vergütung der Baukosten das Gebäude einlösen können. Aber schon im Juli 1572 brachten die hochgehenden Fluten der Enns den östlichen Trakt der Schule zum Einsturz. Die im Gebäude wohnenden 60 Studenten konnten noch knapp vor Eintritt der Katastrophe . die Flucht ergreifen. Im Zuge der Gegenreformation wurde dem Domi- nikanerorden am 10. November 1624 das Gotteshaus und am 12. Februar 1625 das Klostergebämde zurückgegeben. In den Jahren 1642 bis 164'\' erhielt die Kirche ihr ba- rockes Aussehen. Die Bauarbeiten leitete der Maurer- meister Hans Tanner. Die nicht in der Fluchtlinie der unteren Häuser- zeile des Stadtplatzes liegende Kirche zählt zu "den ersten Schöpfungen der nach der Gegenreformation in Österreich einsetzenden klösterlichen Bautätigkeit (Dehio). Vorbild war die Münchner St. Michaels-Kirche. Die doppeltürmige Fassade zeigt über dem rundbogigen Hauptportal die Statue der Muttergottes und im Giebel- feid das Standbild des hl. Dominikus. In der Rokokozeit, und zwar in den Jahren 1774 bis 1778, wurden die Türme und die Einrichtung der Kirche neu gestaltet. Damals erhtelt das Gotteshaus, in dessen Gruft der Steyrer Bürgermeister Maximilian Luckner (1660 - 1677) im Jahre 1680 bestattet worden war, den mächtigen Hochaltar mit der künstlerisch wertvollen Marien-Statue, die figurenreiche Kanzel und eine neue Orgel. Mit reichen barocken Stuckarbeiten hatte man schon früher einige Seitenkapellen geschmückt. Den Vorplatz, über den von 1788 bis 1851 ein ge- deckter Zugang zur Kirche führte, flankieren Kapellen mit wirkungsvollen Passionsgruppen, die um 1650 der Steyrer Bildhauer Elias Sturmberger angefertigt haben dürfte. Unter Kaiser Josefll. wurde im Jahre 1785 das Do- minikanerkloster aufgehoben, 1865 übernahm die Kirche "Unsere Liebe Frau vom Siege" die Gesellschaft Jesu • Dr. Josef Ofner (Stadtarchiv: Ratsprotokolle. - Dehio, Die Kunstdenkmä - ler Österreichs/Oberösterreich. -I. Neumann, Die Latein- schule in Steyr. -F. X. Pritz, Beschreibung und Geschichte der Stadt Steyr u. a.) * Die Straßennamen Steyrs 17. Fortsetzung Taborstiege: Sie führt vomMichaelerplatz zur Ta- borhöhe. Die ;; m 31. Oktober 1951 durch Bürgermeister Ing. 'Leopold Steinbrecher eröffnete Stiege zählt 243 Stufen; sie wurde nach dem Entwurf von Dipl. Arch. Preyer von der Baufirma Hingerl erbaut. Taborweg: Er verläuft im nordöstlichen Randge- biet des Taborplateaus. Nach V. Preuenhueber stammt diP BezPichnung von den auf dieser Anhöhe errir.hteten Schanzen der böhmischen Söldner des Kanzlers Jörg von Stein, der 1467 die Rückgabe der ihm pfandweise über- lassenen Herrschaft Steyr an Kaiser Friedrich III. verwei- gerte. Stein eroberte damals Steyrdorf und zwang die kaiserlichen Truppen, die Stadt und Burg besetzt hatten, zum Abzug. Taschelried: Die Bezeichnung der im nördlichen Steyrdorf gelegenen Siedlung geht nach F. Trauner zu- rück auf den Personennamen "Tasche! "(älter "Tausch~!", "Teuschel"). Terrassenweg (Hinterberg) : Abzweigend von der Huthoferstraße verläuft er auf einer nördlich des Raming- baches gelegenen Terrasse. 151
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