Amtsblatt der Stadt Steyr 1969/9

1969 AMTSBLATT DER STADT STEYR 9 KLAVIERKONZERT H a n s N A S T (Wien), mit Wer- ken von Franz LI S Z T (Ungarische Rhapsodie, Liebes- traum, Walzer, Konzertetude, Aus den Pilgerjahren, Transkription u. a.) SAMSTAG, 20. September 1969, 16, 45 Uhr, Schloßkapelle Steyr, Schloß Lamberg: KINDERNACHMITTAG: JUGEND SPIELT, SINGT, SPRICHT und TANZT(Klaviervorträge, Gesang.Gedich- te, Tanz) Ausführende: Schülerkreis Kurt R a n z Es singt: Elisabeth B r a u n Am Flügel: Kurt Ra n z Gestaltung und Gesamtleitung: Kurt Ra n z Allfällige weitere Veranstaltungen des Kulturam- tes der Stadt Steyr im Monat SEPTEMBER 1969 werden durch Anschlag und Rundfunk bekanntgegeben. Schöne Bauten unserer Stadt DER INNERBERGERSTADEL In der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts beab- sichtigte die Stadtobrigkeit im unteren Teil des Pfarr- hofgartens ein Gebäude zu errichten, das ebenerdig für Fleischbänke, in den oberen Stockwerken für Getreide- schüttböden eingerichtet werden sollte. Nach längeren Verhandlungen kam es wegen Überlassung des dem Stift Garsten gehörigen Pfarrgrundes im Jahre 1590 zum Ab- schluß eines Vertrages zwischen der Stadt Steyr und der Benediktinerabtei. Allein Türkenkriege, Bauernaufstand und Gegenreformation verzögerten die Ausführung des Bauvorhabens. Im Sommer des Jahres 1611, der Garstner Abt Johann Wilhelm (1601 - 1613) war gerade verreist, ließ der Magistrat den Bau in Angriff nehmen. Als dies der Abt nach seiner Rückkehr erfuhr, richtete er, da er wahrscheinlich den vor zwanzig Jahren vereinbarten Ver- trag nicht kannte, ein Protestschreiben an die Stadt Steyr und eine Beschwerdeschrift an den Landeshauptmann. Am 26. Juli aber kam doch ein Vergleich zwischen Garsten und Steyr zustande. Die Stadt verpflichtete sich, statt der Fleischbänke eine Salzkammer einzurichten, die vom Abt gestellten Baubedingungen zu beachten und je- dem Pfarrer zu Steyr jährlich zehn Gulden und drei Fu- der (ungefähr 187 kg) Ischler Salz zu reichen In dem 1612/13 vollendeten Gebäude aber eignete sich das feuchte Erdgeschoß keineswegs zur Salzlagerung, weshalb es in der Folgezeit als Wagenremise benützt wur- de. Die prächtige Fassade des zweigiebeligenGetrei- despeichers, den am 28. Dezember 1628 die Innerber- ger Hauptgewerkschaft, der im nördlichen Bereich des steirischen Erzberges ( "inner dem Berg") das Eisenwesen unterstand, käuflich erwarb, zeigt über dem Portal das Fresko "Josephs Brüder khomen in Egypten Traidt zu kau- fen" ,den Doppeladler mit dem Wappen der Eisengewerk- schaft und reiche Kratzputzverzierungen ( Sgraffitos). Diese aus OberitaHen stammende Technik besteht darin, daß auf den Rauhputz ein schwarzer "Kratzgrund" in Putzmörtelstärke aufgetragen wird. Darauf kommt eine aus weißer Kalkschlämme hergestellte Kratzschicht, die in feuchtem Zustande mit einem zugeschärften Band- eisenstück soweit weggekratzt wird, als dies zur Erzie- lung der vorgesehenen weißen oder schwarzen Verzierung notwendig ist. In den Jahren 1883 bis 1887 besaß den Innerberger- stadel die Österreichische Alpine Montangesellschaft und ab 1887 die Österreichische Waffenfabriksgesellschaft, seit 1909 gehört er wieder der Stadt Steyr. In dem imposanten Bauwerk, das in dem genannten Jahre der Demolierung nahe war, wurden 1912 die hei- matgeschichtlichen Sammlungen, um 1920 das "Steyrer Kripperl" untergebracht. Der ehemalige Getreidespeicher gilt als das be- deutendste Wirtschaftsgebäude der Renaissance in Öster- reich. Dr. Josef Ofner (Stadtarchiv Steyr: Bauakten. - I. Krenn, Häuserchronik der Altstadt Steyr. - Baldass, Feuchtmüller, Mrazek, Renaissance in Österreich u.a. Werke). Auflage kontrolliert *--- und veröffentlicht im HANDBUCH DER PRESSE Schulaktionspreise eEr JOSEF BICHLER Schreibmaschinen, Stadtplatz 31 TEILZAHLUNGSMOGLICHKEITEN 141

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